Wi[e]der[W]orte
„Goooood Morning everybody. Get up. Stand up. Yes guys, for your rights. But first for an eagle. With mick & his friends: “Hey you - get off of my cloud“. Unsanft reißt mich die laute Stimme des Radiomoderators aus dem Schlaf, bevor die alten Herren um Mick Jagger durchs Zimmer röhren.
Eingelullt in eine Klangwolke aus den Roaring 60ies, schnappe ich mir meine Tasse doppelten schwarzen Espresso, den wie jeden Morgen meine automatische Nespresso schon aufgebrüht hat. Üblicherweise strecke ich ihn - je nach Morgenlaune - mit Wasser. Nicht mit irgendwelchem Wasser. Schon gar nicht mit einer x-beliebigen Menge. Französisches Wasser aus dem Vulkangebirge der Auvergne muss es sein. Auch wenn dies hier, im fernen Asien, gar nicht so leicht zu bekommen ist. Aber es gibt immer irgendeinen Expatriat, der aus der Ferne kommend einige Flaschen in seinem Koffer mit schmuggelt. Wozu hat man Freunde. Doch der eigentliche Clou besteht in der Dosierung des Wassers. Dafür habe ich mir eigens eine kleine Pipette bei einem Glasbläser in der alten Heimat fertigen lassen. Es ist mein morgendliches Ritual, das ich pflege, das ich brauche, wie andere die Zigarette am Morgen oder das Zähneputzen, ohne das ich mich auch nicht wohl fühle, ohne das ich kein Mensch bin, morgens nicht in die Gänge komme.
Gewöhnlich setze ich mich mit der Tasse in der Hand an den Computer, pute ihn hoch und logge mich in mein E-Mail-System ein.
Während sich meine Nachrichten aus aller Welt auf dem Bildschirm versammeln, naht der magische Moment: zuerst beuge ich nur meine Nase über den schwarzen Tassenrand, aus dem der Kaffeeduft in dünnen Rauchsäulen empor züngelt, während mein linker Zeigefinger die Rauchsäule auseinander fächelt, als ob sie S.O.S.-Zeichen sendete. Wie früher die alten Indianer, wenn sie hoch droben auf ihren Felsen sitzend übers weite Land schauend mit Decken das Staccato der Rauchsäulen und damit der Nachrichten in Gang setzten, weil sich Fremde ihrem Lager näherten.
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Eingelullt in eine Klangwolke aus den Roaring 60ies, schnappe ich mir meine Tasse doppelten schwarzen Espresso, den wie jeden Morgen meine automatische Nespresso schon aufgebrüht hat. Üblicherweise strecke ich ihn - je nach Morgenlaune - mit Wasser. Nicht mit irgendwelchem Wasser. Schon gar nicht mit einer x-beliebigen Menge. Französisches Wasser aus dem Vulkangebirge der Auvergne muss es sein. Auch wenn dies hier, im fernen Asien, gar nicht so leicht zu bekommen ist. Aber es gibt immer irgendeinen Expatriat, der aus der Ferne kommend einige Flaschen in seinem Koffer mit schmuggelt. Wozu hat man Freunde. Doch der eigentliche Clou besteht in der Dosierung des Wassers. Dafür habe ich mir eigens eine kleine Pipette bei einem Glasbläser in der alten Heimat fertigen lassen. Es ist mein morgendliches Ritual, das ich pflege, das ich brauche, wie andere die Zigarette am Morgen oder das Zähneputzen, ohne das ich mich auch nicht wohl fühle, ohne das ich kein Mensch bin, morgens nicht in die Gänge komme.
Gewöhnlich setze ich mich mit der Tasse in der Hand an den Computer, pute ihn hoch und logge mich in mein E-Mail-System ein.
Während sich meine Nachrichten aus aller Welt auf dem Bildschirm versammeln, naht der magische Moment: zuerst beuge ich nur meine Nase über den schwarzen Tassenrand, aus dem der Kaffeeduft in dünnen Rauchsäulen empor züngelt, während mein linker Zeigefinger die Rauchsäule auseinander fächelt, als ob sie S.O.S.-Zeichen sendete. Wie früher die alten Indianer, wenn sie hoch droben auf ihren Felsen sitzend übers weite Land schauend mit Decken das Staccato der Rauchsäulen und damit der Nachrichten in Gang setzten, weil sich Fremde ihrem Lager näherten.
Teresa HzW - 9. Mai, 06:05 - Rubrik Nachtkantine
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