Rechenfragen
"Einen "geordneten" Staatsbankrott gibt es nicht: Es gibt keine Staats-Insolvenzordnung; es gibt keine Pflicht eines Staates, sich für bankrott zu erklären; es gibt auch kein Recht eines Gläubigers, dessen Zahlungsunfähigkeit feststellen zu lassen; und es gibt keine Instanz, die dies feststellen könnte." Dies schreibt Heribert Prantl in einem aktuellen Kommentar zur Eurokrise in der Süddeutschen Zeitung.
Und er hat Recht.
Denn: Wie soll die Insolvenz eines Staates eigentlich aussehen?
Bevor sich gewisse Politiker-Schlaule populistisch über die Insolvenz eines Staates auslassen, sollten sie sich erst einmal Gedanken dazu machen, was das Vermögen, die Substanz, den Wert eines Staates überhaupt ausmacht!
Ist es denn überhaupt möglich, den Wert eines Staates festzustellen und falls ja: Wie berechnet man den dann?
Orientiert man sich am Bruttoinlandsprodukt? Also an dem Gesamtwert aller Güter, Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden und die dem Endverbrauch dienen.
Oder soll der Wertmaßstab die Innovationsfähigkeit und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit eines Staates und der in ihm lebenden und arbeitenden Menschen und Firmen sein? Dies wiederum setzte aber voraus, dass für alle Staaten die gleiche Definition für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft festgelegt werden kann.
Oder legt man den Vermögenswert der Bodenschätze, auf denen ein Staat mit seinem Gebiet sitzt, als „Berechnungs“-Grundlage fest?
Was ist jedoch mit ökologischen Werten, wie etwa besonderen Pflanzen- und Tierarten, reine Luft, gesunde Wälder, ökologisch saubere Flüsse, Seen, Bäche und Meere, unverbaute Naturlandschaften, die in einem Staat vorkommen bzw. die ein Staatsgebiet zur Verminderung des Kohlendioxid in der Atmosphäre oder zur Erholung der Menschheit beiträgt?
Welchen Wert misst man einer ausgewogenen demografischen Entwicklung bei? Also einem guten Mix aus jungen, mittelalten und älteren, erfahrenen Menschen in der Bevölkerung.
Wie ist der kulturelle Beitrag und der geschichtshistorische Beitrag eines Staates zur Entwicklung der Menschheit insgesamt zu bewerten?
Einige wenige Fragen, die mir an diesem verregneten, lediglich zwölf Grad "warmen" Herbstsonntag durch den Kopf gingen, als ich über die unsäglichen Diskussionen mancher Politiker dieser Tage zum Thema Eurokrise und deren populistische Staaten-Insolvenz-Szenarien nachdachte.
"Si tacuisses, wenn Du geschwiegen hättest", heißt es schon bei den Lateinern... und daher nehme ich mit Genugtuung zur Kenntnis, dass jene, die anti-europäisch im Berliner Wahlkampf agierten mit ihrer populistischen Stimmungsmache auf die Nase und voll durchgefallen sind!
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Und er hat Recht.
Denn: Wie soll die Insolvenz eines Staates eigentlich aussehen?
Bevor sich gewisse Politiker-Schlaule populistisch über die Insolvenz eines Staates auslassen, sollten sie sich erst einmal Gedanken dazu machen, was das Vermögen, die Substanz, den Wert eines Staates überhaupt ausmacht!
Ist es denn überhaupt möglich, den Wert eines Staates festzustellen und falls ja: Wie berechnet man den dann?
Orientiert man sich am Bruttoinlandsprodukt? Also an dem Gesamtwert aller Güter, Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden und die dem Endverbrauch dienen.
Oder soll der Wertmaßstab die Innovationsfähigkeit und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit eines Staates und der in ihm lebenden und arbeitenden Menschen und Firmen sein? Dies wiederum setzte aber voraus, dass für alle Staaten die gleiche Definition für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft festgelegt werden kann.
Oder legt man den Vermögenswert der Bodenschätze, auf denen ein Staat mit seinem Gebiet sitzt, als „Berechnungs“-Grundlage fest?
Was ist jedoch mit ökologischen Werten, wie etwa besonderen Pflanzen- und Tierarten, reine Luft, gesunde Wälder, ökologisch saubere Flüsse, Seen, Bäche und Meere, unverbaute Naturlandschaften, die in einem Staat vorkommen bzw. die ein Staatsgebiet zur Verminderung des Kohlendioxid in der Atmosphäre oder zur Erholung der Menschheit beiträgt?
Welchen Wert misst man einer ausgewogenen demografischen Entwicklung bei? Also einem guten Mix aus jungen, mittelalten und älteren, erfahrenen Menschen in der Bevölkerung.
Wie ist der kulturelle Beitrag und der geschichtshistorische Beitrag eines Staates zur Entwicklung der Menschheit insgesamt zu bewerten?
Einige wenige Fragen, die mir an diesem verregneten, lediglich zwölf Grad "warmen" Herbstsonntag durch den Kopf gingen, als ich über die unsäglichen Diskussionen mancher Politiker dieser Tage zum Thema Eurokrise und deren populistische Staaten-Insolvenz-Szenarien nachdachte.
"Si tacuisses, wenn Du geschwiegen hättest", heißt es schon bei den Lateinern... und daher nehme ich mit Genugtuung zur Kenntnis, dass jene, die anti-europäisch im Berliner Wahlkampf agierten mit ihrer populistischen Stimmungsmache auf die Nase und voll durchgefallen sind!
Teresa HzW - 18. Sep, 18:28 - Rubrik Widerworte
Anders als beim Konkurs einer Firma wird ein Staat nicht liquidiert.
In der Historie hat man erst einmal die Notenpresse angeworfen um, wenn´s dann schon Zehnbillionengeldscheine gab, eine Währungsreform aus dem Hut zu zaubern.
Die Leut verlieren ihre Ersparnisse und alles beginnt von vorn.
Österreich war schon bankrott, Brasilien, Deutschland, Italien, etc., und all die Länder gibt es noch.
Geld ist nur eine Idee.
Ich weiss, meine Darstellung ist ziemlich verkürzt.
@Jossele
Das eigentliche Problem ist jedoch, lieber Jossele, dass stets der kleine Bürger der Leidtragende ist. Er muss ausbaden, was Politik und Finanzwirtschaft den Staatsbürgern einbrocken. Er verliert durch eine Währungsreform sein Geld. Im Gegensatz zur reichen Bürgerelite fehlt dem Otto-Normal-Bürger die Möglichkeit, frühzeitig seine Ersparnisse ins Ausland und damit in andere Währungen zu schaffen. Das ist das, was nun auch im großen Stil die griechische Oberschicht [bereits ge]macht [hat]. Würden wir – bedingt durch die Euro-Währungsunion – nicht alle so eng zusammen hängen – wäre vielleicht ein Weg wie ihn 2002 Argentinien ging für die Griechen denkbar... Aber so, heißt es wirklich auch für uns Deutsche „mitgehangen, mitgefangen“.
Den argentinischen Weg, der dadurch geprägt war, dass sich das Land dann mit seiner Währung vom Dollar und von den globalen Finanz- und Wirtschaftsmärkten vorübergehend abkoppelte [sehr verkürzt gesprochen], fand ich immer sehr interessant.
Durch Einführung des Euros, bei Beibehaltung der Finanzautonomie der Länder, sind wir erpressbar geworden.
Selbst bei Abkoppelung der Griechen von der Währungsunion, wir hängen mit drin.
@Jossele
hmmm... vielleicht täten wir alle gut daran, nochmals shoppen zu gehen oder in Urlaub wegzufliegen, solange wir es noch können, lieber Jossele ;-)