Plattenbörse I
Die Generation, die wie keine andere das letzte halbe Jahrhundert prägte, macht seit einiger Zeit wieder von sich reden. Heute zog sie ins Städtle ein: „Set the control for the heart of the sun“.
Der psychedelische Klang schallt ihnen entgegen, kaum dass sie die Tür zum Kongresscenter geöffnet haben. Durch die Labyrinth artigen Gänge des Gebäudes führen zwar keine Hinweisschilder. Doch sie brauchen nur den Klängen, die sich in dem bisher leeren Gebäude gespenstisch ausnehmen, folgen: „Ahh-aaah-haaa-haaaa-aaaahh“.
Nachdem sie sich mit drei Euro Eintritt verschafft haben, können sie ins Allerheiligste passieren.
Sie: „Warum zahlen wir jetzt Eintritt?“
Er: „Was nix koscht, is nix!“
Sie: „Oder um die Window-Shopper fern zu halten!?“
Sie fühlen sich wie bei einer Haushaltsauflösung: Eine unüberschaubare Zahl von kleinen Pappschachteln, großen Plastikkisten, Kartons jeder Größe, wie sie es von Umzügen her kennen, fächert sich auf, in dem etwa Tennishallen großen Saal. Hie und da Menschen, die die Köpfe zusammen stecken. Es dauert nicht lange und sie gehören auch zu denen, die tief gebeugt in den Kisten kramen.
„Dog-Dog-dog-eat-dog“, dröhnt es zwischenzeitlich aus den Lautsprechern.
Ein anderer Er, der S I E schon länger beim Stöbern in den Kisten und Pappschachteln beobachtet, wie sie gezielt, das eine oder andere heraus holt, die Vorderseite betrachtet, die Rückseite studiert, schwarze Scheiben herausholt, dreht und wendet, dann wieder zurücksteckt, spricht sie an: „Suchen Sie etwas Bestimmtes?“
Sie: „In-a-gadda-da-vida“
Er: „Als Originalaufnahme oder als Massenpressung?“
Sie: „Originalaufnahme!?“
Er: „Ja. Von 1968. Zwei Jahre später wurde sie dann regulär gepresst.“
Sie: „Was kostet die Originalaufnahme?“
Er: „100 Euro“
My friends are lying in the sun, I wish that I was there, tomorrow brings another town, another girl like you….
Er: „Die Originalpressung habe ich aber nicht dabei.“
Sie: „und eine Nachpressung?“
Er: „Auch nicht.“
Ein weiterer ER vom Nebenstand schaltet sich ein, bereits in seinen Beständen wühlend: „Warten Sie mal! Ich hab noch eine Nachpressung, den Qualitätsunterschied zur Masterpressung hört man kaum“
Während DER sucht, tritt ER vom Stand gegenüber hinzu: „Iron Butterfly kommt im Herbst nach Leonberg, ins Uhlenspiegel.“
Sie: „Aha.“
DER von gegenüber tritt näher an sie heran: „Das ist aber nicht das alte Uhlenspiegel. Die ziehen jetzt um, in einen Neubau. Du weißt doch, das alte - L-e-g-e-n-d-ä-r.“
Sie, dreht sich um, denkend, dass noch einer hinter ihr hinzu getreten sei, den er nun duzt. Doch außer ihr und den drei Plattenhändlern ist keiner zu sehen.
Der Vorherige fährt fort in seinem Redeschwall: „Im Uhlenspiegel standen sie früher dicht an dicht, wie die Ölsardinen, mehr Platz war nicht. Deshalb… ich kann Dir für nichts garantieren, was die neue Location betrifft, von der Stimmung her und so….“
Der andere sucht währenddessen immer noch nach der Massenpressung und flucht: „Zefix, also der Butterfly muss hier irgendwo sein. Ich hatte den eingepackt.“
Der erste Händler, der mittlerweile auch seine Felle davon schwimmen sieht, wagt einen letzten Vorstoß: „Also ich hab auch noch andere Platten von ihm dabei…..“
Sie: „Mich interessiert nur das Stück In-a-gadda-da-vida. Das Schlagzeugsolo, das Musikgeschichte schrieb. Deswegen bin ich heute da.“
„H-O-N-E-Y“ aus der übernächsten Reihe winkt ER, ihr ER, herüber, hält triumphierend eine Plattenhülle in der Hand: „Ich hab sie!"
Er vom Stand gegenüber: „Also wenn sich schon mal `ne Frau für Platten interessiert…“
In a gadda da vida, honey
Don't you know that I'm lovin' you
In a gadda da vida, baby
Don't you know that I'll always be true
Oh, won't you come with me
And take my hand
Oh, won't you come with me
And walk this land
Please take my hand...
1605 mal gelesen
Der psychedelische Klang schallt ihnen entgegen, kaum dass sie die Tür zum Kongresscenter geöffnet haben. Durch die Labyrinth artigen Gänge des Gebäudes führen zwar keine Hinweisschilder. Doch sie brauchen nur den Klängen, die sich in dem bisher leeren Gebäude gespenstisch ausnehmen, folgen: „Ahh-aaah-haaa-haaaa-aaaahh“.
Nachdem sie sich mit drei Euro Eintritt verschafft haben, können sie ins Allerheiligste passieren.
Sie: „Warum zahlen wir jetzt Eintritt?“
Er: „Was nix koscht, is nix!“
Sie: „Oder um die Window-Shopper fern zu halten!?“
Sie fühlen sich wie bei einer Haushaltsauflösung: Eine unüberschaubare Zahl von kleinen Pappschachteln, großen Plastikkisten, Kartons jeder Größe, wie sie es von Umzügen her kennen, fächert sich auf, in dem etwa Tennishallen großen Saal. Hie und da Menschen, die die Köpfe zusammen stecken. Es dauert nicht lange und sie gehören auch zu denen, die tief gebeugt in den Kisten kramen.
„Dog-Dog-dog-eat-dog“, dröhnt es zwischenzeitlich aus den Lautsprechern.
Ein anderer Er, der S I E schon länger beim Stöbern in den Kisten und Pappschachteln beobachtet, wie sie gezielt, das eine oder andere heraus holt, die Vorderseite betrachtet, die Rückseite studiert, schwarze Scheiben herausholt, dreht und wendet, dann wieder zurücksteckt, spricht sie an: „Suchen Sie etwas Bestimmtes?“
Sie: „In-a-gadda-da-vida“
Er: „Als Originalaufnahme oder als Massenpressung?“
Sie: „Originalaufnahme!?“
Er: „Ja. Von 1968. Zwei Jahre später wurde sie dann regulär gepresst.“
Sie: „Was kostet die Originalaufnahme?“
Er: „100 Euro“
My friends are lying in the sun, I wish that I was there, tomorrow brings another town, another girl like you….
Er: „Die Originalpressung habe ich aber nicht dabei.“
Sie: „und eine Nachpressung?“
Er: „Auch nicht.“
Ein weiterer ER vom Nebenstand schaltet sich ein, bereits in seinen Beständen wühlend: „Warten Sie mal! Ich hab noch eine Nachpressung, den Qualitätsunterschied zur Masterpressung hört man kaum“
Während DER sucht, tritt ER vom Stand gegenüber hinzu: „Iron Butterfly kommt im Herbst nach Leonberg, ins Uhlenspiegel.“
Sie: „Aha.“
DER von gegenüber tritt näher an sie heran: „Das ist aber nicht das alte Uhlenspiegel. Die ziehen jetzt um, in einen Neubau. Du weißt doch, das alte - L-e-g-e-n-d-ä-r.“
Sie, dreht sich um, denkend, dass noch einer hinter ihr hinzu getreten sei, den er nun duzt. Doch außer ihr und den drei Plattenhändlern ist keiner zu sehen.
Der Vorherige fährt fort in seinem Redeschwall: „Im Uhlenspiegel standen sie früher dicht an dicht, wie die Ölsardinen, mehr Platz war nicht. Deshalb… ich kann Dir für nichts garantieren, was die neue Location betrifft, von der Stimmung her und so….“
Der andere sucht währenddessen immer noch nach der Massenpressung und flucht: „Zefix, also der Butterfly muss hier irgendwo sein. Ich hatte den eingepackt.“
Der erste Händler, der mittlerweile auch seine Felle davon schwimmen sieht, wagt einen letzten Vorstoß: „Also ich hab auch noch andere Platten von ihm dabei…..“
Sie: „Mich interessiert nur das Stück In-a-gadda-da-vida. Das Schlagzeugsolo, das Musikgeschichte schrieb. Deswegen bin ich heute da.“
„H-O-N-E-Y“ aus der übernächsten Reihe winkt ER, ihr ER, herüber, hält triumphierend eine Plattenhülle in der Hand: „Ich hab sie!"
Er vom Stand gegenüber: „Also wenn sich schon mal `ne Frau für Platten interessiert…“
In a gadda da vida, honey
Don't you know that I'm lovin' you
In a gadda da vida, baby
Don't you know that I'll always be true
Oh, won't you come with me
And take my hand
Oh, won't you come with me
And walk this land
Please take my hand...
Maluceane - 16. Aug, 17:39 - Rubrik Fund[W]orte
http://parallalie.twoday.net/stories/6017838/
Rhizome
die Verknüpfung von hie nach da, zu Ihnen und umgekehrt, dem Zufall überlassend, einfach wunderbar!
So etwas wünsche ich mir... auch zu anderen Art verwandten literarischen Blogs!
Das käme dann dem Dschungelgeflecht, über das Alban Nikolai Herbst schon oft auf seinem Blog schrieb, sehr nah.
Herzlich
Teresa