Die Wutbürger
"Wutbürger" lautet das [Un]Wort des Jahres 2010.
Es waren nicht die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, die dieses Wort gekürt!
Quasi, um einen Sammelbegriff als Oberbegriff für die Stimmung in unserer deutschen Gesellschaft zu suchen.
Nachdem wir, Bundesbürger[innen], landauf landab in diesem Jahr so engagiert wie nie zuvor für die Demokratie und unsere Bürger-Beteiligung zu Zehntausenden friedlich auf die Straße gingen: für den bayerischen Nichtraucherschutz, für eine ordentliche Schulausbildung in Hamburg sowie für eine umweltfreundliche und bürgerorientierte Modernisierung des Stuttgarter Hauptbahnhofs.
Nein!
Es war mal wieder eine Organisation, die sich über die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes erhoben hat, als sie sich gewisser Wortschöpfungen annahm!
Wortspielereien, die Journalisten - seriöse wie investigative oder nur Kaltreportage schreibende - Vertreter der Massenmedien [Presse, Hörfunk und Fernsehen] kreierten und in Umlauf brachten. Neu-Kreationen der deutschen Sprache, auch aus dem [D]Englischen [entlehnt], als Versuch, etwas in Worte zu fassen, für das es [oftmals in diesem Jahr noch] keine Worte gab.
Die Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS) hat „Wutbürger“ zum [Un]Wort aus 2000 Begriffen und Redewendungen, die sie hauptsächlich aus den Medien zusammen sammelte, gekürt.
Dieses Wort und weitere neun Begriffe* und sprachliche Wendungen*, die sich auf der Ranking-Liste* befinden, träfen "den sprachlichen Nerv des sich dem Ende neigenden Jahres". Sie stellten "auf ihre Weise einen sprachlichen Jahresrückblick dar". So begründet die GfdS ihre [Aus]Wahl und schreibt in ihrer Pressemitteilung dazu:
"Für die Auswahl der Wörter des Jahres entscheidend ist aber nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität."
Eigenartig, dass eine Gesellschaft für Deutsche Sprache sich wie viele andere Organisationen hier in unserem Land wieder einmal über die BürgerInnen hinweg erhebt.
Hätte die Gesellschaft sich einen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn Sie das Wort des Jahres 2010 gemeinsam mit uns, den BürgerInnen in diesem Land, gesucht hätte?
Sie hätte doch mit den Medien zusammen, zum Einreichen des Lieblingsworts aufrufen können. Stattdessen bediente sie sich der Worte, die Journalisten, Redakteure, Paparazzi der Massenmedien [er]fanden.
Die Jury der Sprachengesellschaft, die die Auswahl zum Wort des Jahres 2010 traf, setzte sich übrigens aus dem Hauptvorstand der Gesellschaft sowie ihren wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen.
Zu einfach hat die GfdS es sich damit - ausgerechnet - dieses Jahr gemacht! Ein Jahr, in dem besonders mehr sprachliches Gespür gefragt war und ist!
Die BürgerInnen aus der Region Stuttgart, insbesondere die Stuttgarter Bürgerinitiativen, die am heutigen Samstag öffentlich gegen das ausgewählte Wort ihre Stimme erheben, empfinden diese Jurierungstat als Verspottung ihres Engagements für eine bürgerfreundlichere Demokratie und ihren friedlichen Protest!
Es kommt einer regelrechten Verhöhnung gleich, wenn S i e auf der Website dieser Gesellschaft lesen, dass "die ausgewählten Wörter mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden" sind!
Der Begriff "W u t b ü r g e r" trägt die Wertung in sich selbst!
Das Wort drückt an sich schon eine Wertung, eine Mißbilligung [!!], aus!
Was der Jury, v.a. ihren wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, eigentlich bewußt sein sollte!
DEN FRIEDLICHEN PROTEST, DAS WAHRNEHMEN DER BÜRGERRECHTE IN DIESEM LAND mit dem Begriff „WUTBÜRGER“ auszuzeichnen, ist eine „VERHÖHNUNG“ unserer DEMOKRATIE!
Ausgerechnet von einer Gesellschaft für Deutsche Sprache in UNSEREM Land hätte ich mehr sprachliche Sensibilität und Respekt für die Wahrnehmung der demokratischen Rechte erwartet!
Einfach geschmacklos von dieser Sprachengesellschaft!
Teresa HzW - 18. Dez, 14:42 - Rubrik Widerworte
Wörter des Jahres 2010
(ausgewählt von einer Jury der GfdS)
1. Wutbürger
2. Stuttgart 21
3. Sarrazin-Gen
4. Cyberkrieg
5. Wikileaks
6. schottern
7. Aschewolke
8. Vuvuzela
9. Femitainment
10. unter den Eurorettungsschirm schlüpfen
Vom "Wutbürger" habe ich noch nie gehört oder gelesen. Sicher eine Kampagne, damit der Spiegel ausgezeichnet wird!
2. Oben bleiben
3. Lügenpack
4. Vuvuzuela
5. Wikileaks
meine Hitliste.