Gerührt nicht geschüttelt

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Friedrich Hebbel (anno 1852)


Die stille Lese, die Feier der Natur,
sie liegt schon ein paar Tage zurück,
rührend war dieses Wochenende: RÜHREND!

Nachdem der Quittenbaum abgeladen; die Früchte an Familie und Verwandte, Freunde und Bekannte, Nachbarn und wer zufällig des Wegs kam, verteilt, ging es ans Ein-Gemachte. Trotz der Ver-Schenk-Aktion blieben mir dieses Jahr Quitten in Hülle und Fülle. Wie der Fülle an Obst Herr werden?

"Mach doch Quittengelee davon!" riet mir der mir nahe Stehende...
und mir....
- graute davor!

Nach Tagen der Aufschieberitis gingen wir dieses Wochenende ans Werk.
Eine Freundin sprach die sehr ermunternden Worte:
"Mach lieber Saft davon, das Gelee wird immer nichts. Wir haben, wie schon letztes Jahr, Eure Quitten zu Saft verarbeitet! 12 Flaschen haben wir raus gebracht! Herrlich erfrischend an heißen Sommertagen!"

Jedoch, es sollte Quittengelee werden, allen Unkenrufen zum Trotz! Also einmal quer durch das Internet ge-googelt und per Telefonrundruf Empfehlungen eingesammelt!
Alle zusammen getragen und voilá: Hier ist es das ultimative Quittengelee-Rezept á la Teresa - aus zehn Litern Quittensaft.

Herbstzeit ist Quittenzeit

Quitten als aller erstes mit einem Tuch abreiben!
Erst danach (!) waschen, Spitzen und Strunk wegschneiden, dann die Früchte mitsamt dem Kerngehäuse (!) vierteln und in einen großen Topf geben, mit Wasser auffüllen, bis alle Quitten bedeckt sind und man sie gut umrühren kann.
Einen ganzen Boskop-Apfel waschen, vierteln (ohne Kerngehäuse!) pro Topf einen dazugeben.
Eine halbe ungespritzte Zitrone (pro Topf) auspressen und den Saft dazu geben,
das Ganze immer wieder mal umrühren, bis alles kocht.

Dann Deckel drauf. Nun nicht mehr rühren!
Auf mittlerer Hitze etwa 45-60 Minuten leicht köcheln lassen bis die Quitten weich sind.
Die letzten 15 Minuten habe ich pro Topf (insgesamt köchelten drei große Töpfe auf meinen vier Ceranfeldern) drei Zimtstangen und (aus dem eigenen Garten) einige frische Blätter Zitronenmelisse mitgeköchelt.

Dann Quittensud etwas abkühlen lassen.
Die Quitten sind bei mir ganz geblieben, einige aufgeplatzt.

WICHTIG! Entgegen allen Ratgebern!
Ich habe nicht mit Leinentüchern gearbeitet (!!), sondern einfach alles durch ein normales, dünn maschiges Haushaltssieb abtropfen lassen (geht ziemlich schnell). Danach den Sud nochmals durch ein noch dünneres Haushaltssieb laufen lassen und über Samstagnacht in den Töpfen auskühlen lassen.

Heute habe ich die zehn Liter kalter Quittensud weiter verarbeitet.
Über Nacht hat sich das Fruchtmus, das noch im Fruchtsaft enthalten war, etwas abgesetzt. Ich habe alles noch einmal durch ein hauchfeines Sieb geseiert.

Danach pro 1 Liter Quittenfrucht-Sud-Saft je 500gr Gelierzucker „2:1“ (Dr. Oetker) zugegeben;
es waren dann jeweils etwa 3 Liter Frucht-Zucker-Saft im Topf.
Dieser Menge gab ich dann pro Topf (!!)
als MEINE KREATION
ein Päckchen Vanillzucker
und
einen Schuß (vielleicht waren es manchmal auch zwei) richtig guten Cognac zu.

Den ganzen Sud habe ich unter ständigem Rühren, Rühren, Rühren aufgekocht.

WICHTIG!
Sobald sich die Kochblasen bilden, beginnt die Gelierkochzeit: Vier bis Fünf Minuten!
Zur Sicherheit, damit mir ja das Gelieren gelingt,
habe ich die letzten 30 Sekunden pro 3 Liter Geleesaft doch sicherheitshalber ein Päckchen (= fünf Gramm) Zitronensäure hinzugefügt.
Noch ein paarmal umgerührt.
Den heißen Topf von der Herdplatte genommen und ein Marmeladenglas nach dem anderen befüllt.

Gläser vorher im Ofen bei etwa Fünfundsiebzig Grad sterilisieren. Jedes Glas bis kurz vor dem Rand befüllen, Deckel drauf schrauben, sofort umdrehen, dann erst nächstes Glas befüllen…
Gläser so auf den Deckel gestellt wenigstens fünf Minuten stehen lassen.

Et voilá… was soll ich sagen…. Sehen SIE selbst… ES hat geklappt!


Quittengelee a la Teresa


Aus zehn Litern Quittensaft wurden 48 Gläser Quittengelee.
Eine S..arbeit, die sich gelohnt hat und es schmeckt… LECKER! SEHR LECKER!

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.


Und ich freue mich nicht nur auf die Quittengelee-Frühstücks-Morgen in den nächsten Monaten,
sondern vor allem auf den milden Strahl des Lächelns in den Gesichtern der Freunde und Bekannten, wenn sie demnächst anstelle von Wein ein Glas von Teresa`s Quittengelee als Mitbringsel erhalten....
6161 mal gelesen
Anonyme (Gast) - 24. Okt, 22:49

Heißt es nicht "geschüttelt, nicht gerührt"?

Ali87 (Gast) - 24. Okt, 22:55

Hier gehts nich um Cocktails, sondern um Marmelade. Ha. Ha.
J.B. (Gast) - 24. Okt, 22:56

007 läßt schön grüßen!
Der Buecherblogger (Gast) - 24. Okt, 23:48

Gelee Royale aus Quitten

In "Casino Royale" fragt ein Kellner James Bond:

"Geschüttelt oder gerührt?"

worauf Bond antwortet:

"Sehe ich aus, als ob mich das interessiert?"

Quittengelee gehört bei mir zum Frühstück, leider meist nur industriell gefertigtes.
Das Rezept drucke ich mir aus. 9 Pfund Gelierzucker, macht nichts, ich bin morgens ein Süßer...

Teresa HzW - 26. Okt, 22:36

Wow, ich bin beeindruckt, dass Sie eine solche Schlüsselszene auswendig wissen! Also sind Sie nicht nur ein Bücherliebhaber, sondern auch Cineast, lieber Bücherblogger!?

Ich habe übrigens bei einem Teil (den letzten beiden Litern) statt mit Dr. Oetker "2:1" mit Südzucker-Gelierzucker "1:1" arbeiten müssen. Heute Morgen machte ich die Probe auf`s Exempel: Es ist keine Schleichwerbung, aber das Quittengelee, das ich mit dem Bielefelder erstellte ist doch um einiges in der Qualität besser wie das der Regensburger, auch wenn ich das ungern so schreibe. Und es gelierte auch besser!
So... so... nur industriell gefertigtes kommt auf Ihren Tisch... liegt vermutlich an den fehlenden Quittenbäumen... wie bei Syra!?
syra_stein - 25. Okt, 05:37

Egal in welchen Garten ich hier schaue.... hier steht nirgendwo ein Quittenbaum. Man kann Quitten hier noch nicht einmal kaufen, also gibt's kein Quittengelee und auch kein Quittenbrot. Wenn Sie nächstes Jahr wieder Ihre Armkraft auslassen werden.... i woaß, es is schwör, ich hab da auch noch ein Geheimrezept, von meiner Großmutter (Pssst!), für Quittenbrot. Eine Schichtwiese... mit Hagelzucker beschneit, hält's ein halbes Jahr in der Blechdose. Ihr Rezept druck ich mir aus, sollte ich hier mal Quitten finden....

Herzlichen Gruß
Syra

Teresa HzW - 26. Okt, 23:03

Die süße Frucht des Herbstes

Nanu, ich bin ganz baff, liebe Syra, dass bei Ihnen im hohen Norden offensichtlich Quitten-freie-Zone ist. Dabei passt ein Quittenbaum oder -strauch nicht nur von der Größe her in jeden Garten, er hat auch einen bemerkenswert hohen Zierwert. Die Blätter sind sattgrün, die zauberhaften, aufrecht sitzenden Blüten reinweiß bis rosarot gepudert, und die Früchte strahlen in leuchtendem Gelb. Da die Quitte keine Frucht zum Reinbeißen ist, wissen allerdings oft nur Liebhaber ihre Vielseitigkeit zu schätzen. Sie gedeiht in nahezu jedem Boden, nur Kalk verträgt sie nicht. Selbst wochenlange Hitzeperioden verträgt sie gut, sie muss nicht extra bewässert werden. Allerdings benötigt die Quitte einen warmen Standort!

Vielleicht regnet es bei Ihnen häufiger und sie wird deshalb nicht so sehr angebaut!? Denn Staunässe und Dauerregen bekommen ihr nicht!

Bis 1900 gehörte in jeden Bauerngarten ein Quittenbaum, weil er gut roch und wegen des hohen Pektin- und Vitamin-C-Gehalts auch als "Apotheke" galt. Er wird noch immer
in der traditionellen Heilkunde empfohlen.
Zu Großmutters Zeiten konnte man noch zwischen zwei Dutzend Quittensorten wählen. Heute findet man Quittenbäume nur noch vereinzelt in Gärtnereien.
Außerdem brauchts beim Gärtnern etwas Geduld: Die Quittenbäume tragen erst mit etwa vier Jahren. Dafür ist die Quitte ein Selbstbefruchter und benötigt keinen zweiten Baum.
Die Quitte ist auch die letzte Garten-Frucht, die im Oktober/November geerntet wird. Bei uns sagt man, wenn der Quittenbaum leer ist, kommt der Winter!
Insofern wundert es mich nicht, dass wir seit Tagen nachts nur noch knapp über Null Grad liegen; heute Morgen hatte es erstmals "minus ein Grad".

Ihr Hinweis auf das Quittenbrot hat mich übrigens neugierig gemacht! Wollen Sie es hierhin posten oder auf Ihr Blog oder mir mailen???
Nächstes Jahr probiere ich vielleicht mal Likör aus den Quitten herzustellen!?

Herzlich
Teresa
Laura (Gast) - 25. Okt, 12:37

Ihr Blog ist "rührend"! Ich glaube, die Überschrift hat nichts mit James Bond zu tun, oder?
Das Rezept habe ich mir ebenso ausgedruckt.

Robert (Gast) - 26. Okt, 10:11

Im vergangenen Monat berichteten Sie vom provenzalischen Markt in Tübingen und vom größten Kleidermarkt Argentiniens, nun haben Sie sich wieder dem "Marktgeschehen" ver-schrieben, dieses Mal einem Produkt aus heimischem Anbau. Was folgt als nächstes?

Teresa HzW - 26. Okt, 23:17

Lieber Robert, ich denke, auch mein nächster baldiger Eintrag wird ganz nach IHREM GESCHMACK sein ;-)
Lassen Sie sich überraschen!
Herzlich
Teresa
Klar-a - 26. Okt, 20:30

Hach!

...Wie schön ist dieses Gedicht....habe ich doch letzten Sonntag morgen gedacht, dass es zu dieser herbstlichen, windstillen Ruhe...wo sogar der Blätterfall zu hören ist...ein Gedicht geben müsste. Und ......da isses ;-))) Schönen Dank auch!

Teresa HzW - 26. Okt, 23:15

Herbstliches Blätterrieseln

JA, dieses Gedicht ist ein wunderbares Herbstgedicht, es schien mir so passend zu dieser Quitten-Pracht! Schön, dass es Ihnen gefällt, liebe KLAR-A.
Das Rieseln der Blätter ist wirklich ein besonderes Geräusch, jetzt wo ich Ihre Zeilen lese, wird mir das nachträglich bewußt und ich versuche den Klang des Rieselns zu erinnern.

Ich versuchte übrigens gestern, das Herab-Schneien der Blätter von den Bäumen mit der Linse einzufangen. Jedoch... es gelang mir nicht. Immer wenn Blätter rieselten, hatte ich den Fotoapparat zur Seite gelegt; jedes Mal wenn ich ihn zückte und ins Grün fixierte, passierte nichts. Irgendwann gab ich es auf!
Die Natur wollte wohl nicht, dass ich sie ins Bild banne.

Danke Ihnen sehr für Ihren Eintrag.
Herzlich
Teresa
Teresa HzW - 26. Okt, 22:11

Zunächst Ihnen allen, die Sie hier kommentierten, ganz herzlichen Dank. Ich freue mich über jeden Eintrag!

Teresa HzW - 26. Okt, 22:26

@James Bond - Fraktion

Alle [insbesondere liebe Anonyme, Ali87, J.B., Bücherblogger und Laura] die dachten, ich hätte beim Nachdenken über den Titel für diesen Quitten-Eintrag James Bond im Sinn gehabt, muss ich leider enttäuschen!
Die Überschrift leitete sich wirklich aus meinem stundenlangen "Rühren" in den Kochtöpfen ab. Irgendwann, nachdem die Hälfte der Gäser befüllt war und der erkochte Quittensaft gar nicht weniger werden wollte, nur mein Gläserberg schrumpfte, kam ich mir vor wie in dem Märchen mit dem Brei, in dem der Brei überkocht und die Brei-Produktion nicht mehr enden will. Vielleicht weiß jemand von Ihnen den Namen jenes Märchens? Mir fällt er jedenfalls gerade nicht ein... Egal, jedenfalls dachte ich mir beim Rühren: "Das ist schlimmer als eine Cocktailparty, bei der man hinter dem Tresen steht und mit dem Mixen nicht mehr hinterher kommt..." - So etwa entstand die Idee für die Überschrift... sozusagen mitten im Quitten-Gelieren.
Hoffentlich sind Sie alle nun nicht zu sehr enttäuscht!?
Die Idee mit James Bond gefällt mir auch gut... je länger ich darüber nachdenke....
Hm, allerdings, vielleicht kann mir einer von den James Bond-Kennern unter Ihnen dann verraten, ob ER, der Meisterspion Ihrer Majestät, ein "Süßer" oder ein "Herber" war!? Wer weiß, vielleicht würde er mein "Quittengelee" verschmähen und lieber "scrambled eggs" oder "ham and eggs" am Morgen verspeisen!?

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