hans1962 - 16. Feb, 01:19

Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, wie das so ist mit der "Arbeitswürde", bin aber von einer anderen Seite an das Thema herangegangen - die im Hintergrund drohenden Konsequenzen nämlich. Gesetzt den Fall, jemand wollte sich subversive oder auch offene Übergriffigkeiten seiner Chefs nicht länger bieten lassen und sagte eines Tages einfach "Nein": was hätte sie/er schon zu fürchten, außer Jobverlust?

Selbstverständlich sind uns die Konsequenzen des Erwerbseinkommensverlust bewusst. Uns ist auch die Existenzangst geläufig, die einen angesichts der straffen, gesetzlich regulierten Armutsherstellung im Lande beschleichen kann. Sähen wir mal genauer hin, welche Einschränkungen die auf Hartz-IV-Leistungen Angewiesenen (der Ausdruck "Bezieher" gibt das Ausgeliefertsein nicht annähernd wieder) hinnehmen müssen, eröffnete sich gleich eine neue Perspektive. Ja, so ist das, Erwerbseinkommensplatz weg, à la longue Würde weg.

Aus dieser latenten, vorausahnenden Existenzangst nährt sich eine allzu nachgiebige Haltung der Arbeitnehmer, was Angriffe auf deren Unversehrtheit betrifft - psychisch wie physisch. Menschen werden eher krank, als dass sie aufstehen und weggehen aus einem ungesunden Arbeitsumfeld. Sie hätten formal gesehen die Freiheit dazu, tun's aber nicht. Insofern würde ich den Gedanken an Selbstverletzung in die Diskussion einbringen wollen. Spannend auch die Frage, w e l c h e Arbeit als Bestandteil der menschlichen Würde gelten kann. Dass sie es i s t, denke ich, wird weitgehend unwidersprochen bleiben können. Ich vertrete hier die Ansicht, dass es die selbstgewählte Arbeit ist und nicht unbedingt die gerade verfügbare.

Die Würde des Menschen im Arbeitskontext ist unter anderem getragen von der Möglichkeit, die eigene Unversehrtheit mit fragloser Selbstverständlichkeit verteidigen zu können. Es wäre ein Leichtes, die Rahmenbedingung dafür herzustellen, so seh' ich das.

PS: Ich habe meine Überlegungen dazu bei mir verallgemeinert fortgesetzt.

Teresa HzW - 17. Feb, 23:46

@HANS1962

Lieber Hans, absolut richtig, Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens, sie macht das persönliche Lebenskonzept mit aus, beeinflusst Lebensziele und das tägliche Leben. Insofern muss meines Erachtens auch die "gerade verfügbare Arbeit" einem Mindestmaß an Menschen Würde entsprechen, denn: Es ist gewiss das Privileg sehr weniger Menschen, sich die Arbeit "selbst wählen" zu können. Die Masse der heute arbeitenden Bevölkerung muss eben in "gerade verfügbarer Arbeit" tätig sein.
"Sich Arbeit frei wählen zu können" funktioniert zwischenzeitlich nicht mal mehr in jungen Jahren und in älteren schon gar nicht... Räumlich betrachtet: funktioniert das in einem Ballungsraum Stuttgart aufgrund der Vielfalt unterschiedlicher Branchen und Arbeitgeber vielleicht noch eher, als wenn ich irgendwo im ländlichen Raum eben nur die Wahl zwischen dem Mittelständler x und y oder vielleicht auch gar keine Aus-Wahl habe und mich als Arbeitnehmer ins Schicksal fügen muss.

Ansonsten möchte ich noch zu Ihren HartzIV-Anmerkungen eine Ergänzung anbringen: Das Wort "Bezieher" ist eine typisch bürokratische Wortschöpfung, die mehr als zynisch wirkt.
Ich halte den Begriff "Hartz IV" zwischenzeitlich sogar für diskriminierend. Für Betroffene ein diskriminierender Stempel, der alles andere als die menschliche Würde be-achtet.

Alles Weitere werde ich in dem Text auf Ihrer Website nach-lesen und anmerken ;-)
Herzlich
Teresa
andere (Gast) - 18. Feb, 00:07

Leiharbeit, Lohndumping und andere miese Tricks kenne ich zur genüge. Ich verdiene 7,71 € pro Stunde bei einer christilichen Organisation. Muss auch an Feiertagen arbeiten. Es wird immer nur eingeschüchtert, damit die Leute still halten. Diakonie und Wohlfahrtsverbände sind schlimmer als jeder Discounter das sag ich ihnen. Arbeit und christl. Nächstenliebe ist das schlimmste.
hans1962 - 18. Feb, 00:28

Sich Arbeit frei wählen zu können,

liebe Teresa, bedeutet nach meiner Denksicht, dass mit Arbeit nicht notwendigerweise das Auskommen bestritten werden muss. Wir brauchen ein Einkommen, um arbeiten zu können, nicht umgekehrt. Das bedingungslose Grundeinkommen leistet genau das. Unter diesem Blickwinkel betrachtet, wird es für jeden Mitbürger möglich, frei zu entscheiden, w a s er denn gerne arbeiten, w o er sich gerne einbringen würde. Es geht im Hintergrund nämlich auch darum, dem Begriff Arbeit einen neuen Bedeutungsraum zu verschaffen, Arbeit überhaupt neu zu definieren.

PS: Sie haben so viele Leser. Ich wünsche Ihren Denkstrahlen, dass sie aufgenommen und weitergetragen werden. Es gibt viel zu tun auf dieser Strecke (für den Konjunktiv ist keine Zeit mehr, bin ich mir sicher)
Teresa HzW - 18. Feb, 23:06

Brot und Spiele II

Lieber Hans,

meine "Einkommens"-Sicht haben Sie sicher schon auf Ihrem Blog unter >>>>https://spuerbar.twoday.net/stories/stillhalten-im-abgrund/#comments
entdeckt...
Gern schicke ich Ihnen ein paar Leser-innen hinüber ;-)

Mir ist es übrigens manchmal nicht geheuer, wenn ich hier die Leserat[t]en sehe... irgendwie unheimlich, dabei tauche ich momentan schon gar nicht mehr im Ranking der 2day-Hot Stories auf, wieviel Leserat[t]en müssen da die anderen dort gelisteten Blogs erst haben!?

Nichtsdestotrotz freue ich mich sehr über das rege Interesse an diesem - doch gar nicht so einfachen - Thema. Ich dachte nicht, dass meine paar Fragen und Überlegungen aus der bei mir im häuslichen Bereich geführten Diskussion hier so viele interessante Kommentierungen auslöst. Das ist toll!

Vor allem freue ich mich sehr, dass Sie fortgesetzt mitdiskutieren. Ganz herzlichen Dank dafür.

Herzlich Teresa
hans1962 - 24. Feb, 20:42

Brot und Spiele III

Liebe Teresa,
haben Sie herzlichen Dank für die über 600 Zugriffe, die Sie mir geschickt haben. Sie sehen mich wirklich sprachlos!

Ich habe nun eine Antwort versucht, ohne vom Hölzchen zum Stöckchen zu kommen. Nichts läge mir ferner, als Sie mit meinem Leidenschaftsthema zu "verschrecken" ; )
Ihre Einlassung auf meinem Blog ist mir kostbar, es darf auch, bitte!, noch viel ausführlicher sein, ich werde Ihrer Gedanken nicht müde.

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