Pusteblume
Es wird mal wieder Zeit für einen [auto]biografisch[gefärbt]en Text, liebe Leserinnen und liebe Leser, für eine kleine Geschichte, die sich so oder ähnlich zugetragen [haben könnte]: Heute oder gestern oder bereits vor-vor-gestern...
Da klingelt es des Morgens an der Tür. Unsereiner hat gerade gefrühstückt. Das zweite Frühstück, wohlgemerkt, denn es ist bereits zehn Uhr zehn.
Draußen vor der Tür: H. mit einer Flasche Sekt.
"Wir haben was zu feiern", jubelt der.
"So früh am Tag?", frage ich zurück und bitte den Freund herein.
Schnurstracks marschiert er durch den Flur in die gute Stube und von dort durch die weit geöffnete Tür hinaus auf die Terrasse.
"Was? Ihr frühstückt erst?", meint H. vorwurfsvoll.
"Habe fertig" - sagt Alter Egon, der die Tageszeitung beim Auftreten von H. zusammenfaltet und auf den leeren Brötchenkorb deutend meint:
"Croissants sind schon weg"
und
"Was gibts zu feiern?"
H. wedelt freudestrahlend mit einem Büchlein vor unserer Nase herum, kaum größer als ein Vokabelheft, mit festem weinrotem Einband, auf dessen Titel eine Art Wappen abgedruckt ist. Es sieht mehr wie ein goldenes Lorbeerblatt aus, in dessen Mitte wie bei den Bremer Stadtmusikanten nicht vier, sondern nur drei Tiere übereinander stehen, Löwen oder Tiger - ähnlich wie im Wappen Baden-Württembergs.
"Aaaahhhhh" - Alter Egon und ich fangen gleichzeitig zu kreischen an. In den höchsten Tönen.
Alter Egon springt auf, H. an seine Männerbrust drückend, herzend... anerkennend auf die Schultern klopfend.
"Endlich. Endlich. Es hat geklappt, H.", rufe ich aus, während der mich an den Hüften umfasst und auf der Terrasse herumwirbelt.
Ganz aus der Puste sind wir, plumpsen auf die Gartenstühle, und ich sage atemlos:
"Wahrlich ein Grund zum Feiern! Ich hole die Gläser"
Nachdem wir angestossen, prosten wir H. zu:
"Auf Euer neues Leben!" - denn auch die Angetraute von H. und die Kinder haben jenes rote Büchlein per Einschreiben erhalten.
"Da könnt` Ihr nun immer zweimal im Jahr Geburtstag feiern!" - sage ich freudestrahlend zu H.
Diverse Trinksprüche wechseln die Runde und nach zwei, drei Glässchen meint Alter Egon zu H.:
"Wie kriegen wir so etwas?"
"Tja... so einfach ist das nicht."
H.s Miene verfinstert sich bei diesen Worten und ich denke mir, Alter Egon hat mal wieder voll daneben gegriffen.
Mit tonloser Stimme erzählt H. uns, dass er es ja schon einmal versucht habe... schon einmal den Antrag gestellt... alle Papiere... alle Dokumente... lückenlos bis zurück zu den Ur-Großeltern eingereicht habe.
Damals.
In den 1980er Jahren.
Da habe "man" zwei Jahre geprüft.
Dieses Mal nur zwei Monate.
Er habe damals ohnehin nicht mehr dran geglaubt.
Es dauerte bis 1991 mit dem Bescheid:
Eine Ablehnung.
"Damals hat man mir meine Staatsbürgerschaft aberkannt. Die Sowjets wollten Leute wie mich, Künstler, Kritiker, in deren Augen Querulanten, nicht haben. Nicht im eigenen Land. Nicht in meinem Land."
H. stehen Tränen in den Augen.
"Prost", sage ich und umarme H.
"Jetzt. Jetzt, H. , ist alles anders!
Jetzt hast Du es geschafft! Das ist doch, was zählt. Nur das allein."
"Nach dreiundzwanzig Jahren. Dreiundzwanzig Jahre haben die mich warten lassen." sagt H. mit bitterem Unterton.
Doch dann schaut er uns triumphierend in die Augen, während er nochmals das Glas erhebt und sagt:
"Und jetzt hole ich mir mein Grundstück am Meer und das Haus meiner Ur-Großeltern zurück!"
"Und.. wenn Du Verstärkung brauchst...", sinniere ich laut, ".. dann..."
"...adoptiere ich Euch und Ihr bekommt dann auch meine Staatsbürgerschaft", fällt mir H. ins Wort. Er lacht plötzlich ganz verschmitzt und prostet uns zu, während wir alle auf seinen neuen Pass, der in der Mitte des Tisches liegt, schauen.
Was für ein Tag!
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Da klingelt es des Morgens an der Tür. Unsereiner hat gerade gefrühstückt. Das zweite Frühstück, wohlgemerkt, denn es ist bereits zehn Uhr zehn.
Draußen vor der Tür: H. mit einer Flasche Sekt.
"Wir haben was zu feiern", jubelt der.
"So früh am Tag?", frage ich zurück und bitte den Freund herein.
Schnurstracks marschiert er durch den Flur in die gute Stube und von dort durch die weit geöffnete Tür hinaus auf die Terrasse.
"Was? Ihr frühstückt erst?", meint H. vorwurfsvoll.
"Habe fertig" - sagt Alter Egon, der die Tageszeitung beim Auftreten von H. zusammenfaltet und auf den leeren Brötchenkorb deutend meint:
"Croissants sind schon weg"
und
"Was gibts zu feiern?"
H. wedelt freudestrahlend mit einem Büchlein vor unserer Nase herum, kaum größer als ein Vokabelheft, mit festem weinrotem Einband, auf dessen Titel eine Art Wappen abgedruckt ist. Es sieht mehr wie ein goldenes Lorbeerblatt aus, in dessen Mitte wie bei den Bremer Stadtmusikanten nicht vier, sondern nur drei Tiere übereinander stehen, Löwen oder Tiger - ähnlich wie im Wappen Baden-Württembergs.
"Aaaahhhhh" - Alter Egon und ich fangen gleichzeitig zu kreischen an. In den höchsten Tönen.
Alter Egon springt auf, H. an seine Männerbrust drückend, herzend... anerkennend auf die Schultern klopfend.
"Endlich. Endlich. Es hat geklappt, H.", rufe ich aus, während der mich an den Hüften umfasst und auf der Terrasse herumwirbelt.
Ganz aus der Puste sind wir, plumpsen auf die Gartenstühle, und ich sage atemlos:
"Wahrlich ein Grund zum Feiern! Ich hole die Gläser"
Nachdem wir angestossen, prosten wir H. zu:
"Auf Euer neues Leben!" - denn auch die Angetraute von H. und die Kinder haben jenes rote Büchlein per Einschreiben erhalten.
"Da könnt` Ihr nun immer zweimal im Jahr Geburtstag feiern!" - sage ich freudestrahlend zu H.
Diverse Trinksprüche wechseln die Runde und nach zwei, drei Glässchen meint Alter Egon zu H.:
"Wie kriegen wir so etwas?"
"Tja... so einfach ist das nicht."
H.s Miene verfinstert sich bei diesen Worten und ich denke mir, Alter Egon hat mal wieder voll daneben gegriffen.
Mit tonloser Stimme erzählt H. uns, dass er es ja schon einmal versucht habe... schon einmal den Antrag gestellt... alle Papiere... alle Dokumente... lückenlos bis zurück zu den Ur-Großeltern eingereicht habe.
Damals.
In den 1980er Jahren.
Da habe "man" zwei Jahre geprüft.
Dieses Mal nur zwei Monate.
Er habe damals ohnehin nicht mehr dran geglaubt.
Es dauerte bis 1991 mit dem Bescheid:
Eine Ablehnung.
"Damals hat man mir meine Staatsbürgerschaft aberkannt. Die Sowjets wollten Leute wie mich, Künstler, Kritiker, in deren Augen Querulanten, nicht haben. Nicht im eigenen Land. Nicht in meinem Land."
H. stehen Tränen in den Augen.
"Prost", sage ich und umarme H.
"Jetzt. Jetzt, H. , ist alles anders!
Jetzt hast Du es geschafft! Das ist doch, was zählt. Nur das allein."
"Nach dreiundzwanzig Jahren. Dreiundzwanzig Jahre haben die mich warten lassen." sagt H. mit bitterem Unterton.
Doch dann schaut er uns triumphierend in die Augen, während er nochmals das Glas erhebt und sagt:
"Und jetzt hole ich mir mein Grundstück am Meer und das Haus meiner Ur-Großeltern zurück!"
"Und.. wenn Du Verstärkung brauchst...", sinniere ich laut, ".. dann..."
"...adoptiere ich Euch und Ihr bekommt dann auch meine Staatsbürgerschaft", fällt mir H. ins Wort. Er lacht plötzlich ganz verschmitzt und prostet uns zu, während wir alle auf seinen neuen Pass, der in der Mitte des Tisches liegt, schauen.
Was für ein Tag!
Teresa HzW - 5. Mai, 19:43 - Rubrik Fund[W]orte
als lohn für das "rätsel" ...
ich glaube ich habe es gelöst ...
es sollte ein pass der Republik Estland sein ...
gelle ???
http://www.fifoost.org/wordpress/?cat=12&paged=4
Eine Mappe für...
Doch der [Ihrige] Leserwunsch sei mir "Befehl" ;-)
So viel Kreativität ist schließlich zu belo[hn]bigen:
http://www.essen-und-trinken.de/uploads/thumbnails/0009/00000000009/1024x1024/Aperol-Spritz-4600d8513d1db7ea821cd890339d38a4_fjt2011091061.jpg
Proscht!
Und wie sind Sie nur so schnell darauf gekommen, dass es ein Liit Eesti... :-o
Hätt` ja auch ein Liit Letti... oder Liit Litti... sein könn` ;-)
Darauf eine Mappe für Sie, lieber Josef :-)
Pu.Ste.blume
ICH
mich an die Pusteblume ran gerobbt, ganz flach hingelegt, die kleine Canon G10 so schräg von rechts unten nach links oben gen Himmel gehalten, dass die Sonne mit drauf und der Eindruck entsteht, ein Frosch habe den Auslöser betätigt.
Hinterher
ein wenig Bildbearbeitung in Form von mehr Blau ins Motiv gepi[x]elt, damit der Himmel im Hintergrund der Pusteblume zu noch mehr Geltung verhilft.
HACH, wie schööön, dass mir diese kleine Überraschung [für Sie] gelungen ist :-)))
ich glaube ... ,
eins drauf mit mappe ... , liebe Teresa