Vogelperspektive
Der große schwarze Vogel hat sie geholt… in den letzten fünf Wochen auffallend viele: Echte Persönlichkeiten von Charakter und mit hohen Werten.
Einige von Ihnen, die ich besonders als Vorbilder empfand, weil sie große Europäer oder einfach Menschen, die Haltung zeigten und oder für moralische Werte eintraten: für Freiheit und Menschen-Rechte; sich beispielhaft für die Demokratie und den Frieden engagierten; sich auch dafür einsetzten, als es ihnen in ehemals Verderben bringenden Regimen damit persönlich nicht gut bekam...
Andere von Ihnen, die mich mit ihrer bunten künstlerischen Vielfalt begeisterten und knallbunte Farbe ins Leben brachten und weiter bringen…
All jenen.. ist mein heutiger Texteintrag gewidmet:
Von uns gegangen:
Ludwig Hirsch, 65 – sein Freitod am 24.11. schockierte mich. Für mich ein ganz großer Liedermacher, dessen eben gespieltes Lied „Komm großer schwarzer Vogel“ ich nie vergessen werde.
Christa Wolf, 82 – eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen, wenn nicht sogar die bedeutendste [zumindest für mich] verstarb bereits am 1.12.
Leopold Hawelka, 100 – die Kaffeehauslegende aus Wien… starb gestern. Ob sich das Café jetzt wohl sehr verändern wird? Dieses wunderbare Café, das mir bei all meinen Wienbesuchen immer als zweites Wohnzimmer dient[e]- allerdings erst spät in der Nacht, wenn die Touris in den Betten lagen, also nie vor halbelf, als Ausklang, mit zwei Tellern Buchtln, für unseren Tisch, den Treff mit den Wiener Freunden, die auch dann noch ein Platzerl tief in der Nacht erhielten, wenn alles eigentlich übervoll, die liebe alte Dame, Josefine Hawelka, quetschte uns immer noch irgendwo dazwischen, und ihre Buchtln, Gott-hab-sie-seelig, waren ein Gedicht. Einen der Freunde hatte sie besonders in ihr Herz geschlossen, der wurde von uns immer vorgeschickt, weil er mit seinem Weaner Schmäh es wie keiner verstand… eben ein galanter Herr der alten Schule… obwohl eigentlich als Niederösterreicher vom Land, ein Reingschmeckter, jedoch mit soooo viel Schmäh und formvollendeten Handkuss…. und Blumen des Tags…. und ab und zu aus der heimischen Weinproduktion… einen besonders edlen…. vorbeibringend…. Josefine auch noch spätnachts seine Aufwartung machend… und jooo… göööhll… es is eam imma ausganga… und dann gab`s immer noch mal so eine Handvoll kleiner Buchtelinen… mmmhhmmmm waren die immer lecker…. diese traumhaften Buchtln… und die anderen Gäste bekamen lange Zähne… und die Josefine sagte: „Naa, des woarn heit de Letztn… i hob koan Doag mehr“… sprachs… und ließ den enttäuschten Touri hockn… und mir besonders Respekt abverlangend… die Tatsache, dass Beide auch ihr Mann… der Leopold… bis ins hohe Alter immer noch ein bis zwei Stunden am Tag… im Cafe… mithelfend… seufz… was für ein Vorbild!
Dafür können sich alle Verstorbenen jetzt im Himmel freuen… weil ich bin sicher… die Beiden sind happy, sich gegenseitig wieder zu haben und eröffnen dort oben bestimmt bald ein neues - himmlisches Cafe…
James Rizzi, 61 – starb einen Tod, den sich wohl jeder Künstler wünscht, bei der Arbeit im Atelier am 26.12., seine quietschbunten Wimmelbilder liebe ich seit Jahrzehnten, zwei wunderschöne Stadtbilder von ihm zieren die Flurwände.
Jopi – Johannes Heesters, 108 – der älteste aktive Schauspieler der Welt, der 90 Jahre auf den Bühnenbrettern verbrachte, verstarb am 24.12. - ein Vorbild für würdevolles Altern und Beispiel dafür, dass es keine Altersgrenze gibt, wenn man [s]eine Berufung gefunden.
Vaclav Havel, 75 – Dichter, Dramatiker, Dissident, Demokrat und daher einer DER großen Europäer für mich. Er war [für mich] noch ein echter Staatsmann, als Präsident der ehemals tschechisch-slowakischen Republik [als sie noch so hieß].
Gegangen am 18.12.
Nachfolgend der Link zu seiner großen Europa-Rede, die er hielt, dreizehn Jahre vor der großen EU-Ost-Erweiterung, als er im Jahr 1991 als Preisträger des Karlspreises in Aachen ausgezeichnet wurde:
http://www.karlspreis.de/de/preistraeger/1991/rede_von_vaclav_havel.html
Horst-Eberhard Richter, 88 - der Therapeut der Nation, mir eher als einer der wichtigsten Friedensaktivisten und politischer Vor-Denker unseres Landes im Gedächtnis, am 20.12. entschlafen.
Und zuguterletzt
Georg Kreisler, 89 - Musiker, Kabarettist, Komponist, Satiriker und Schriftsteller bereits am 22. November gestorben. Besonders seine Freiheitsgedanken haben es mir angetan, wie etwa diese hier, die wohl aktueller denn je und mit denen ich diesen Gedenkreigen schließe:
1874 mal gelesen
Einige von Ihnen, die ich besonders als Vorbilder empfand, weil sie große Europäer oder einfach Menschen, die Haltung zeigten und oder für moralische Werte eintraten: für Freiheit und Menschen-Rechte; sich beispielhaft für die Demokratie und den Frieden engagierten; sich auch dafür einsetzten, als es ihnen in ehemals Verderben bringenden Regimen damit persönlich nicht gut bekam...
Andere von Ihnen, die mich mit ihrer bunten künstlerischen Vielfalt begeisterten und knallbunte Farbe ins Leben brachten und weiter bringen…
All jenen.. ist mein heutiger Texteintrag gewidmet:
Von uns gegangen:
Ludwig Hirsch, 65 – sein Freitod am 24.11. schockierte mich. Für mich ein ganz großer Liedermacher, dessen eben gespieltes Lied „Komm großer schwarzer Vogel“ ich nie vergessen werde.
Christa Wolf, 82 – eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen, wenn nicht sogar die bedeutendste [zumindest für mich] verstarb bereits am 1.12.
Leopold Hawelka, 100 – die Kaffeehauslegende aus Wien… starb gestern. Ob sich das Café jetzt wohl sehr verändern wird? Dieses wunderbare Café, das mir bei all meinen Wienbesuchen immer als zweites Wohnzimmer dient[e]- allerdings erst spät in der Nacht, wenn die Touris in den Betten lagen, also nie vor halbelf, als Ausklang, mit zwei Tellern Buchtln, für unseren Tisch, den Treff mit den Wiener Freunden, die auch dann noch ein Platzerl tief in der Nacht erhielten, wenn alles eigentlich übervoll, die liebe alte Dame, Josefine Hawelka, quetschte uns immer noch irgendwo dazwischen, und ihre Buchtln, Gott-hab-sie-seelig, waren ein Gedicht. Einen der Freunde hatte sie besonders in ihr Herz geschlossen, der wurde von uns immer vorgeschickt, weil er mit seinem Weaner Schmäh es wie keiner verstand… eben ein galanter Herr der alten Schule… obwohl eigentlich als Niederösterreicher vom Land, ein Reingschmeckter, jedoch mit soooo viel Schmäh und formvollendeten Handkuss…. und Blumen des Tags…. und ab und zu aus der heimischen Weinproduktion… einen besonders edlen…. vorbeibringend…. Josefine auch noch spätnachts seine Aufwartung machend… und jooo… göööhll… es is eam imma ausganga… und dann gab`s immer noch mal so eine Handvoll kleiner Buchtelinen… mmmhhmmmm waren die immer lecker…. diese traumhaften Buchtln… und die anderen Gäste bekamen lange Zähne… und die Josefine sagte: „Naa, des woarn heit de Letztn… i hob koan Doag mehr“… sprachs… und ließ den enttäuschten Touri hockn… und mir besonders Respekt abverlangend… die Tatsache, dass Beide auch ihr Mann… der Leopold… bis ins hohe Alter immer noch ein bis zwei Stunden am Tag… im Cafe… mithelfend… seufz… was für ein Vorbild!
Dafür können sich alle Verstorbenen jetzt im Himmel freuen… weil ich bin sicher… die Beiden sind happy, sich gegenseitig wieder zu haben und eröffnen dort oben bestimmt bald ein neues - himmlisches Cafe…
James Rizzi, 61 – starb einen Tod, den sich wohl jeder Künstler wünscht, bei der Arbeit im Atelier am 26.12., seine quietschbunten Wimmelbilder liebe ich seit Jahrzehnten, zwei wunderschöne Stadtbilder von ihm zieren die Flurwände.
Jopi – Johannes Heesters, 108 – der älteste aktive Schauspieler der Welt, der 90 Jahre auf den Bühnenbrettern verbrachte, verstarb am 24.12. - ein Vorbild für würdevolles Altern und Beispiel dafür, dass es keine Altersgrenze gibt, wenn man [s]eine Berufung gefunden.
Vaclav Havel, 75 – Dichter, Dramatiker, Dissident, Demokrat und daher einer DER großen Europäer für mich. Er war [für mich] noch ein echter Staatsmann, als Präsident der ehemals tschechisch-slowakischen Republik [als sie noch so hieß].
Gegangen am 18.12.
Nachfolgend der Link zu seiner großen Europa-Rede, die er hielt, dreizehn Jahre vor der großen EU-Ost-Erweiterung, als er im Jahr 1991 als Preisträger des Karlspreises in Aachen ausgezeichnet wurde:
http://www.karlspreis.de/de/preistraeger/1991/rede_von_vaclav_havel.html
Horst-Eberhard Richter, 88 - der Therapeut der Nation, mir eher als einer der wichtigsten Friedensaktivisten und politischer Vor-Denker unseres Landes im Gedächtnis, am 20.12. entschlafen.
Und zuguterletzt
Georg Kreisler, 89 - Musiker, Kabarettist, Komponist, Satiriker und Schriftsteller bereits am 22. November gestorben. Besonders seine Freiheitsgedanken haben es mir angetan, wie etwa diese hier, die wohl aktueller denn je und mit denen ich diesen Gedenkreigen schließe:
Teresa HzW - 30. Dez, 15:17 - Rubrik Paternoster
es ist sehr, sehr schade,
in zwanzig, dreissig, vierzig, fünfzig Jahren erfahren wir das, lieber Josef, wenn wir das biblische Alter einer leopoldinischen Kaffeehauslegende oder eines Jopi erreichen ;-)
ähm... aber ob ich sooooo alt werden möchte... Hmmm... das steht auf einem anderen Blatt, das ich lieber gleich dem stürmischen Wind draußen übergebe, bevor ich anfange, hier drinnen trübselig zu werden ;-)