Zwiebelfisch #9
Zwiebelfisch nennt sich das Magazin für Gestaltung, das von der Freie[n] Hochschule für Grafik Design und Bildende Kunst e.v., in Freiburg (im Breisgau), herausgegeben wird. Das aktuelle Heft, Nr.9, 2010, widmet sich dem legendären Chelsea Hotel in New York. Die Macher des Magazins begeben sich auf Spurensuche nach dem, was von der Legende übrig blieb, was sie ausmacht[e] und was sie durch den gefrässigen Big Apple bedroht: Ein 08/15-Touri-Hotel zu werden. Wären da nicht jene Dauer-Hotel-Bewohner wie der Autor Ed Hamilton, der seine Stimme gegen das Vergessen und gegen Veränderungen durch geschäftsgierige Immobilienhaie, etwa im gleich lautenden Hotel-Blog erhebt. Zu Wort kommen in der Hotel-Ausgabe jedoch auch Kult-Regisseur Abel Ferrara und Leonard Cohen. Beide setzten dem Chelsea ihr Denkmal - jeder auf seine Weise: der eine mit einem Dokumentarfilm, der andere mit einem Song.
Auf 55 klar designten und typografisch interessant gesetzten Seiten lebt der, vor allem in den 1960er Jahren, beliebte Treffpunkt für alternative Künstler und Kreative, Musiker und Schriftsteller wieder auf. Aus heutiger Sicht liest sich die Liste der damaligen Hotelgäste und Dauerbewohner wie das Who-is-Who der Beat-Generation: Andy Warhol, Bob Dylan, Janis Joplin, Jack Kerouac... um nur einige Wenige zu nennen.
Highlight für alle, die eines der wenigen 1500 Exemplare im ausgewählten Zeitschriftenhandel ergattern: Ein Bastelbogen, mit dem jeder Zwiebelfisch-Nummer-Neun-Käufer zum "Chelsea-Besitzer" werden kann, wenn.... ja, wenn man etwas Geduld investiert und mit Schere und Pritt-Klebestift umzugehen weiß. Dann kann man sich sein eigenes "Chelsea" wenigstens in Miniaturform "bauen". Weiteres Gimmick der Macher: ein Hotel-Türanhänger und ein Poster, das in pop-iger Typo den Buchstaben "Z" zeigt.
Ein richtig gut gemachtes Themen-Magazin über die große Welt von damals und die kleine von heute eines legendären Hotels. Ein Magazin, das mir richtig Laune machte, es in die Hand zu nehmen, darin zu blättern und es von Anfang bis Ende durch zu lesen.
Ein Printobjekt, an dem sich die Mainstream-Zeitschriften-Presse ein Beispiel nehmen könnte... oder noch besser, warum nicht den jungen Design-Kreativen der Freien Hochschule aus Südbaden eine Job-Chance geben.
Ich habe gern die 10€ investiert und werde sicher noch öfters den Zwiebelfisch #9 über das Leben und Sterben im Chelsea Hotel zur Hand nehmen.
Teresa HzW - 17. Mai, 06:17 - Rubrik Beaux Arts
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