Montauk IX – Eros` und Amors` Pfeil
Immer noch bin ich auf der Suche nach Amor und seinem inneren Pfeil der Liebe in Montauk.
Nachdem ich zwei Drittel von Montauk gelesen, durchblättere ich von der ersten Seite an nochmals das Gelesene auf der Suche nach Eros, um mich von einer anderen Seite Amor zu nähern. Auf der Suche nach der Frage, ob nicht doch der Pfeil Amors und sein Eros in Montauk aufblitzt? Und ich finde es [nicht]. Oder doch?
Vielleicht hängt die Suche mit der Art der Vorstellung von Amor und seinem Pfeil der Liebe zusammen?
In der griechischen Klassik wird Eros als makelloser, schöner Jüngling dargestellt; später wandelt sich das Bild: Eros wird jünger, wird unter den Römern zum Amor, zum Knaben, zum männlichen Kind mit Pfeil und Bogen. Die auf das Herz gerichtete Pfeilspitze soll die Liebe auf den ersten Blick, die Leidenschaft, entfachen, wenn der Pfeil eine güldene Spitze trägt. Ist diese aus Blei symbolisiert Amor die unerwiderte Liebe und der Pfeil soll die Leidenschaft abtöten [sehr vereinfacht gesagt]. Wegen der Flüchtigkeit der Leidenschaft des Augenblicks, der [rein] erotischen Liebe, trägt der erotische Amor in der Kunst oftmals kleine Flügel auf seinem Rücken.
Längst sind die Zeiten, als man sich mit solch mystischen Bildern behalf, vorbei. Dennoch mögen die Vorstellungen und Wahrnehmungen von Eros und Amor zu allen Zeiten unterschiedlich [gewesen] sein. Heute, in der schnelllebigen Zeit noch mehr als früher.
Mag sein Mann, Schweizer Mann, hatte zu Beginn der 1970er Jahre eine andere Vorstellung von Eros wie heute? Wer heute die Rahmenhandlung des Liebes-Wochenendes von einem Mann und einer Frau in Montauk liest, dem liest sich diese auch nach siebenunddreißig Jahren immer noch Frisch: in der Schreibe! Aber frisch im ero[ti]s[chen] Sinne?
Vor dem Hintergrund der heutigen gesellschaftlichen- und ero[ti]s[ch]en Ansichten mögen da die Meinungen gewiss weit auseinander gehen. Denn das, was als Eros angesehen wird, wird auch von der Umwelt, der Gesellschaft, dem Umfeld, der Familie, mit geprägt und beeinflusst.
Lassen Sie mich, liebe Leser[innen], dies am Beispiel der Körperbehaarung, die in Montauk ständige Lese-Begleitung [nicht nur für den Protagonisten] ist, darlegen: Körperbehaarung gilt heute unter [den meisten] jungen Menschen als wenig schicklich. Glatte Haut an jeder, wirklich jeder Stelle des Körpers ist geradezu ein "Must have". Da wird gepeelt, rasiert und mit Kerzenwachs abgezogen, was die Haut nur irgendwie hergibt. In den frühen 1970ern wäre das undenkbar gewesen, da trug Mann wie Frau die volle Haarpracht nicht nur auf dem Kopf, sondern auf der Brust, unter der Achsel, an den Beinen bewusst zur Schau und damit zur Geltung. Gerade bei einem bestimmten Typ Mann galt die behaarte Brust damals als absolutes, nicht zu überbietendes körperliches Zeichen [neben ausgeprägten Oberarm-Mukkies] an Männlichkeit. Damals war es sogar ein absolutes "Don`t", wenn bei Frauen die Beine enthaart. So etwas tat die selbst befreite Frau in den neunzehnhundertsiebziger Jahren nicht. Sie trug ihre Haarpracht, egal wo, selbstbewusst zur Schau. Ich kann mich gar an einen Vorfall erinnern, noch vor zehn Jahren, als ein Freund an einem Sommertag mit glatt rasiertem Bein aufkreuzte und ob seines Tuns, zu dem er sich freimütig in geselliger Runde bekannte, als "vom anderen Ufer" tituliert…
So ändern sich also die Zeiten. Und der Geschmack.
Auch des Eros. Dennoch blitzt er hinter mancher Zeile in Montauk auf. Nicht offensichtlich. Eher subtil[darüber schrieb ich gestern schon]. Dieser Eros ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Den kann kein Zeitgeist, kein Zeitgeschmack und keine sexuelle Befreiung vertreiben. Er mag sich auch jeder Leserin, jedem Leser anders zeigen. Dieser subtile Eros. Der sich mit den Gedanken und den Erinnerungen der Lesenden verbindet. Er zeigt sich in vielfacher Gestalt. Frisch verbindet ihn oder sie nur sehr spärlich mit Namen. Er ergeht sich in Andeutungen, in Anspielungen. Dadurch trägt er dazu bei, dass eigene Leser[innen]gedanken abschweifen, dass sich Namen einstellen, wo im Buch eine Leerstelle bleibt.
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Nachdem ich zwei Drittel von Montauk gelesen, durchblättere ich von der ersten Seite an nochmals das Gelesene auf der Suche nach Eros, um mich von einer anderen Seite Amor zu nähern. Auf der Suche nach der Frage, ob nicht doch der Pfeil Amors und sein Eros in Montauk aufblitzt? Und ich finde es [nicht]. Oder doch?
Vielleicht hängt die Suche mit der Art der Vorstellung von Amor und seinem Pfeil der Liebe zusammen?
In der griechischen Klassik wird Eros als makelloser, schöner Jüngling dargestellt; später wandelt sich das Bild: Eros wird jünger, wird unter den Römern zum Amor, zum Knaben, zum männlichen Kind mit Pfeil und Bogen. Die auf das Herz gerichtete Pfeilspitze soll die Liebe auf den ersten Blick, die Leidenschaft, entfachen, wenn der Pfeil eine güldene Spitze trägt. Ist diese aus Blei symbolisiert Amor die unerwiderte Liebe und der Pfeil soll die Leidenschaft abtöten [sehr vereinfacht gesagt]. Wegen der Flüchtigkeit der Leidenschaft des Augenblicks, der [rein] erotischen Liebe, trägt der erotische Amor in der Kunst oftmals kleine Flügel auf seinem Rücken.
Längst sind die Zeiten, als man sich mit solch mystischen Bildern behalf, vorbei. Dennoch mögen die Vorstellungen und Wahrnehmungen von Eros und Amor zu allen Zeiten unterschiedlich [gewesen] sein. Heute, in der schnelllebigen Zeit noch mehr als früher.
Mag sein Mann, Schweizer Mann, hatte zu Beginn der 1970er Jahre eine andere Vorstellung von Eros wie heute? Wer heute die Rahmenhandlung des Liebes-Wochenendes von einem Mann und einer Frau in Montauk liest, dem liest sich diese auch nach siebenunddreißig Jahren immer noch Frisch: in der Schreibe! Aber frisch im ero[ti]s[chen] Sinne?
Vor dem Hintergrund der heutigen gesellschaftlichen- und ero[ti]s[ch]en Ansichten mögen da die Meinungen gewiss weit auseinander gehen. Denn das, was als Eros angesehen wird, wird auch von der Umwelt, der Gesellschaft, dem Umfeld, der Familie, mit geprägt und beeinflusst.
Lassen Sie mich, liebe Leser[innen], dies am Beispiel der Körperbehaarung, die in Montauk ständige Lese-Begleitung [nicht nur für den Protagonisten] ist, darlegen: Körperbehaarung gilt heute unter [den meisten] jungen Menschen als wenig schicklich. Glatte Haut an jeder, wirklich jeder Stelle des Körpers ist geradezu ein "Must have". Da wird gepeelt, rasiert und mit Kerzenwachs abgezogen, was die Haut nur irgendwie hergibt. In den frühen 1970ern wäre das undenkbar gewesen, da trug Mann wie Frau die volle Haarpracht nicht nur auf dem Kopf, sondern auf der Brust, unter der Achsel, an den Beinen bewusst zur Schau und damit zur Geltung. Gerade bei einem bestimmten Typ Mann galt die behaarte Brust damals als absolutes, nicht zu überbietendes körperliches Zeichen [neben ausgeprägten Oberarm-Mukkies] an Männlichkeit. Damals war es sogar ein absolutes "Don`t", wenn bei Frauen die Beine enthaart. So etwas tat die selbst befreite Frau in den neunzehnhundertsiebziger Jahren nicht. Sie trug ihre Haarpracht, egal wo, selbstbewusst zur Schau. Ich kann mich gar an einen Vorfall erinnern, noch vor zehn Jahren, als ein Freund an einem Sommertag mit glatt rasiertem Bein aufkreuzte und ob seines Tuns, zu dem er sich freimütig in geselliger Runde bekannte, als "vom anderen Ufer" tituliert…
So ändern sich also die Zeiten. Und der Geschmack.
Auch des Eros. Dennoch blitzt er hinter mancher Zeile in Montauk auf. Nicht offensichtlich. Eher subtil[darüber schrieb ich gestern schon]. Dieser Eros ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Den kann kein Zeitgeist, kein Zeitgeschmack und keine sexuelle Befreiung vertreiben. Er mag sich auch jeder Leserin, jedem Leser anders zeigen. Dieser subtile Eros. Der sich mit den Gedanken und den Erinnerungen der Lesenden verbindet. Er zeigt sich in vielfacher Gestalt. Frisch verbindet ihn oder sie nur sehr spärlich mit Namen. Er ergeht sich in Andeutungen, in Anspielungen. Dadurch trägt er dazu bei, dass eigene Leser[innen]gedanken abschweifen, dass sich Namen einstellen, wo im Buch eine Leerstelle bleibt.
Teresa HzW - 19. Apr, 16:24 - Rubrik [Post]Moderne