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e.a.richter - 11. Dez, 21:22

„Wir Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Architekten, alle begeisterte Verehrer der bisher unberührten Schönheit der Stadt Paris, protestieren mit allen Kräften mit höchster Entrüstung und im Namen des bedrohten Geschmacks...“ Wogegen, liebe Teresa?

Teresa HzW - 12. Dez, 15:42

WOGEGEN protestieren...

Was für ein neckisches "Spiel", lieber Monsieur Duc d`Autriche, E.A.R.[L] ;-) - es passt zum Eintrag hier und zu diesen Ausstellungen, die gerade im Grand Palais laufen...

Natürlich und Sie haben ganz recht mit Ihrer Andeutung: Es ist ein Skandal! Dieser Mietwucher in Paris. Die Aktivistenorganisation J e u d i N o i r schätzt, dass 122.000 Wohnungen und Häuser in Paris leer stehen. Unfassbar. Wenn man aufmerksam durch die Straßen und Gassen läuft, kann man an den blinden und staubigen Fenstern auch erkennen, welche Häuser leer stehend sind.

Und das, was den Schwaben der Hauptbahnhof in Stuttgart, ist - nachdem was mir der Patron erzählte [jaaa, ich recherchierte natürlich sofort heute Morgen, nachdem ich Ihren Kommentar gelesen >à pied d'œuvre< ] - ist eben den Parisern, also nicht nur den Künstlern, lieber E.A.R.[L], aber vor allem denen, weil sie keine bezahlbaren Ateliers mehr finden und daher kurzerhand besetzen [müssen], jedoch auch den Studenten, mittlerweile sogar zahlreichen Parisern der Mittelschicht es wert, auf die Straße zu gehen oder sich den "Partys" von "Jeudi Noir" anzuschließen.
Die "Hausbesetzerszene" ist hier also eine gänzlich andere wie die uns aus den 1980iger und 1990iger Jahren im Gedächtnis gebliebene Hafenstraßenszene aus Hamburg….

Nun ja… jedenfalls hoffe ich, dass ich damit richtig liege, lieber E.A.R.[L],… mit der Lösung auf Ihre Frage, "wogegen" die Künstler von Paris heute auf die Straße, besser in die Häuser gehen…

Auch dazu habe ich nun noch etwas Spezielles hier in meinem Blog vorgesehen, Sie haben mich dazu regelrecht inspiriert, wenn man[n] mir aber auch so ein Stichwort hinwirft, Monsieur Le Duc. Wissen Sie, ich wohne ja mittendrin in einem jener Stadtviertel, das diesem totalen Change, diesem gnadenlosen Ausverkauf, der Vertreibung seiner "alteingesessenen" Einwohner-innen unterliegt und wo zahlreiche Häuser und Wohnungen leer stehen, weil sich keiner es leisten kann, dass er oder sie für eine Mansarde von 13 Quadratmetern 660 Euro im Monat hinblättert, geschweige denn selbst Immobilienbesitzer wird: Ein Einzimmerappartment von 25 Quadratmetern kostet 450.000 Euro in dem Viertel, in dem ich gerade "wohne", eine Zwei-Zimmer-Wohnung von etwa fünfzig Quadratmeter kommt sogar auf 1,5 Millionen Euro, wenn man eine solche sein eigen nennen möchte. Unverschämt!

Immerhin kenne ich jedoch nun den Grund, weshalb ich hier in Paris noch auf keinen [g]ei[n]zigen Schwaben getroffen bin…
;-))

Herzlichst
Teresa
e.a.richter - 15. Dez, 16:58

Liebe Teresa,

ich bin erstaunt, wohin Sie das Zitat geführt hat, nämlich zu den ausbeuterischen Wohnverhältnissen in der Gegenwart. Es stammt aus Georg Stefan Trollers „Auf den Spuren der Boheme. Literarische Streifzüge durch Paris“ und bezog sich auf Ihren windumtosten Schwenk zur Alexandre-Brücke hin und wieder zurück.

Antwort: Damals protestierte man gegen den „Turm von 300 Metern“, also den Eiffelturm. 1889 für die Weltausstellung errichtet. Ein Ingenieur schrieb: „Werden die Fundamente dieser Konstruktion, die ja auf einem der Seine dicht benachbarten Terrain steht, jeder Senkung standhalten? Es gibt Grenzen der Berechnung! Nach unserer Meinung wird der Turm nie vollendet werden!“ Dazu der Enkel des Erbauers 75 Jahre später: „Nicht ein einziges Niete saß an der falschen Stelle! Und das Ganze ist mit blß 10.000 Tonnen Gewicht – plus 45 Tonnen Farbauftrg alles sieben Jahre – so leicht gehäkelt, daß, brächte ein Blitzstrahl den Turm zum Schmelzen, die Platte zwischen seinen Füßen nur 60 Zentimeter dick wäre.“

Gibt es derzeit in Paris eine Hausbesetzerszene? Hier konnten sich Besetzer gerade 3 Wochen halten.

Schöne Grüße

EAR
e.a.richter - 15. Dez, 17:14

Und hier noch etwas zur „jungen, aufgeschlossenen, toleranten Generation“!
Teresa HzW - 21. Dez, 22:36

@EAR

Ich gestehe, da wäre ich nie drauf gekommen, auf den Ursprung Ihres in eine Rätselfrage gekleideten Zitats, lieber E.A.Richter.
"Jeudi Noir" heißt jene Aktivistenorganisation, die in leeren Wohnungen [meist jene überteuerten Appartements] und Häusern spektakuläre Aktionen, etwa so eine Art Hausbesetzungsparties, durchführt. Diese Gruppe aus Künstlern, Studenten, Akademikern und normalen Leuten [wie wir sie auch bei den S21-Protesten hier in Stuttgart sehen] kämpft gegen Leerstand, überteuerte Mieten und Wohnungsnot.
Hier dank Youtube ein Link, der Einblick gibt, wie eine solche "Party" abläuft: >>>http://youtu.be/nV_OvcDIQQo

Ansonsten, nachdem was ich in der Kürze meines Aufenthalts dort in Erfahrung bringen konnte, ist "Jeudi Noir" jedoch nicht mit den klassischen Hausbesetzern, wie wir sie in DE und AT kennen, vergleichbar. Außerdem gibt es noch spezielle Künstler-, Musiker- und Studentengruppen, die als sog. "Künstlersquats" [= Wortneuschöpfung aus "squat“ und "art“) einfach leer stehende Häuser/Wohnungen für Ihre Zwecke - zum Wohnen, als Atelier oder Übungsräume - illegal in Besitz nehmen und nutzen. Allerdings - auch dies ein gravierender Unterschied - was ich sah, äußerst minimalistisch möbliert, nur mit Matratze, Stuhl und/oder Tisch... normalerweise ohne Möbel.

Dies sehr gern kompakt nachgereicht, auch wenn es auf eine ganz andere Fährte führt[e] als wohl Ihre Intention war, lieber E.A.R.

Herzlich vielen Dank für diesen ungewollten Seitentipp, ich hätte wohl sonst nichts über diese Immobilienhaie in Paris erfahren und hätte meine Augen dann weniger kritisch an den Hausfassaden entlang laufen lassen, weil ich ja nicht gewusst hätte, worauf zu achten ;-)

Herzlichst
Teresa
Teresa HzW - 21. Dez, 22:51

Merci auch für den Hinweis auf die Studie zur Fremdenfeindlichkeit der österreichischen Jugendlichen... das verhält sich in Deutschland nicht anders!

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