Nachdem ich erst 50 Seiten gelesen habe, kommt mir das Ganze auch wie eine fortlaufende Selbstdiagnose des Mannes vor, ein Stenogramm des eigenen Lebens, ein Kaleidoskop der verschiedenen Ichs. Schreiben natürlich auch, um sich selbst besser zu verstehen. Aber Frisch bringt das in eine objektiv erzählerische Form: zweisprachig, Ich- und Er-Perspektivwechsel, der Blick von außen auf sich selbst, sehr treffende Titel, meist englische der Absatzüberschriften. Vielleicht auch ein Selbstrechtfertigungsversuch, der aber um sein eigenes Misslingen bereits weiß. Der weiß, dass ein autobiographisches Tagebuch oder eine daraus konstruierte Erzählung alles sein kann, aber immer nur eine Annäherung an Authentizität, das Wahrheits s u c h e bleibt. Es ist etwas von dem Gespür, als Schriftsteller immer im eigenen Ich gefangen zu bleiben und sich schreibend aus diesem Dilemma befreien zu wollen.
...Selbstrechtfertigungsversuch, der aber um sein eigenes Misslingen bereits weiß. Der weiß, dass ein autobiographisches Tagebuch oder eine daraus konstruierte Erzählung alles sein kann, aber immer nur eine Annäherung an Authentizität, das Wahrheits s u c h e bleibt. Es ist etwas von dem Gespür, als Schriftsteller immer im eigenen Ich gefangen zu bleiben und sich schreibend aus diesem Dilemma befreien zu wollen.
Sehr schön ausgedrückt. Etwas später beschreibt Frisch dieses Dilemma ganz genau.
Die englischen Sätze markieren stets die Gegenwart mit Lynn, wie mir scheint, das Wochenende auf Montauk, der Tag zuvor und danach mit seiner Frühlingsromanze. Dazwischen streut er seine Erinnerungen ein. Bisweilen kommt mir Montauk wie die persönliche Lebensbeichte von Max Frisch vor. Wozu sonst die vielen Rückblenden, das Räsonnieren über frühere Beziehungen, gleich ob zu Frau oder Mann, also Geliebten, Ehefrauen oder Freundinnen und Freunden. Mit dem Wechsel in der Ich- und personalen Erzähler-Perspektive meine ich, dass er seiner Tagebucherzählung auch Form und Struktur gibt: Die personale Er-Perspektive ist die distanzierte Außensicht auf die Dinge [in seinem Leben], die persönliche Ich-Perspektive ist die Innensicht auf das[sein] Leben, die direkte persönliche Stellungnahme, die Beichte, die Selbstrechtfertigung wie Sie es, wie man es auch bezeichnen könnte, lieber Bücherblogger. Vielleicht kann man Montauk daher wirklich auch als Wahrheits-suche sehen, lieber Bücherblogger und lieber Steppenhund, und vielleicht war dies auch der wahre Grund, weshalb es zwischen Frisch und seiner damaligen zweiten Frau nach der Veröffentlichung von Montauk zum Ehestreit über das Öffentliche und Private im Buch kam. Ein großes Dilemma, in dem sich viele Schriftsteller[innen] befinden, weil ihnen alle [Leser, Kritiker, Journalisten, Feuilletonisten] automatisch immer die Nähe zum eigenen [Er]Leb[t]en unterstellen. Die Partner[innen] haben da gewiss einiges auszuhalten oder sehr tolerant zu sein.
Wi[e]der[W]orte [2]
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Das Dilemma des schreibenden Ichs
Frohe Ostern, Teresa!
Sehr schön ausgedrückt. Etwas später beschreibt Frisch dieses Dilemma ganz genau.
Frohe Ostern, dem Kommentator und Teresa.
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