Eskalation bei Stuttgart 21
360 Verletzte, zahlreiche Augenverletzungen, Rippenbrüche, gebrochene Nasen, ein Mann soll durch einen Wasserwerfer ein Auge verloren haben, 6 Personen liegen im Krankenhaus.
So lautet die Bilanz des Polizeieinsatzes im Stuttgarter Schlosspark am heutigen Tag.
Mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken versuch[t]en rund 1000 Polizisten im Stuttgarter Schlossplatz das Recht zum Bau von Stuttgart 21 durchzusetzen und eine Freifläche für die Einrichtung des Grundwasser-Managements im Schlosspark zu schaffen.
Ab Mitternacht könnten die ersten Bäume dafür gefällt werden.
Spiegel online titelt "Bürgerkrieg im Schlossgarten" und beschreibt detailliert Szenen, die es in der Tat zuletzt vor dreißig Jahren bei den Demos gegen den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf gab. Die WAA Wackersdorf war eines der politisch umstrittensten Bauprojekte der 1980er Jahre in Deutschland. Wackersdorf sollte der deutsche Standort zur Wiederaufbereitung abgebrannter Brennstäbe aus Kernreaktoren werden. 1987 wurde in Wackersdorf trotz der Proteste mit dem WAA-Bau begonnen, der im Frühsommer 1989 eingestellt wurde, denn nach jahrelangen Bürgerprotesten und Massendemos vor Ort unterzeichnete die Betreiberfirma einen Kooperationsvertrag mit der WAA in La Hague. Die Anlage WAA ging in der Oberpfalz nie in Betrieb.
In den 1990er Jahren wurde das Gelände in einen Industriepark umgewandelt, auf dem heute zahlreiche namhafte Unternehmen angesiedelt sind.
Die WAA-Bewegung hat, aus meiner Erinnerung heraus, maßgeblich dazu beigetragen, dass sich eine Partei wie die Grünen entwickeln konnte.
Fortsetzung folgt; schalten Sie SWR TV ein, dort laufen Sondersendungen. In der SWR-Mediathek können einige Beiträge dazu angesehen werden, z.B. über das massive Vorgehen der Polizei unter
http://swrmediathek.de/player.htm?show=f1ed6ca0-ccb5-11df-9486-0026b975f2e6
Der Polizeieinsatz wird am morgigen Freitag im Bundestag ein Nachspiel haben: Der Innenausschuss des Bundestages beschäftigt sich dann in einer Sondersitzung mit dem heutigen Polizeieinsatz bei Stuttgart 21.
Was mich entsetzt und erschreckt, ist dass in den Sondersendungen des SWR, die sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen dazu laufen, D I E Bürgerinnen und Bürger Baden-Württembergs ihre Sorgen und Ängste darüber zum Ausdruck bringen, dass die Spirale der Eskalation, die heute durch den Polizeieinsatz ausgelöst wurde, zu Bürgerkriegs ähnlichen Situationen in Stuttgart führt. Diese Besorgnis wurde vorhin mehrfach vor allem von älteren MitbürgerINNEn geäußert.
Eigentlich hatte ich für Sie, liebe Leserinnen und Leser meines literarischen Blogs, heute einen richtig netten Beitrag zum 50. Geburtstag von den Flintstones vorbereitet. Doch nun... muss ich das vertagen.
Sie werden dies sicher verstehen!
Angesichts der Ereignisse, hier vor meiner Haustür, kann ich nicht fröhlich die Feuersteins feiern, wenn völlig Unschuldige, harmlose Bürger, zwischen die Fronten geraten.
Soeben rief mich eine Freundin an, total aufgelöst, fragte mich um Rat, sie weiß nicht mehr, was sie tun, was sie sagen soll.
Ihre fünfzehnjährige Tochter war bei den Schülern dabei, die heute bei einer Demo im Schlosspark friedlich gegen Stuttgart 21 demonstrierten und in den Polizeieinsatz gerieten. Diese Schüler-Demo war beim Ordnungsamt angemeldet und auch als Demo zugelassen worden. Alles hatte also seine Ordnung.
BIS ja bis die Polizisten kamen.
Offensichtlich sind die, obwohl die SchülerInnen friedlich auf einem der Parkwege saßen mit voller Härte gegen diese vorgegangen und haben etwa 50 von ihnen mit dem Wasserwerfer regelrecht vom Weg gespritzt.
Meine Freundin ist empört, sprachlos.
Was soll sie ihrer fünfzehnjährigen Tochter sagen über unseren Rechtsstaat?
Die Tochter versteht die Welt nicht mehr, liegt heulend in ihrem Zimmer auf dem Bett.
Meine Freundin sagte mehrmals am Telefon, die Tochter habe gefragt: "Mama, wir leben doch in einer Demokratie? Wieso machen die das mit uns? Wir wollten doch nur friedlich da sitzen und demonstrieren?"
Ich muss jetzt erstmal mein Schreiben einstellen, weil ich versprach, noch schnell vorbei zu kommen....
Ich hoffe, Sie haben einen geruhsameren Abend als ich...
2017 mal gelesen
So lautet die Bilanz des Polizeieinsatzes im Stuttgarter Schlosspark am heutigen Tag.
Mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken versuch[t]en rund 1000 Polizisten im Stuttgarter Schlossplatz das Recht zum Bau von Stuttgart 21 durchzusetzen und eine Freifläche für die Einrichtung des Grundwasser-Managements im Schlosspark zu schaffen.
Ab Mitternacht könnten die ersten Bäume dafür gefällt werden.
Spiegel online titelt "Bürgerkrieg im Schlossgarten" und beschreibt detailliert Szenen, die es in der Tat zuletzt vor dreißig Jahren bei den Demos gegen den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf gab. Die WAA Wackersdorf war eines der politisch umstrittensten Bauprojekte der 1980er Jahre in Deutschland. Wackersdorf sollte der deutsche Standort zur Wiederaufbereitung abgebrannter Brennstäbe aus Kernreaktoren werden. 1987 wurde in Wackersdorf trotz der Proteste mit dem WAA-Bau begonnen, der im Frühsommer 1989 eingestellt wurde, denn nach jahrelangen Bürgerprotesten und Massendemos vor Ort unterzeichnete die Betreiberfirma einen Kooperationsvertrag mit der WAA in La Hague. Die Anlage WAA ging in der Oberpfalz nie in Betrieb.
In den 1990er Jahren wurde das Gelände in einen Industriepark umgewandelt, auf dem heute zahlreiche namhafte Unternehmen angesiedelt sind.
Die WAA-Bewegung hat, aus meiner Erinnerung heraus, maßgeblich dazu beigetragen, dass sich eine Partei wie die Grünen entwickeln konnte.
Fortsetzung folgt; schalten Sie SWR TV ein, dort laufen Sondersendungen. In der SWR-Mediathek können einige Beiträge dazu angesehen werden, z.B. über das massive Vorgehen der Polizei unter
http://swrmediathek.de/player.htm?show=f1ed6ca0-ccb5-11df-9486-0026b975f2e6
Der Polizeieinsatz wird am morgigen Freitag im Bundestag ein Nachspiel haben: Der Innenausschuss des Bundestages beschäftigt sich dann in einer Sondersitzung mit dem heutigen Polizeieinsatz bei Stuttgart 21.
Was mich entsetzt und erschreckt, ist dass in den Sondersendungen des SWR, die sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen dazu laufen, D I E Bürgerinnen und Bürger Baden-Württembergs ihre Sorgen und Ängste darüber zum Ausdruck bringen, dass die Spirale der Eskalation, die heute durch den Polizeieinsatz ausgelöst wurde, zu Bürgerkriegs ähnlichen Situationen in Stuttgart führt. Diese Besorgnis wurde vorhin mehrfach vor allem von älteren MitbürgerINNEn geäußert.
Eigentlich hatte ich für Sie, liebe Leserinnen und Leser meines literarischen Blogs, heute einen richtig netten Beitrag zum 50. Geburtstag von den Flintstones vorbereitet. Doch nun... muss ich das vertagen.
Sie werden dies sicher verstehen!
Angesichts der Ereignisse, hier vor meiner Haustür, kann ich nicht fröhlich die Feuersteins feiern, wenn völlig Unschuldige, harmlose Bürger, zwischen die Fronten geraten.
Soeben rief mich eine Freundin an, total aufgelöst, fragte mich um Rat, sie weiß nicht mehr, was sie tun, was sie sagen soll.
Ihre fünfzehnjährige Tochter war bei den Schülern dabei, die heute bei einer Demo im Schlosspark friedlich gegen Stuttgart 21 demonstrierten und in den Polizeieinsatz gerieten. Diese Schüler-Demo war beim Ordnungsamt angemeldet und auch als Demo zugelassen worden. Alles hatte also seine Ordnung.
BIS ja bis die Polizisten kamen.
Offensichtlich sind die, obwohl die SchülerInnen friedlich auf einem der Parkwege saßen mit voller Härte gegen diese vorgegangen und haben etwa 50 von ihnen mit dem Wasserwerfer regelrecht vom Weg gespritzt.
Meine Freundin ist empört, sprachlos.
Was soll sie ihrer fünfzehnjährigen Tochter sagen über unseren Rechtsstaat?
Die Tochter versteht die Welt nicht mehr, liegt heulend in ihrem Zimmer auf dem Bett.
Meine Freundin sagte mehrmals am Telefon, die Tochter habe gefragt: "Mama, wir leben doch in einer Demokratie? Wieso machen die das mit uns? Wir wollten doch nur friedlich da sitzen und demonstrieren?"
Ich muss jetzt erstmal mein Schreiben einstellen, weil ich versprach, noch schnell vorbei zu kommen....
Ich hoffe, Sie haben einen geruhsameren Abend als ich...
Teresa HzW - 30. Sep, 20:54 - Rubrik Widerworte
Trackback URL:
https://wiederworte.twoday.net/stories/eskalation-bei-stuttgart-21/modTrackback