Bürgers Wut im Bauch

Der legendäre Ry Cooder hat wieder zugeschlagen. Seine Songs auf der neuen CD erinnern an die Protestsongs a la „Jesse James“ von Woody Guthrie.
Oder wie schrieb „The Daily Telegraph“: „If protest is what you want, Cooder has delivered it magnificently.“

Yeah!
Und heute ist es mir sehr nach Protest, liebe Leserinnen und liebe Leser!
Aber wo soll man hin damit, mit seinem Protest?
Wegen [s]einer Wut… einer Wut auf
….die Verhältnisse….
… die galoppierende Inkompetenz der politischen Führungsklasse….
…. den grünen Filzteppich, der sich nun in Baden-Württemberg über alles drüber legt. Wie „versehentlich“ ein Insider aktuell in der sog. grünen SMS-Panne offenlegt.

Dabei haben viele Bürgerinnen und Bürger hier im Land noch vor Monaten gedacht, wenn Schwarz-Gelb nach 58 Jahren abgelöst wird, werde alles ökologischer und... besser. Irgendwie.
Auch weil uns doch ein neuer[!] Politikstil von Kretschmann und Co versprochen wurde...

Wir – der naive Steuer zahlende Bürger - glaubten an diese Ehrlichkeit. An mehr Anstand. An das Quäntchen "mehr" an Fairness, das uns die Grünen mit den Roten versprachen.

Wir glaubten daran, weil diese Stimmen-Fischer immer auftraten wie du und ich.
Wir glaubten daran, weil sie - anders als Schwarz-Gelb - zuhörten. Zumindest meinten wir das. Weil sie uns mit ihren grünen Augen aufmerksam ansahen.
Wir glaubten es, weil sie unsere Argumente aufnahmen, notierten, ernst nahmen.
Dachten wir.

Und nun?

Vorhin schlage ich die regionale Tageszeitung „Stuttgarter Nachrichten“ auf. Sie macht heute groß auf mit fünf Zeilen aus einer SMS, die ein grüner Stuttgarter Bürgermeister an einen Parteifreund senden wollte… schon vergangene Woche…. Dann aber – so ein Versehen aber auch – kam diese SMS im Faxgerät der Stuttgarter Nachrichten zum Ausdruck. Schon vor einigen Tagen. Die Redakteure trauten wohl ihren Augen kaum, als sie lasen: „Selbst dieser franke wird im stami untergebracht. Ist mir das peinlich. Zuständig für EnBW. Peter p. Und ich betrinken sich. Kein Unterschied zu den schwarzen. Gruß Werner.“

Diese - nun als grüne SMS-Panne bezeichnete Skandal - bestätigt das ungute Gefühl, das wir gutgläubigen Bürger, die wir am 28. März in der Wahlkabine über den Tisch gezogen wurden, seit Anfang Juni haben:
Die neue Landesregierung ist keinen Deut besser!

Die Zeche für 180 neue – für grüne und rote Parteifreunde – in den Ministerien geschaffene Stellen zahlen wir Steuerzahler-Bürger, die wir täglich morgens um fünf aufstehen, um zum Daimler, Bosch, Porsche, Mahle oder anderen Firmen zum Schaffen fahren.

ODER haben Sie schon mal eine Stellenausschreibung für eine der 180 neuen zu besetzenden Stellen in der baden-württembergischen Landesverwaltung in der FAZ, in der ZEIT, in der Süddeutschen oder in einer unserer BW-Regionalzeitungen gelesen?

Es erübrigt sich wohl, zu sagen, dass es eigentlich eine Pflicht für die Öffentliche Verwaltung gibt, neu zu besetzende oder neu geschaffene Stellen o[e]ffen[tlich]auszuschreiben… Eine Verpflichtung, die an sich auch für eine Landesregierung gilt...

Diese versehentlich nun presseöffentlich gemachte SMS offenbart, dass in Baden-Württemberg nicht nach Kompetenz, sondern nach Parteiengemauschel besetzt wird.

Eigentlich interessiert mich als Bürgerin dieses Landes nun doch, dass die Regierenden nun mal offenlegen, wie viele dieser 180 Stellen bisher besetzt wurden, wann und wo diese ausgeschrieben wurden und wie viele der eingestellten neuen Mitarbeiter ein Parteibuch haben. Ferner wäre auch danach zu fragen und offen zu legen, welche Parteifunktionen neu eingestellte Mitarbeiter in den letzten zehn Jahren bekleidet haben!

Wie gut, dass ich mein Blog habe, um wenigstens darin auf solche Zustände hinweisen zu können, wenn sie mir zu Ohren oder Gesichte kommen.

Sodele... und bevor mein Blutdruck noch mehr ansteigt, lege ich mir jetzt erst Mal den neuen Ry Cooder auf, der sinnigerweise im ersten Track der neuen CD die verdorbene [Schein]Welt der Banker besingt…. Was irgendwie auch zu dieser grün-roten Scheinwelt im Lande und dem grünen SMS-Skandal passt, finden Sie nicht…

2010 mal gelesen
Robert (Gast) - 20. Sep, 11:38

Schwäbisches Wikileaks

Endlich ist der Beweis erbracht, die Grünen sind auch nicht besser wie die anderen, sobald sie an der Macht.

Danke, dass Sie endlich wieder politischer werden, Frau Teresa, ich dachte schon Sie sind, Verzeihung, wenn ichs so schreibe, krank geworden oder es habe Ihnen einer nen Maulkorb verpasst.

student (Gast) - 20. Sep, 12:18

Teresa HzW - 22. Sep, 18:07

@Robert

Ein neuerlicher Vorgang zeigt, wie sehr Sie mit Ihrem kurzen Kommentar-Satz den Nagel auf den Kopf treffen, lieber Robert.

Obiger Bürgermeister "musste" jetzt seine eigene Frau, die bei ihm als Persönliche Referentin arbeitet befördern. Sie können sich vorstellen, was da nun wieder los ist.
Hier der Link zum Artikel in der heutigen Ausgabe der "Stuttgarter Nachrichten"
>>> http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stadtverwaltung-woelfle-foerdert-seine-frau-im-rathaus.5c306fad-64f2-41be-b5d9-7ce8300c5675.html

Ansonsten:
Wer soll mir denn einen Maulkorb verpassen?
Keine Sorge: Den Mund lasse ich mir nicht verbieten ;-)
Insofern wird es weiterhin immer wieder mal, v.a. wenn es Not tut, auch kritisch-politische Wi[e]derworte geben!

Ihre Überschrift gefällt mir übrigens so gut, dass ich sie mir bei nächster Gelegenheit gern ausleihen werde, wenn Sie gestatten!?
Bubi40 - 20. Sep, 15:14

liebe teresa, es ehrt sie ungeheuer, dass sie sich noch so erregen können über die verlogenheit der "herrschenden" (die ja in wirklichkeit gar nicht herrschen, sondern nur ausführendes organ sind der eigentlichen macht - des kapitals). der mensch ist halt von hause aus unvollkommen, und ... macht, auch nur scheinbare, korrumpiert.
ich habe mir schon lange abgewöhnt, von einer wahl irgendwelche wirklich bemerkenswerte veränderungen zu erwarten. bestenfalls ist sie eine manchmal unterhaltsame veranstaltung, in der man einen mißliebigen politiker, oder eine unfähige partei ein wenig pieken kann, und dann darauf hofft, dass es noch viele andere so tun; wenn ja, dann hat man noch etwas freude - allerdings nur schadenfreude - denn ändern wird sich nichts ...
wenn sie mal zeit finden ...
Kurt Tucholsky macht sich gedanken zur wahl ...

Teresa HzW - 22. Sep, 20:13

@Bubi40

"Man tut was für die Revolution und weiß ganz genau, mit dieser Partei kommt sie bestimmt nicht!" - Dieser Satz aus den "Wahl"-Gedanken Tucholsky`s zur Motivation, warum eine[r] wählen geht, hat es mir sehr angetan, lieber Josef. Vielen lieben Dank daher, dass Sie den Tucholsky hierher posteten.
Der Satz spiegelt sehr gut die [bittere] Stimmungslage wider, die derzeit in vielen schwäbischen Haushalten herrscht. Es ist erstaunlich, wie schnell sich gerade bei jenen, die wegen eines anderen Politikstils Grün wählten, nun schon die Ernüchterung, ja gar schon die Sorge "um ihr Ländle" breit macht. Dass eine solche Ernüchterung irgendwann mal nach ein, zwei Jahren eintritt, verständlich, aber keine[r] rechnete damit, dass er schon vier Monaten nach dieser Landtagswahl bereut, sein Kreuz [an grüner Stelle] gemacht zu haben.
Insofern werde ich mich gewiss weiterhin "über die Herrschenden erregen", v.a. wenn sie gegen jene Werte und Grundsätze verstossen, die sie vormals mit Inbrunst und Vehemenz propagiert haben, als sie [noch] nicht in Regierungsverantwortung waren.

Es entspricht zudem der Philosophie dieses Blogs, lieber Josef, auch auf solche Verlogenheiten hinzuweisen und diese Missstände anzuprangern. Dagegen Haltung zu beziehen... und wenn es hernach nur eine[r] liest und weiterträgt und die[der] wiederum und wieder... dann hat es sich schon gelohnt, dass ich hier nicht nur schön[e] [wieder Worte] schreibe, sondern auch [kritisch] Widerworte erhebe ;-)
Grüne (Gast) - 20. Sep, 20:11

Herr Kretschmann hat zwischenzeitlich klar gestellt, dass es in seinem Ministerium kein Postengeschacher gibt, sondern dASS die Einstellungspolitik so gemacht wird, wie es den gesetzlichen Vorgaben entspricht.

Teresa HzW - 22. Sep, 20:31

@Grüne

Zu diesen "gesetzlichen Vorgaben" gehört, dass im Grundsatz Stellenbesetzungen im Öffentlichen Dienst - auch in Baden-Württemberg - eigentlich öffentlich auszuschreiben sind.
Aber, liebe[r] Grüne, vielleicht besteht das "Machen der Einstellungspolitik" ja darin, dass sich interessierte Parteimitglieder zunächst als Praktikanten bewerben. Und wenn die sich nach vier- bis sechswöchigem Praktikum bewährt haben, dann auf einer Referentenstelle beginnen dürfen.
Teresa HzW - 22. Sep, 20:42

Stellenangebote beim Staatsministerium

Übrigens für alle, die es interessiert, unter diesem Link sind laufend Praktikumsstellen in der Regierungszentrale ausgeschrieben:
http://www.stm.baden-wuerttemberg.de/de/Stellenangebote/113815.html

Hier auch noch der Artikel, in dem schwarz-auf-weiß nachzulesen ist:
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte am Dienstag, er könne die Kritik Wölfles an der Personalpolitik der grün-roten Landesregierung nicht nachvollziehen. Er habe sich über diese Behauptungen geärgert: "Die Einstellungspolitik wird so gemacht, wie es den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Und diese Einstellungspraxis ist gut und korrekt."

Der ganze Artikel hier >>> http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.werner-woelfle-sms-koennte-ein-nachspiel-haben.244c6838-5d09-4b56-9435-c4c462c29c1b.html

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