Shhhhh - 30. Mär, 14:21

Das ist mir ehrlich gesagt alles ein bißchen zu einfach. Die FDP als solche vertritt diese Entscheidung nicht allein und hat(te) längst nicht das letzte Wort dabei aber es ist natürlich leichter ein Randproblem über die Kante zu jagen, als offen dazu Stellung zu nehmen und womöglich selbst noch davon betroffen zu werden ( Horst Seehofer zum Beispiel war sicherlich gern bereit, für ein paar lumpige Wähler mehr das Totenlied der FDP auf der Mundharmonika mit anzustimmen ).
Außerdem, wer garantiert denn, dass es bei einer Bürgschaft bleibt? Ist es bei der Bankenrettung bei Bürgschaften geblieben? Wie teuer war das am Ende wirklich? Und da soll schon wieder gebürgt werden? Wer bürgt denn da? Wer vergibt den Kredit nochmal, die staatseigene KfW? Wieso macht das keine private Bank? Sowas fragt keiner, es wird sich nur noch empört und draufgehauen auf die Hampelmänner.

Teresa HzW - 30. Mär, 21:37

@SHHHHH

Ich gehöre gewiss nicht zu jenen, die sofort nach Vater Staat rufen oder einem staatlichen Eingreifen in den Markt den Mund reden.

An einem Tag, an dem die politisch verantwortliche Kaste in Berlin mal eben das Volksvermögen ihrer Bürger einem nichtsnutzigen Euro-Rettungsschirm öffnet, schwillt mir jedoch der nicht vorhandene Kamm, lieber SHHHHH.
Das sind Milliarden, die - wenn die Tinte unter den Euro-Verträgen noch nicht trocken ist - bereits in den Spekulationsöfen der Finanzmärkte zu Asche zerfallen sind.
Das sind Lasten, an denen noch unsere Kindeskinder zu tragen haben werden. Es glaube doch keiner, dass dies zur Staatenrettung in Südeuropa beiträgt…

Mehr Vertrauen habe ich da, in der Tat, in unsere eigene heimische Wirtschaft und die heimischen Insolvenzverwalter. Angesichts der Vollkonjunktur in unserem Land und des guten Binnenkonsums sowie aufgrund der Standorte der "rentablen" Schleckermärkte bin ich tatsächlich der festen Überzeugung, dass es mit diesen [im Vergleich zum Euro-Schirm] "läppischen" siebzig Millionen Euro hätte gelingen können zu einer solidarischen Lösung humanen Wirtschaftens für die anderen Schlecker-Beschäftigten zu kommen.
Jetzt hat keiner was davon.
Der Investor wird auf sich warten lassen, denn wer kauft schon eine marode Firma, der nun Zehntausende von Kündigungsklagen und entsprechende Abfindungssummen ins Haus stehen.

Der deutsche Steuerzahler wird ohnehin alles zahlen. Indem wir Steuer zahlende Bürger dieses Landes die Soziallasten über die Bundesagentur für Arbeit für Tausende von Schlecker-Arbeitnehmerinnen tragen: angefangen von ALG 1 und 2 über die Last der Qualifizierungs- und arbeitsmarktpolitischen Wiedereingliederungsmaßnahmen bis hin zu HARTZ IV, wo der Großteil der gekündigten Schlecker-Beschäftigten in spätestens drei Jahren angekommen sein wird.

Was die FDP betrifft:
Die läutet ihr Totenglöcklein schon allein, da braucht`s an sich keinen mehr.
Allerdings: Zu anderen Zeiten wäre darüber im Freistaat die Koalition und nicht nur der Kragen des bayrischen Ministerpräsidenten geplatzt.
;-)
Teresa HzW - 30. Mär, 21:51

KfW - Kommt für Was [auf]... ;-)

Noch ein kleines nachgeschobenes P.S.,
lieber SHHHHH und wen`s noch interessiert
;-)
Die KfW ist eine Bank!
Sie ist die drittgrößte deutsche Bank [somit auch systemrelevant ;-) – kleiner Scherz am Rande].
Ihr Kapital wird zu vier Fünftel vom Bund und zu einem Fünftel von den 16 Bundesländern finanziert. Und damit also auch wieder aus dem Steuersäckel von uns Bürgern.

Die KfW wurde nach dem zweiten Weltkrieg gegründet, um den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft zu fördern. Das Startkapital stammte damals aus den Mitteln des sog. "Marshallplanes" [= dem "Europäischen Wiederaufbauprogramm"].

Heute fördert die KfW mit ihren Förderkrediten vor allem Existenzgründer und innovative Fördervorhaben, zum Beispiel die Energiewende in den Privathaushalten der Bürger, wie in den Nuller Jahren die Solarförderung [um nur ein Beispiel zu nennen].
Ferner stellt sie mittel- und kurzfristige Investitionskredite für kleinere und mittlere Unternehmen zur Verfügung.
Sie gibt Kommunen Geld für Investitionsvorhaben bei Infrastrukturmaßnahmen [zB Bau von Schulen, Sporthallen] und finanziert auch die Aus- und Weiterbildung von Schülern und Studenten.

Die Finanzierung einer Transfergesellschaft wäre daher durch ihren [staatlichen] Auftrag durchaus gedeckt gewesen.

Hier kann im KfW-Geschäftsbericht mehr nachgelesen werden [wen`s interessiert - Achtung fast 7 MB!] http://kfw.de/kfw/de/I/II/Download_Center/Finanzpublikationen/PDF_Dokumente_Berichte_etc./1_Geschaeftsberichte/Geschaeftsbericht_2011.pdf
Shhhhh - 30. Mär, 22:22

Ich finde nicht, dass 800 Milliarden mit 70 Millionen Euro verglichen werden können, egal wie abstrus teuer mir das beides vorkommt.
Ich finde auch nicht, dass sich die Politik in die Wirtschaft einzumischen hat, in einem Staat, der Marktwirtschaft propagiert ( das "soziale" schenke ich mir an dieser Stelle ).
Ich gehe absolut konform damit, dass wir als Steuerzahlende die Kosten für egal welche Lösung zu tragen haben, was ich aber nicht verstehe, ist, weshalb die FDP dafür den schwarzen Peter bekommen hat. Weil sie als Juniorpartner ihren großen Koalitionär vorführt? Ich frage mich dabei, wer hier wen vorführt, ich fühle mich nämlich vorgeführt.
Im übrigen zahlen sich die Bosse bei EON aufgrund eines Riesenbetriebsergebnisses gerade sensationelle Boni und haben vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls angekündigt, knapp 10.000 Leute zu entlassen. Das ist eine Zahl, die durchaus mit der anderen vergleichbar ist. Aber das hat die empörte Netzgemeinde bis auf ein paar wenige Randnotizen schon längst wieder vergessen, weil es ja jetzt um Schlecker geht und die komplette Journaille hinter den neuesten Frauenschicksalen her ist.
Eigentlich ging es mir tatsächlich nur um den schwarzen Peter der FDP, jetzt habe ich mich aber wieder dermaßen aufgeregt.
Teresa HzW - 2. Apr, 12:25

Über die arbeitsmarktpolitischen Instrumente im Insolvenz-Fall Schlecker kann man wirklich unterschiedlicher Meinung sein, lieber SHHHHH. Welcher Weg der beste ist, kriegt man ja immer nur durch Ausprobieren heraus. Nun wird der (arbeitsmarktpolitische) Weg eben über die Arbeitsagenturen gegangen. Es wird sich ja leider erst in Monaten zeigen, wieviele der gekündigten Schleckermitarbeiter-innen tatsächlich wieder eine [akzeptable] Beschäftigung gefunden haben.

Allerdings:
Eine Bürgschaft bleibt eine Bürgschaft - egal ob ich nun für einen anderen nur für 100 Euro oder für 70 Millionen oder gar für 800 Milliarden einstehe.
Nur die Auswirkungen einer Bürgschaft sind natürlich verschieden, weil sie je nach Höhe der Summe in ihrer Konsequenz [wenn der Bürgschaftsfall eintritt] unterschiedlich hart ausfallen.

Wahrscheinlich besser, wenn man über den hypothetischen Fall der Konsequenzen im Euro-Rettungsschirm nicht weiter nachdenkt, als kleiner Bürger kann man da eh nix ausrichten.... außer... vielleicht... auswandern ;-)
[aber woanders ist auch nicht alles Gold, was glänzt]

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