La Legende - Bon anniversaire
Bühne ins Dunkel getaucht.
Ein Lichtkegel am rechten Bühnenrand.
Hereinschreitend...
auf Zehn-Zentimeter Stilettos.
La Legende.
Gehüllt in ein bodenlanges, aubergine-farbenes, im Scheinwerferlicht silbrig-schwarz glitzerndes Kleid aus feinem Samtstoff, der ihre schlanke Silhouette umschmeichelt, schwebt sie herein.
Über die Bühne.
Zur Mitte hin.
Wo das Mikrofon steht.
Als ihre Stimme erklingt.
Gänsehautfeeling.
La Grande Dame de la Chanson.
Beifall. Jubelrufe.
Vivre.
Leben.
Sie besingt das Leben.
Die Gréco.
Die Schönheit des Lebens.
Was für ein Einstieg.
Dieser Ausdruck. Diese Kraft in der Stimme.
Sie singt nicht nur. Sie spielt.
Den ganzen Abend.
Non-stop.
Neunzig Minuten hindurch.
Mit ihr treten auf die Bühne:
Jacques Prévert, Jacques Brel, Serge Gainsbourg...
Jede[r] sieht, wie sie die drei herbei singt, herbei ruft. Der Geist der dreißiger, später auch der vierziger, fünfziger Jahre.
Er schwebt herein, mal von links, mal von rechts, mal aus dem dunklen Off herab.
Zu ihr, zu Juliette Gréco, auf die Bühne.
Der französische Existenzialismus.
Er findet eine Woche nach dem Osterfest auf der Bühne, in großen Saal T1 des Theaterhauses in Stuttgart seine Wiederauferstehung, gesellt sich zu seiner Muse.
La Legende. Sie lebt.
Und wie!
Der Ausdruck ihrer Stimme spiegelt sich in der Mimik und Gestik ihrer Körperhaltung, in der Spannung ihres Körpers.
Ganz gerade steht sie.
An einem Fleck.
Neunzig Minuten!
Auf zehn Zentimeter Stilettos!
Mit fünfundachzig Jahren.
Mädels, wer von euch schafft das mit zwanzig oder dreißig?
Ihr gesamter Ausdruck wirkt wie Pantomime:
das hell-häutige Gesicht, die weißen Hände mit den langen schmalen Fingern, mal mehr mal weniger in das Wallekleid getaucht, darüber streichend, in Richtung eines imaginären Himmelgewölbes gestikulierend.
Jedes Chanson, das sie präsentiert, ist eine musikalische Darbietung für sich.
Ganz stark:
Déshabillez-moi… Zieh mich aus.
Das Lieblingslied der Deutschen, wie sie erzählt. In französischer Sprache. Naturellement. Über zwei Oktaven. Erotik pur. Von einer 85-Jährigen.
Von einer, der man ansieht, das sie das Leben kennt.
Das sie jeden Atemzug…
Gelebt. Geliebt. Auch… Gelitten… [hat].
Vom kraftvollen Bass-Timbre hinauf in die Beletage des Sopran moduliert sie ihre Lieder.
Deux Chrysanthèmes, un Chrysanthème – dargeboten wie ein Schauspiel: Das Spiel des Lebens mit dem Tod. Auch wer kein Französisch kann, versteht alles.
La Grande Dame schmückt mit wortreichen Gesten aus, was sie singt: was vor allem zwischen den Liedzeilen kraftvoll, zart, erotisch, andeutend, liebevoll mits[ch]wingt.
Quelle femme!
Mesdames. Messieurs.
Déshabillez-moi….
>>Et maintenant… déshabillez-vous….<< - fordert sie am Ende uns, das Publikum, auf und haucht uns einen erotischen Kuss zu.
Fürwahr. La Grande Dame. Des Chansons.
Des französischen Chansons. Die Letzte ihrer Art.
Das Publikum liegt ihr, sprichwörtlich zu Füßen. Erhebt sich zwischendurch bei einzelnen Liedern:
Nach jedem Lied langer Applaus.
Zwischendurch:
Stehende Ovationen!
Nicht nur zuguterletzt, sondern immer wieder.
Quelle hommage des Stuttgarter Publikums.
Man[n - Frau auch] weiß, was sich gehört.
Fünfzehnhundert Menschen verneigen sich vor einer der ganz Großen, bevor nach eineinhalb Stunden, am Ende des letzten Liedes, Werner Schretzmeier, der Theaterhauschef, auf die Bühne kommt, mit einem riesigen, überdimensionalen Blumenstrauß. Küsschen links und rechts. Pour La Legende.
Das Publikum erhebt sich.
Am linken Bühnenrand stehen bereits die Kavaliere.
Es gibt Rosen. Langstielige.
Bären.
Pralinés.
Gemeinsam mit ihren Musikern verneigt sie sich.
Sie gehen. Tosender Applaus.
Bravo.Bravo.Bravo-Rufe.
Sie kommt zurück.
Wieder überreichen ihr einzelne Besucher des Konzerts Blumen.
Sie. La Gréco. Ganz gerührt.
Verneigt sich mehrfach ganz tief. Mit dem Oberkörper bis zu den Knien hinunter.
Umarmt ihren Körper. Symbolhaft.
Es ist der "Knuddel" für uns, ihr Publikum.
Sie umarmt uns. Alle.
mehrmals…..
La Legende.
Quelle soirée!
Ergriffen geht man hinaus.
Berauscht.
Von ihrer Bühnenpräsenz.
Vom Hochgenuss ihrer Lieder.
Ein unvergesslicher Abend.
Bon Anniversaire, mon chéri:
Pour >>le baron<<
;-)
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Ein Lichtkegel am rechten Bühnenrand.
Hereinschreitend...
auf Zehn-Zentimeter Stilettos.
La Legende.
Gehüllt in ein bodenlanges, aubergine-farbenes, im Scheinwerferlicht silbrig-schwarz glitzerndes Kleid aus feinem Samtstoff, der ihre schlanke Silhouette umschmeichelt, schwebt sie herein.
Über die Bühne.
Zur Mitte hin.
Wo das Mikrofon steht.
Als ihre Stimme erklingt.
Gänsehautfeeling.
La Grande Dame de la Chanson.
Beifall. Jubelrufe.
Vivre.
Leben.
Sie besingt das Leben.
Die Gréco.
Die Schönheit des Lebens.
Was für ein Einstieg.
Dieser Ausdruck. Diese Kraft in der Stimme.
Sie singt nicht nur. Sie spielt.
Den ganzen Abend.
Non-stop.
Neunzig Minuten hindurch.
Mit ihr treten auf die Bühne:
Jacques Prévert, Jacques Brel, Serge Gainsbourg...
Jede[r] sieht, wie sie die drei herbei singt, herbei ruft. Der Geist der dreißiger, später auch der vierziger, fünfziger Jahre.
Er schwebt herein, mal von links, mal von rechts, mal aus dem dunklen Off herab.
Zu ihr, zu Juliette Gréco, auf die Bühne.
Der französische Existenzialismus.
Er findet eine Woche nach dem Osterfest auf der Bühne, in großen Saal T1 des Theaterhauses in Stuttgart seine Wiederauferstehung, gesellt sich zu seiner Muse.
La Legende. Sie lebt.
Und wie!
Der Ausdruck ihrer Stimme spiegelt sich in der Mimik und Gestik ihrer Körperhaltung, in der Spannung ihres Körpers.
Ganz gerade steht sie.
An einem Fleck.
Neunzig Minuten!
Auf zehn Zentimeter Stilettos!
Mit fünfundachzig Jahren.
Mädels, wer von euch schafft das mit zwanzig oder dreißig?
Ihr gesamter Ausdruck wirkt wie Pantomime:
das hell-häutige Gesicht, die weißen Hände mit den langen schmalen Fingern, mal mehr mal weniger in das Wallekleid getaucht, darüber streichend, in Richtung eines imaginären Himmelgewölbes gestikulierend.
Jedes Chanson, das sie präsentiert, ist eine musikalische Darbietung für sich.
Ganz stark:
Déshabillez-moi… Zieh mich aus.
Das Lieblingslied der Deutschen, wie sie erzählt. In französischer Sprache. Naturellement. Über zwei Oktaven. Erotik pur. Von einer 85-Jährigen.
Von einer, der man ansieht, das sie das Leben kennt.
Das sie jeden Atemzug…
Gelebt. Geliebt. Auch… Gelitten… [hat].
Vom kraftvollen Bass-Timbre hinauf in die Beletage des Sopran moduliert sie ihre Lieder.
Deux Chrysanthèmes, un Chrysanthème – dargeboten wie ein Schauspiel: Das Spiel des Lebens mit dem Tod. Auch wer kein Französisch kann, versteht alles.
La Grande Dame schmückt mit wortreichen Gesten aus, was sie singt: was vor allem zwischen den Liedzeilen kraftvoll, zart, erotisch, andeutend, liebevoll mits[ch]wingt.
Quelle femme!
Mesdames. Messieurs.
Déshabillez-moi….
>>Et maintenant… déshabillez-vous….<< - fordert sie am Ende uns, das Publikum, auf und haucht uns einen erotischen Kuss zu.
Fürwahr. La Grande Dame. Des Chansons.
Des französischen Chansons. Die Letzte ihrer Art.
Das Publikum liegt ihr, sprichwörtlich zu Füßen. Erhebt sich zwischendurch bei einzelnen Liedern:
Nach jedem Lied langer Applaus.
Zwischendurch:
Stehende Ovationen!
Nicht nur zuguterletzt, sondern immer wieder.
Quelle hommage des Stuttgarter Publikums.
Man[n - Frau auch] weiß, was sich gehört.
Fünfzehnhundert Menschen verneigen sich vor einer der ganz Großen, bevor nach eineinhalb Stunden, am Ende des letzten Liedes, Werner Schretzmeier, der Theaterhauschef, auf die Bühne kommt, mit einem riesigen, überdimensionalen Blumenstrauß. Küsschen links und rechts. Pour La Legende.
Das Publikum erhebt sich.
Am linken Bühnenrand stehen bereits die Kavaliere.
Es gibt Rosen. Langstielige.
Bären.
Pralinés.
Gemeinsam mit ihren Musikern verneigt sie sich.
Sie gehen. Tosender Applaus.
Bravo.Bravo.Bravo-Rufe.
Sie kommt zurück.
Wieder überreichen ihr einzelne Besucher des Konzerts Blumen.
Sie. La Gréco. Ganz gerührt.
Verneigt sich mehrfach ganz tief. Mit dem Oberkörper bis zu den Knien hinunter.
Umarmt ihren Körper. Symbolhaft.
Es ist der "Knuddel" für uns, ihr Publikum.
Sie umarmt uns. Alle.
mehrmals…..
La Legende.
Quelle soirée!
Ergriffen geht man hinaus.
Berauscht.
Von ihrer Bühnenpräsenz.
Vom Hochgenuss ihrer Lieder.
Ein unvergesslicher Abend.
Bon Anniversaire, mon chéri:
Pour >>le baron<<
;-)
Teresa HzW - 20. Apr, 14:04 - Rubrik Beaux Arts
In Wien war sie auch ...
http://www.youtube.com/watch?v=e8GDSJ2jlS0
Ich werde daran erinnert, dass ich El Greco immer der Piaf vorgezogen habe. Aber das liegt wohl an der Auswahl der Lieder.
-
Ich steh mir's ja schon auf alte Weiber:) Aber mein Geschmack ist ungefähr 10 Jahre jünger:
http://www.youtube.com/watch?v=lHvrNhdAuqA
Schaut doch ganz knackig für 72 aus, was vollkommen egal wäre. Denn wenn man die Augen schließt, ist sie zwar nicht mehr das 16-jährige Mädel, was bei Gulda gelernt hat, aber eine leidenschaftliche, erfahrene Frau, die zeitlos bleibt.
-
Ich erinnere mich, habe ich nicht einmal schon den Shakespeare hier vorgeschlagen? Da war die Argerich aber noch zwei Jahre jünger.
Nix [wie-Deo]
lieber Steppenhund,
im "Spaßbremsenland" sind leeeiiider beide Videos nicht zu sehen*
Allerdings... wie "85" hat La Legende auch nicht gewirkt. Bei manchen Liedern ist sie förmlich zur jungen Gréco erblüht. Gerade bei diesem "Déshabillez-moi" ;-)
UND:
Welche Dame [welcher Herr] dieses Alters schafft es noch, sich bis zu den Knien hinunter vornüber (!) in gestreckter Haltung zu beugen. Da hat doch schon mancher Fünfzigjährige seine Problemchen ;-)
btw:
* ob das schon am neuen Urteil des Landgerichts Hamburg liegt, dass wir hier so viele Musicvideos nicht mehr sehen?
>>>http://docs.dpaq.de/695-310_o_461-10__urteil_vom_20.04.12.pdf
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