@MelusineB
Vielen Dank für den guten Hinweis. Der zweite Band, das 20 Jh. betreffend, reizt mich noch mehr und Teresa dürfte gerade das 5. Kapitel darin, die Postmoderne besonders interessieren.
Die Geschlechterperspektive... ein wirklich interessanter Ansatz! Im nächsten Kommentar von mir, mehr dazu.
Zunächst möchte ich auf einen Aufsatz hinweisen
"Eine alternative Welt erdenken: Weibliche Utopien in der Literatur", in: Schlangenbrut: Zeitschrift für feministisch und religiös interessierte Frauen, 18. Jg., Mai 2000, S. 31-34.
Nicht nur dieser, sondern weitere sehr interessante Gender-Veröffentlichungen von Ina Schabert finden sich unter folgendem Link bei der Uni München, wo Frau Schabert von 1980-2006 als Professorin lehrte: http://www.anglistik.uni-muenchen.de/personen/emeriti/schabert/index.html
Heute Morgen bin ich Melusine`s Spur zu Amazon gefolgt. Die dort vorgefundene Rezension zu Ina Schaberts „Englische Literaturgeschichte“ gefiel mir so gut, dass ich daraus ein paar Sätze hierher pflanze (da ich im Kommentarmodul ja leider nicht direkt verlinken kann, aber wen es näher interessiert, klicke oben auf den von Melusine angegebenen Link):
„Das Stereotyp des männlichen Autors und die damit verbundene normative Idee, dass Schreiben eine männliche Tätigkeit sein sollte, führte zum Beispiel unter dem viktorianischen Geschlechtermodell dazu, schreibende Frauen als Usurpatorinnen der männlichen Schöpfungskraft zu brandmarken und als «unweiblich» abzukanzeln. Die Frauen wiederum parierten in dieser Situation mit literarischem Transvestismus – sie gaben sich männliche Pseudonyme und versteckten sich hinter männlichen Erzählstimmen und Erzählweisen.“
Liebe Melusine, lieber Bücherblogger,
ist nicht Jane Austen (auf die wir auch schon kamen) das beste Beispiel für diesen „literarischen Transvestismus“: Sie veröffentlichte ihr ganzes Leben, wenn ich mich recht erinnere, anonym und zeichnete mit „by a Lady“.
Sehr aufschlussreich, was ich weiter in der Rezension las, und was hier sehr gut in die Diskussion passt:
„Die Bestimmung männlicher und weiblicher Erzählweisen hat ihre Wurzeln in Edmund Burkes ästhetischer Schrift «The Origin of Our Ideas of the Beautiful and the Sublime», in der er alles Grossartige, Innovative, Sublime, Grenzsprengende als männlich identifiziert, alles Schöne, Regelmässige, Einfache als weiblich.
Dieses Schema macht eine Erzählinstanz als männlich aus, falls sie sich als beherrscht, souverän, städtisch, analytisch und komplex zeigt. Erzähler, die sich mehr dialogisch, emotional, identifikatorisch präsentieren und einfach berichten, gelten unter dieser dichotomen Weltanschauung als weiblich. Die präzisen Geschlechtszuschreibungen ermöglichten wiederum den Literaturschaffenden, die Burkesche Poetologie ironisch zu verwenden – Männer nahmen einen weiblichen Schreibgestus an, Frauen sprengten die Zwangsjacken diktierter Weiblichkeit.“
Allerdings: Dieses transvestitische Phänomen ist nicht nur auf die englische Literatur beschränkt! DAS IST HEUTE NOCH SO! Auch in anderen Kulturkreisen.
Ich erinnere mich an eine Diskussion, die ich im Juli 2 0 1 0 mit anderen Autorinnen zu diesem Thema führte (live, nicht online), und wir über das Phänomen sprachen, warum es so schwer ist, als Frau über Frauenfiguren, v.a. wenn es sich um Prota- oder Antagonistinnen handelt, in einem Roman zu schreiben. Wir waren uns einig, dass es uns als Autorinnen leichter fällt, aus der Perspektive des „männlichen Protagonisten oder Antagonisten zu schreiben“.
Ein Paradoxon?
Wi[e]der[W]orte [2]
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Literatur im Zeichen der Geschlechter
Vielen Dank für den guten Hinweis. Der zweite Band, das 20 Jh. betreffend, reizt mich noch mehr und Teresa dürfte gerade das 5. Kapitel darin, die Postmoderne besonders interessieren.
http://www.gbv.de/dms/hebis-darmstadt/toc/172369649.pdf
Darf man fragen, woher Ihre Affinität für die englische Literatur kommt oder auch gerade die gender studies?
Zunächst möchte ich auf einen Aufsatz hinweisen
"Eine alternative Welt erdenken: Weibliche Utopien in der Literatur", in: Schlangenbrut: Zeitschrift für feministisch und religiös interessierte Frauen, 18. Jg., Mai 2000, S. 31-34.
Nicht nur dieser, sondern weitere sehr interessante Gender-Veröffentlichungen von Ina Schabert finden sich unter folgendem Link bei der Uni München, wo Frau Schabert von 1980-2006 als Professorin lehrte: http://www.anglistik.uni-muenchen.de/personen/emeriti/schabert/index.html
Literarischer Transvestismus
„Das Stereotyp des männlichen Autors und die damit verbundene normative Idee, dass Schreiben eine männliche Tätigkeit sein sollte, führte zum Beispiel unter dem viktorianischen Geschlechtermodell dazu, schreibende Frauen als Usurpatorinnen der männlichen Schöpfungskraft zu brandmarken und als «unweiblich» abzukanzeln. Die Frauen wiederum parierten in dieser Situation mit literarischem Transvestismus – sie gaben sich männliche Pseudonyme und versteckten sich hinter männlichen Erzählstimmen und Erzählweisen.“
Liebe Melusine, lieber Bücherblogger,
ist nicht Jane Austen (auf die wir auch schon kamen) das beste Beispiel für diesen „literarischen Transvestismus“: Sie veröffentlichte ihr ganzes Leben, wenn ich mich recht erinnere, anonym und zeichnete mit „by a Lady“.
Sehr aufschlussreich, was ich weiter in der Rezension las, und was hier sehr gut in die Diskussion passt:
„Die Bestimmung männlicher und weiblicher Erzählweisen hat ihre Wurzeln in Edmund Burkes ästhetischer Schrift «The Origin of Our Ideas of the Beautiful and the Sublime», in der er alles Grossartige, Innovative, Sublime, Grenzsprengende als männlich identifiziert, alles Schöne, Regelmässige, Einfache als weiblich.
Dieses Schema macht eine Erzählinstanz als männlich aus, falls sie sich als beherrscht, souverän, städtisch, analytisch und komplex zeigt. Erzähler, die sich mehr dialogisch, emotional, identifikatorisch präsentieren und einfach berichten, gelten unter dieser dichotomen Weltanschauung als weiblich. Die präzisen Geschlechtszuschreibungen ermöglichten wiederum den Literaturschaffenden, die Burkesche Poetologie ironisch zu verwenden – Männer nahmen einen weiblichen Schreibgestus an, Frauen sprengten die Zwangsjacken diktierter Weiblichkeit.“
Allerdings: Dieses transvestitische Phänomen ist nicht nur auf die englische Literatur beschränkt! DAS IST HEUTE NOCH SO! Auch in anderen Kulturkreisen.
Ich erinnere mich an eine Diskussion, die ich im Juli 2 0 1 0 mit anderen Autorinnen zu diesem Thema führte (live, nicht online), und wir über das Phänomen sprachen, warum es so schwer ist, als Frau über Frauenfiguren, v.a. wenn es sich um Prota- oder Antagonistinnen handelt, in einem Roman zu schreiben. Wir waren uns einig, dass es uns als Autorinnen leichter fällt, aus der Perspektive des „männlichen Protagonisten oder Antagonisten zu schreiben“.
Ein Paradoxon?