Grüner Hügel

Ich sitze auf [m]einem Grünen Hügel und blicke ins Land: über Getreidefelder, deren Ähren sich im Winde wiegen, über mannshohe, blickdichte Maisäcker, über Weinreben, die in den Himmel ranken und über Obstbäume, die über voll mit Äpfeln, Birnen, Quitten hängen…

Der Blick schweift dahin bis hinauf zum Abendstern, der um diese Uhrzeit bereits zwischen Wolkenbänken hindurch blitzt. Der lieblichste der Sterne, der sein sanftes Licht entsendet in die Ferne, bis hinan auf meinen Grünen Hügel, auf dem die mächt`ge Burg thronet. Wo sie versammelt, der Sänger Schar beim Landgrafen von Thüringen: Wolfram von Eschenbach, Heinrich von Ofterdingen und Walter von der Vogelweide, die um die Gunst der schönen Elisabeth wettsingen:

"Die nächt'ge Dämmrung teilt dein lieber Strahl,
und freundlich zeigst den Weg du aus dem Tal. -
O du, mein holder Abendstern,
wohl grüßt' ich immer dich so gern:
vom Herzen, das sie nie verriet,
grüß sie, wenn sie vorbei dir zieht,
wenn sie entschwebt dem Tal der Erden,
ein sel'ger Engel dort zu werden!"



Wer den Sängerwettstreit für sich entscheidet, vermag ich nicht zu verraten. Nur, dass es eine der schönsten romantischen Opern ist: Tannhäuser. Es ist die erste von drei Romanzen, die Richard Wagner einst komponierte [danach folgte Lohengrin und der Fliegende Holländer]. Vor 120 Jahren, im Jahr 1891, wurde sie erstmals aufgeführt.
Heute eröffnet sie am Grünen Hügel die hundertsten Bayreuther Festspiele. Zum dritten Mal in Folge entschied man sich dort [nach 1985 und 2002] für die Aufführung in der Dresdner Fassung. Es ist die einzige Oper Wagners, bei der man unter mehreren Fassungen wählen kann [z.B. einer Pariser].

Wunderbar der zweite Akt: die Hörner, der Posaunenchor, der Chor der Sirenen. [Ich liebe Opern, in denen Chöre starke Auftritte haben, unterstützt vom Jagdruf der Hörner und Trompeter wie in diesem 2. Akt. Einfach Wunderbar!]

Eine wunderbare Story lässt nicht nur meine Blicke schweifen, sondern auch meinen Geist seit Stunden durch die Geschichte schweben:
Tannhäuser eine Parabel über Freiheit, Ethik, Kunst und Künstler. Die mystische Figur des Wolfram von Eschenbach, das Alter Ego zu Heinrich von Ofterdingen, kurz Tannhäuser genannt. Was Tannhäuser liebt, lehnt Wolfram ab und umgekehrt. Er ist es auch, der Tannhäuser immer wieder in die raue Wirklichkeit zurückholt. Denn Tannhäuser verkörpert in der Wagneroper die zarte, empfindsame Künstlernatur. Er strebt die äußerste Form der Freiheit an und muss sich doch von ihr abwenden, als er erkennt, dass die konventionelle Freiheit auch in eine Sackgasse führt, weil sie die Kreativität und den weiteren künstlerischen Fortschritt erstickt. Doch es gibt kein Zurück mehr für ihn, er findet keinen Platz mehr in der Gesellschaft der braven Bürger, weil er zu sehr die konservative Gesellschaft in Frage gestellt hat...
[Wie aktuell denke ich mir! Aus meiner kleinen schwäbischen Froschperspektive in die Geschichte geäugt!]
Doch auch sein Alter Ego, Wolfram von Eschenbach, macht ähnlich bitt`re Erfahrung. In der dramatischen Gegenwart des zweiten Akts muss er erkennen, dass er Elisabeth, die Nichte des Landgrafen, vergeblich liebt, sie seine Liebe nicht erwidern kann, weil sie aus tiefstem Herzen Tannhäuser liebt. Wolfram entsagt aus der Bruderliebe zu Tannhäuser auf immer seiner Liebe zu ihr. Er will sich nur noch in Anbetung seiner unerfüllten Liebe ergehen und den Kampf mit den dunklen Mächten, den verborgenen Kräften [der Liebe] aufnehmen. Ebnet ihm dieser Verzicht den Weg in die Weisheit? Oder war der Verzicht Teil einer Prüfung?
Bei Wagner geht Wolfram fortan als einsamer Einzelgänger durch die Welt, um irgendwann dem Irdischen zu entsagen? Eine beinahe heilige Lichtgestalt? Eine mystische Figur?

Lauschen wir hinein…wenn Sie mögen… auf allen Klassikkanälen der ARD können Sie die Eröffnungspremiere der Bayreuther Festspiele bis 22:30 Uhr live mit verfolgen [momentan, 19:15 Uhr, sind wir mitten im zweiten Akt]…

Alle mir geneigten Leserinnen und Leser, die hier noch auf einen Kommentar oder auf eine E-Mail-Antwort von mir warten, bitte ich, sich angesichts dieses Hörgenuss, bis morgen zu gedulden, dann werde ich mich wieder im irdischen Leben und zuerst bei Ihnen zurück melden….

2. Akt, Dritte Szene
Wolfram
Heinrich! Du?
Was bringt dich her in diese Nähe? Sprich!
Wagst du es, unentsündigt wohl den Fuß
nach dieser Gegend herzulenken?
Tannhäuser
Sei außer Sorg', mein guter Sänger! -
Nicht such' ich dich noch deiner Sippschaft einen.
Doch such' ich wen, der mir den Weg wohl zeige,
den Weg, den einst so wunderleicht ich fand --
Wolfram
Und welchen Weg?
Tannhäuser [mit unheimlicher Lüsternheit]
Den Weg zum Venusberg!
Wolfram
Entsetzlicher! Entweihe nicht mein Ohr!
Treibt es dich dahin?
Tannhäuser
Kennst du wohl den Weg?

Wolfram
Weh, böser Zauber tut sich auf!
Die Hölle naht in wildem Lauf.
Tannhäuser
Entzücken dringt durch meine Sinne,
gewahr' ich diesen Dämmerschein;
dies ist das Zauberreich der Minne,
im Venusberg drangen wir ein!
In heller, rosiger Beleuchtung wird Venus, auf einem Lager ruhend, sichtbar.
Venus
Willkommen, ungetreuer Mann!
Schlug dich die Welt mit Acht und Bann?
Und findest nirgends du Erbarmen,
suchst Liebe nun in meinen Armen?
Tannhäuser
Frau Venus, o, Erbarmungsreiche
Zu dir, zu dir zieht es mich hin!
Wolfram
Du Höllenzauber, weiche, weiche!
Berücke nicht des Reinen Sinn!
Venus
Nahst du dich wieder meiner Schwelle,
sei dir dein Übermut verziehn;
ewig fließt dir der Freuden Quelle,
und nimmer sollst du von mir fliehn!
Tannhäuser
Mein Heil, mein Heil hab'ich verloren,
nun sei der Hölle Lust erkoren!
Wolfram [ihn heftig zurückhaltend]
Allmächt'ger, steh dem Frommen bei!
Heinrich, - ein Wort, es macht dich frei -:
dein Heil -!
Venus
Zu mir!
Tannhäuser [zu Wolfram]
Laß ab von mir!
Venus
O komm! Auf ewig sei nun mein!
Wolfram
Noch soll das Heil dir Sünder werden!
Tannhäuser
Nie, Wolfram, nie! Ich muß dahin!
Wolfram
Ein Engel bat für dich auf Erden -
bald schwebt er segnend über dir:
Elisabeth!


In Bayreuth, am Grünen Hügel, eilt man nun zu Fränkischen Würstchen und Bier, um 20:17 Uhr geht es live weiter mit der romantischen Tragödie im Dritten und letzten Akt:
Wolfram
Wohl wußt' ich hier sie im Gebet zu finden,
wie ich so oft sie treffe, wenn ich einsam
aus wald'ger Höh' mich in das Tal verirre. -
Den Tod, den er ihr gab, im Herzen,
dahingestreckt in brünst'gen Schmerzen,
fleht für sein Heil sie Tag und Nacht: -
o heil'ger Liebe ew'ge Macht! -
2909 mal gelesen
Opernfreund (Gast) - 25. Jul, 20:50

Hinzugefügt, wenn ich darf, ohne lange zu stören: Erstmals spielt ein israelisches Orchester Wagner, in Bayreuth, ein Wagnis? Wie das Neue Deutschland meint, http://www.neues-deutschland.de/artikel/202913.noch-immer-wagnis-wagner.html

Teresa HzW - 26. Jul, 18:19

Lieber Opernfreund,
mir scheint, Sie meinen eine andere Aufführung, kann das sein? Auch auf Bayreuther Boden, jedoch im Großen Haus der Stadthalle gab das Israel Chamber Orchestra im Rahmen des Franz-Liszt-Jubiläums 2011 sein hochkarätiges Konzert.
Ich fand hier einen lokalen Bericht >>>
http://www.bayreuth.de/news/7268/details_1018.htm

Das Festspielorchester - hingegen - wird stets eigens für die Bayreuther Festspiele zusammen gestellt. Es setzt sich aus den besten Musikern anderer [Welt]Orchester zusammen: Rund 200 Musiker aus renommierten Orchestern Deutschlands und des Auslands werden als Festspielorchester alljährlich neu verpflichtet wird. Siehe dazu auch >>>> http://www.bayreuther-festspiele.de/deutsch/mitwirkende/festspielorchester_2011_32.html

Waren Sie denn in diesem Liszt-Konzert?
Von den Turbulenzen im Vorfeld des Auftritts hörte ich…
Herzlich Teresa
steppenhund - 25. Jul, 21:48

Outing

Nur damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben: Gerade Tannhäuser, Rienzi und Lohengrin sind die Opern Wagners, mit denen ich nichts anfangen kann:)
Das finde ich selbst ja umso erstaunlicher, als meine Kenntnis des Rings, des Tristans, der Meistersinger und des Parsifals wahrscheinlich weit über das hinausgehen, was man langläufig erwarten kann.
Ja sogar meine Tochter hat sich im Alter von 10 Jahren die Kopfhörer aufgesetzt, die Meistersinger aufgelegt und mit dem Klavierauszug mitgesungen. So gut kannte sie die Passagen. Schließlich pflegte ich regelmäßig ganze Akte der Oper vom Klavierauszug zu spielen. Dazu kommt noch, dass meine Eltern meine Schwester Eva und mich Hans nannten. Hätte es noch einen Sohn gegeben, so hätte er Walther geheißen.
Ist schon interessant, nicht wahr? Vor allem, wenn man bedenkt, dass Rheingold und Walküre, sowie der Anfang des Siegfried ja noch musikalisch viel einfacher ausgelegt waren, mir aber trotzdem gefielen.
Heute gefalle ich mir in der Rolle des Musik-Snobs, was Wagner angeht. Und ich verweigere es, mich um Karten für Bayreuth anzustellen, weil ich hier keine Musik mehr entdecken kann, nur mehr Rummel.
Es muss wohl reichen, dass mein Vater privat in das Haus Wahnfried eingeladen wurde.
Aber wer weiß, vielleicht ändert sich ja noch etwas an der Gebarung, wie mit den Eintrittskarten umgegangen wird. Und in zehn Jahren finde ich mich dann vielleicht auch in Bayreuth wieder.
Vorläufig bin ich aber mit Gustav Kuhn in Erl oder Welser-Möst in Wien ganz ausreichend versorgt.
-
Und warum habe ich das jetzt geschrieben? Na, vermutlich weil mir was fehlt, weil ich nicht so großen Gefallen am Tannhäuser finden kann. Da half auch der Besuch von Neuschwanstein nichts, obwohl ich dort noch die größte Nähe zur Venus fand.

P.S. Mir bitte nicht übel nehmen ...

steppenhund - 26. Jul, 12:08

http://www.orf.at/stories/2070640/2070648/

Die Eröffnung ist ja nicht auf viel Anklang gestoßen...
Da ist momentan etwas im Gange, was dem Romantikgedanken sehr diametral gegenüber steht. Man könnte daraus ableiten, dass man die Romantik konterkarieren will.
Mich würde wirklich interessieren, was Richard Wagner zu den heutigen Inszenierungen sagen würde. Bei manchen wäre er vermutlich begeistert. Beim Tannhäuser vermutlich weniger.
Teresa HzW - 26. Jul, 18:37

Lieber Steppenhund,

wie könnte ich Ihnen, einem meiner treuesten Kommentatoren etwas "übel nehmen". Sie wissen doch, dass mir Ihre "grad herausse" Art gefällt ;-)
Und an Wagner scheiden sich bekanntlich die Geister; aus unterschiedlichen Gründen.
Bei mir verhält es sich gerade umgekehrt wie bei Ihnen, was den Wagner`schen Musikgeschmack betrifft: Mit dem klassischen "Ring", den Meistersingern und Siegfried vermag ich nicht so viel anzufangen, was jedoch nicht am Stoff, sondern an der Musik liegt, die mir zu schwer ist.
Ich mag eher die heitere Lebensmusik eines Guiseppe Verdi [was ja kein Wunder ist, bei diesem Komponisten italienischer Romantik ;-) und natürlich auch an den choralen Klängen Verdis liegt].

Die Wagnersche Schwermut war und ist mir stets zu viel. Sie legt sich [mir] wie Blei aufs Herz. Insofern lag es wirklich an der gestrigen Musik, dass mich die Eröffnung gefangen nahm. Nicht umsonst gilt der Tannhäuser auch als die [musikalisch] populärste Oper Wagners… Vielleicht ein Grund, warum die Wagner`schen Klänge einmal eine Chance hatten, an mein Herz und an mein Ohr zu rühren!?
Dazu der Stoff, diese Dreiecksgeschichte zwischen Wolfram, Tannhäuser und Elisabeth, diese Liebe, diese glühende Leidenschaft – das kam schon sehr gut rüber… also jedenfalls zu mir, die ich das Eröffnungskonzert bewusst in vollem Raumklang und nur auf diese eine Sache konzentriert hörte (!!), jedoch nicht sah…. [wie froh ich darüber bin! Es nicht gesehen zu haben]

Was für ein Glück doch Ihre Tochter hat, die Hochkultur bereits von Kindesbeinen an genossen haben zu dürfen :-)

Was die Vergabepraxis für Eintrittskarten anbelangt, hat der Bundesrechnungshof den "Grünen Hügel" in Bayreuth gerügt, wie Sie vielleicht gelesen haben; hier werden sich die Wagner-Schwestern etwas überlegen müssen. Es ist in höchstem Maße unanständig, wenn auf der einen Seite HartzIV-Empfängern Gelder gekürzt, der Polit- und Showprominenz jedoch aus Bundes- und Landeshaushaltsmitteln Festspielkarten subventioniert werden. Das geht nicht. Wer zur Kategorie dieser Besser-Verdiener gehört, sollte schon aus Anstandsgefühl seine Opernkarte selbst bezahlen. Wir Normalbürger hätten dann vielleicht auch mal eine Chance, eine Karte zu ergattern. Im Moment stehen die Chancen 10:1 für eine Karte, wenn man nicht spezielle Kontakte hat…
Jedoch ist es beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker nicht ähnlich? Ich hörte einmal, dass nur Anfragen, die an einem bestimmten Tag in Wien eingehen für die Kartenvergabe berücksichtigt werden…

Herzlich Teresa
P.S.:
Hier noch der Link zur Subventionspraxis
>>> http://www.sueddeutsche.de/kultur/wagner-festspiele-rechnungspruefer-beklagen-freikarten-fuer-merkel-co-1.1110030
steppenhund - 26. Jul, 18:54

Sie haben vollkommen recht, in Wien ist es nicht anders. Aber das Neujahrskonzert lehne ich ja aus anderen Gründen ab. Siehe dort:)
http://web723.andrea.webhoster.ag/typolight-2.5.0/index.php/music_articles.html
Shhhhh - 26. Jul, 06:58

Ich habe das gestern auf NDR 1 zufällig mitbekommen, als ich am Kuchen backen war. Von der Musik war ich ehrlich gesagt nicht so begeistert, die Einstimmung mit den Interviews und dem geschichtlichen Hintergrund fand ich jedoch sehr gelungen.

Teresa HzW - 26. Jul, 18:45

Lieber Shhhhh,

tja, da sieht man mal wie unterschiedlich doch die Musik-Rezeption ist ;-) Wie sehr auch das Musik hören von der [Tages?]Stimmung abhängig ist. Hmmmhhmmm – wahrscheinlich hätte ich mir zum Kuchen backen auch andere Musik gewählt – eher leichte, beschwingte Klänge ;-) - damit der Teig gut aufgeht, wenn`s ein Hefekuchen, den Sie gebacken?

Immerhin - was die Interviews anbelangt, da bin ich ganz bei Ihnen, die fand ich auch sehr gelungen :-)

Herzlich Teresa
Bubi40 - 26. Jul, 13:52

das ist ja ein wunderbarer kanon von musik, geschichte und empfindungen. er macht große lust, sogleich die cd aufzulegen, um sich selbst in diesen "rausch" zu bringen, in dem dieser essay wohl entstanden ist.

ein oh über die romantiker ( innen ) ...

ich habe einige ausschnitte des " Tannhäuser " im tv " sehen müssen "...
es ist ja schon die reinste blasphemie, was sich einige selbstverliebte schwachköpfe, die sich regisseure nennen, heutzutage trauen auf die bühne zu bringen.
hier hat das gute alte " dampfradio " noch unbedingt die nase vorn.
meine erfahrung ist, dass die sänger und instrumentalisten immer besser werden, und dass der berufsstand des opernregisseurs immer mehr eine domäne von psychopathischen selbstdarstellern wird.
welcher halbwegs gesunde mensch zu beispiel würde den venusberg als chemiefabrik darstellen ...
seien wir froh, dass uns keiner die musik nehmen kann ... und unsere phantasie ...
im opernhaus darf man ja ungestraft die augen schließen ...

steppenhund - 26. Jul, 15:15

Ja, aber dann wenn schon, denn schon! Lieber die Meistersinger. Die wurden übrigens einmal in Erl einfach gelesen, nicht als Oper aufgeführt. Und es war großartig. Wenn man den Text ohne Musik hört, erkennt man, wie viel an Witz da noch zusätzlich drin steckt, den man, wenn man von der Musik so begeistert ist, gar nicht so beachtet.
Nebenfrage: kennen oder kannten Sie George Onslow? Ich muss gestehen, dass er erst erst vor kurzem auf meinem Radarschirm erschienen ist. Weiteres in meinem Blog. (dem neuen)
Bubi40 - 26. Jul, 15:55

ich muss hier erklären, dass mir die Meistersinger ( zur zeit ) auch näher sind als der Tannhäuser.
eine wunderbare option auch den text zu genießen, bieten die dvds und blue rays mit den optionalen untertiteln.
erst vor ein paar tagen habe ich auf diese art die Meistersinger gehört ... schon klasse ...
allerdings war es die bayreuther inszenierung der künstlerin Katharina Wagner ... ich glaube, ihr urgroßvater hätte sie nach dem " genuß " dieses ergusses zumindest enterbt ... stolzing trat überwiegend mit einem eimer voll weißer farbe und einem großen pinsel auf, um alles, sei es mensch oder dekoration, zu beklecksen ...
wenn man sich auf die musik konzentriert und auf den text, ist es trotzdem eine ganz runde sache.
George Onslow - er bevölkerte unter vielen anderen auch die musikgeschichtlichen vorlesungen als französischer beethoven. man konnte ihn aber seinerzeit nirgends hören, so war er in meinem chaotenhirn vollkommen verschüttet. danke für die anregung, ich habe gleich mal ein wenig " geyoutubt ". man sollte ihn ruhig öfter hören ...
steppenhund - 26. Jul, 16:18

Ich hoffe, dass wir auch eine Aufnahme von unserem Spiel machen werden. Denn ein bisschen ist das dann ja auch ein Unikat. Die Musiker sind allerdings alles Amateure. Mittlerweile habe ich den Artikel eingestellt:)
-
Teresa, sorry für diese Usurpierung deines Blogs:)
Bubi40 - 26. Jul, 16:54

ick entschuldje mir ooch ...
Teresa HzW - 26. Jul, 19:01

Lieber Josef,

die Vorstellungskraft über das Gehörte ist glücklicherweise eine andere als die optische Konfrontation. Insofern: Wie froh ich war, als ich erst n a c h dem Konzert durch ein Kritikergespräch im Radio und später in den nächtlichen Tagesthemen von dieser Biogasanlage, in die der Regisseur den Tannhäuser verpflanzte, sah. Das hätte mein ästhetisches Empfinden maßgeblich gestört, mich vielleicht sogar wieder ausschalten lassen, wenn ich das mit ansehen hätte müssen. [Da haben Sie schon recht mit dem "guten, alten Dampfradio"]
So war es für mich – n u r mit dem Ohr am Radio – mit den Klängen im Haus – ohne die Bilder der Inszenierung, ein einmaliges Klangerlebnis. Ich konnte mich ganz auf die Stimmen und die Töne der einzelnen Sängerinnen und Sänger und vor allem den vierzigköpfigen Chor konzentrieren. Und meiner eigenen Interpretation der Klangwelten freien Lauf lassen.

Dennoch warte ich mit Spannung auf die Wiederholung der Übertragung in einem der TV-Kulturkanäle; ich kann schlecht den Stab über eine Inszenierung brechen, die ich nicht selbst gesehen. Allerdings eine befremdliche Szenerie ist mir das – wie gesagt - bereits vom Hören-Sagen.

Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass heutige Regisseure sich und vor allem die klassischen Stoffe immer krasser ins Szene setzen. [Ein Eindruck, den ich mit Ihnen teile ;-)] Vielleicht sind das jedoch auch die Zwänge [v.a. wenn es um die Neu-Interpretation klassischer Stoffe geht], denen ein Regisseur unterliegt, um überhaupt als Kulturschaffender noch gehört oder angesehen, gar wahrgenommen zu werden?
Bei den Wagner Festspielen habe ich ohnehin den Eindruck, dass es nur noch darum geht, wie der eine Regisseur die anderen, die der Vorjahre, an schrägen Ideen übertreffen kann. Es geht also gar nicht mehr um eine echte Neu-Interpretation von Kunst oder Musik, sondern nur noch um den Hype oder den Ruf, dem einer gerecht werden muss oder dem er eben auch einmal krass entgegen wirken will. Abschließend werde ich mir - wie gesagt - erst ein abschließendes Urteil bilden können, wenn ich die Inszenierung [mehr als in einigen Ausschnitten] ansehen kann. Und wer weiß, vielleicht zappe ich nach wenigen Minuten weg!?

Den Kritikern der Hochkultur wird man es allerdings nie recht machen können. Sie kommen mit einer vorgefertigten Meinung in die Aufführung und suchen das Haar in der Suppe. Insofern zeugte es wahrscheinlich schon wieder von ungeheurem Mut, wenn eine[r] mal das Wagnis einginge, ganz klassisch zu inszenieren ;-)

Bis dahin - bleibe ich lieber in Fällen wie diesen - dem "Dampfradio" - zwar in High Fidelity, doch in guter alter Röhrentechnologie - treu :-)

Herzlich Teresa
Teresa HzW - 26. Jul, 19:13

@Hans u @Josef

Vielleicht sollte ich hier ein virtuelles Kaffeehaus einrichten, in dem tagsüber Kaffee, Tee und Kuchen [und des Abends Trollinger und Schwäbischer Wurstsalat] bereit stehen für Gäste, die zu philosophischen – philant[h]ropischen Gesprächen vorbei kommen :-))))

Mir gefällt das, lieber Steppenhund Hans und lieber Bubi40 Josef, da Sie beide hier am Thema entlang diskutier[t]en.
Das ist auch so eine Sache, die Freude in mir auslöst: wenn ein Themenbeitrag von mir, den Stein zu einem längeren "Gesprächsfaden" hier im Blog ins Rollen bringt. Insofern kein Problem mit der "Usurpierung" – im Gegenteil! Ich stehe hier und lese... und genieße still Ihrer beider Worte und hätte - auch wenn mein Geschmack da ein anderer ist - Ihrer Meistersingerei gerne noch ein Weilchen zuhören mögen.
:-)
Teresa HzW - 27. Jul, 00:19

Freitod im Tank

Unter diesem Titel veröffentlichte der Tagesspiegel eine sehr umfassende [wie mir scheint objektiv-sachliche] Kritik, die alles abdeckt. Danach bin ich noch froher, nichts gesehen, sondern nur zu-gehört zu haben
http://www.tagesspiegel.de/kultur/tannhaeuser-freitod-im-tank/4435404.html

Bubi40 - 27. Jul, 10:45

vielen dank liebe teresa für diese " zugabe " ...
wir bleiben also dabei ...
es lebe das alte dampfradio !!!
es lebe die frau musika !!!
es lebe die phantasie !!!
Teresa HzW - 5. Aug, 13:13

Jawoll,
vor allem die Phantasie... sie lebe hoch, hoch, hoch...
lieber Josef
;-)

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