Abschied
Bye-bye, Au revoir, Adiós, Arrivederci, Do Widzenia, Na Shledanou, Na Svidenje, Dovidenia, Viszontlátásra, до свидания! Auf Wiedersehen, Servus, [Baa-Baa]...
...nach zehn jahren tätigkeit auf internationalem parkett heißt es heute für mich abschied nehmen,
von lieb gewordenen kolleginnen und kollegen im in- und ausland und
von einer ganz besonderen aufgabe, mit der mich eine art hass-liebe verband:
die ich anfangs gehasst hatte – wegen der chaotischen verhältnisse, die ich bei übernahme vorfand und die mir am ende ans herz gewachsen war.
ich liebte die begegnungen mit sehr unterschiedlichen menschen, ihren bisweilen sehr eigenartigen und eigenwilligen mentalitäten,
verzweifelte manchmal an den so unterschiedlichen arbeits- und managementkulturen in west und ost.
ich liebte die interdisziplinäre zusammenarbeit, die mit manchen ländern nicht immer sehr diszipliniert aufgrund deren kultureller eigenart ablief.
ich hasste meetings, in denen ich die deutsche seite allein vertreten "durfte", weil sich alle vor-, über-, zwischen- und ober-BOSSE weggeduckt haben
ich werde nie vergessen, wie unsere "deutsche delegationsbank" in einem internationalen meeting mit 65 teilnehmern aus 21 ländern quer über den tisch von den lieben kollegen aus österreich und italien nieder geschrien wurde und meine deutschen kollegen die flucht ergreifen wollten; ich sie zum bleiben zwang, weil es sonst zum internationalen eclat gekommen wäre und uns deutschen die schuld und der schwarze peter zugeschoben worden wäre.
ich werde nie eine verhandlung mit den italienern vergessen, bei denen wir sechs stunden lang immer wieder über dasselbe sprachen und ich mit meinen beiden deutschen "unterhändlern" von fünfzehn italienern in die mangel genommen wurde, ohne ein jota unserer verhandlungsposition preis zu geben; das war mir der größte triumph.
ich werde nie vergessen, wie osteuropäische kolleginnen und kollegen im ersten jahr der zusammenarbeit bei unseren zusammenkünften in rom, mailand oder paris den meetings fernblieben; wir deutschen dachten, es hätte probleme mit den flügen gegeben , bis sie uns bei der dritten absenz nach dem meeting in der hotellobby mit prall gefüllten shoppingtüten welt bekannter designerfirmen in die arme liefen.
ich werde nie die anrufe unserer grauen österreichischen emminenz bei mir vergessen, wenn ich innerhalb der deutschen vermitteln sollte, weil "wieder ungeschicklichkeiten" auf den unteren ebenen der zusammenarbeit auftraten und ich mir die jammertirade über "böse deutsche, die den anderen alles überstülpen", anhören durfte.
ich werde nie vergessen, wie erst nach vielen, vielen meetings und gefühlten tausend slivowitz das eis zu den polnischen und tschechischen kollegen brach
und ich schmunzle heute noch über den italienischen verhandlungsführer, der während unserer verhandlungen parallel ständig "mobile" telefonierte...
...es gibt so viele erinnerungen…
an gute und schlechte tage,
die erkenntnis,
...dass die völker verbindende wirtschaftliche zusammenarbeit in jeder hinsicht ein fragiles gebilde ist, wir noch lichtjahre entfernt sind
von einem normalen zusammenarbeitsverhältnis
mit – ich sage jetzt einfach mal pauschal – osteuropa, auch wenn es da durchaus feine unterschiede gibt.
wir durch die wirtschaftskrise und die aufgeblähten eu-rettungsschirme als deutsche mehr als bedroher denn als retter in den – vor allem – osteuropäischen ländern wahr genommen werden
die erkenntnis,
...dass das misstrauen von osteuropäischer seite uns deutschen gegenüber enorm zunimmt, die angst vor feindlicher übernahme;
als reaktion darauf mache ich überall zunehmende nationalistische tendenzen aus, das verhalten der ungarischen politik wundert mich daher nicht, es kann auch wie ein verzweifelter versuch betrachtet werden, sich vor der krake europa-union zu schützen, das eigene volk, die eigene nation vor der einmischung der anderen europäer abzuschirmen;
abschottungstendenzen sind auch in anderen ländern in ost, west und süd spürbar...
wie dem auch sei… ich werde vieles nun aus der ferne mit verfolgen… in gebührlichem abstand mir meinen reim darauf machen...
1914 mal gelesen
...nach zehn jahren tätigkeit auf internationalem parkett heißt es heute für mich abschied nehmen,
von lieb gewordenen kolleginnen und kollegen im in- und ausland und
von einer ganz besonderen aufgabe, mit der mich eine art hass-liebe verband:
die ich anfangs gehasst hatte – wegen der chaotischen verhältnisse, die ich bei übernahme vorfand und die mir am ende ans herz gewachsen war.
ich liebte die begegnungen mit sehr unterschiedlichen menschen, ihren bisweilen sehr eigenartigen und eigenwilligen mentalitäten,
verzweifelte manchmal an den so unterschiedlichen arbeits- und managementkulturen in west und ost.
ich liebte die interdisziplinäre zusammenarbeit, die mit manchen ländern nicht immer sehr diszipliniert aufgrund deren kultureller eigenart ablief.
ich hasste meetings, in denen ich die deutsche seite allein vertreten "durfte", weil sich alle vor-, über-, zwischen- und ober-BOSSE weggeduckt haben
ich werde nie vergessen, wie unsere "deutsche delegationsbank" in einem internationalen meeting mit 65 teilnehmern aus 21 ländern quer über den tisch von den lieben kollegen aus österreich und italien nieder geschrien wurde und meine deutschen kollegen die flucht ergreifen wollten; ich sie zum bleiben zwang, weil es sonst zum internationalen eclat gekommen wäre und uns deutschen die schuld und der schwarze peter zugeschoben worden wäre.
ich werde nie eine verhandlung mit den italienern vergessen, bei denen wir sechs stunden lang immer wieder über dasselbe sprachen und ich mit meinen beiden deutschen "unterhändlern" von fünfzehn italienern in die mangel genommen wurde, ohne ein jota unserer verhandlungsposition preis zu geben; das war mir der größte triumph.
ich werde nie vergessen, wie osteuropäische kolleginnen und kollegen im ersten jahr der zusammenarbeit bei unseren zusammenkünften in rom, mailand oder paris den meetings fernblieben; wir deutschen dachten, es hätte probleme mit den flügen gegeben , bis sie uns bei der dritten absenz nach dem meeting in der hotellobby mit prall gefüllten shoppingtüten welt bekannter designerfirmen in die arme liefen.
ich werde nie die anrufe unserer grauen österreichischen emminenz bei mir vergessen, wenn ich innerhalb der deutschen vermitteln sollte, weil "wieder ungeschicklichkeiten" auf den unteren ebenen der zusammenarbeit auftraten und ich mir die jammertirade über "böse deutsche, die den anderen alles überstülpen", anhören durfte.
ich werde nie vergessen, wie erst nach vielen, vielen meetings und gefühlten tausend slivowitz das eis zu den polnischen und tschechischen kollegen brach
und ich schmunzle heute noch über den italienischen verhandlungsführer, der während unserer verhandlungen parallel ständig "mobile" telefonierte...
...es gibt so viele erinnerungen…
an gute und schlechte tage,
die erkenntnis,
...dass die völker verbindende wirtschaftliche zusammenarbeit in jeder hinsicht ein fragiles gebilde ist, wir noch lichtjahre entfernt sind
von einem normalen zusammenarbeitsverhältnis
mit – ich sage jetzt einfach mal pauschal – osteuropa, auch wenn es da durchaus feine unterschiede gibt.
wir durch die wirtschaftskrise und die aufgeblähten eu-rettungsschirme als deutsche mehr als bedroher denn als retter in den – vor allem – osteuropäischen ländern wahr genommen werden
die erkenntnis,
...dass das misstrauen von osteuropäischer seite uns deutschen gegenüber enorm zunimmt, die angst vor feindlicher übernahme;
als reaktion darauf mache ich überall zunehmende nationalistische tendenzen aus, das verhalten der ungarischen politik wundert mich daher nicht, es kann auch wie ein verzweifelter versuch betrachtet werden, sich vor der krake europa-union zu schützen, das eigene volk, die eigene nation vor der einmischung der anderen europäer abzuschirmen;
abschottungstendenzen sind auch in anderen ländern in ost, west und süd spürbar...
wie dem auch sei… ich werde vieles nun aus der ferne mit verfolgen… in gebührlichem abstand mir meinen reim darauf machen...
Maluceane - 19. Jan, 07:34 - Rubrik All[e]Tag[e]
Trackback URL:
https://wiederworte.twoday.net/stories/abschied/modTrackback