Vierzehnter Juni

"Wenn man mich heute nach dem wichtigsten Ereignis in meinem Leben fragte, würde ich die Bibliothek meines Vaters nennen.
Tatsächlich glaube ich manchmal, daß ich diese Bibliothek nie verlassen habe. Ich sehe sie noch vor mir. Sie war in einem eigenen Raum, hatte verglaste Regale und umfaßte wohl etliche tausend Bände.
Da ich so kurzsichtig war, habe ich die meisten Gesichter aus jener Zeit vergessen (selbst beim Gedanken an meinen Großvater… ), dabei erinnere ich mich lebhaft an viele Stahlstiche….
Der erste Roman, den ich ganz las, war Huckleberry Finn. Dann kam Roughing It und Flush Days in California. Ich las auch Bücher von Captain Marryat, Well`s First Men in the Moon, Poe, eine einbändige Ausgabe von Longfellow, Treasure Island, Dickens, Don Quijote, Tom Brown`s School Days, Grimms Märchen, Lewis Carroll, The Adventures of Mr. Verdant Green (ein heute vergessenes Buch), Burtons Tausendundeine Nacht. Der Burton, voll von dem, was man damals für Obszönitäten hielt, war verboten, und ich mußte heimlich auf dem Dach lesen. Aber ich war zu der Zeit so hingerissen von seiner Magie, daß ich von den anstößigen Stellen überhaupt keine Notiz nahm und die Geschichten las, ohne weitere Bedeutungen zu bemerken.

Alle erwähnten Bücher habe ich auf Englisch gelesen.
Als ich den Don Quijote später im Original las, klang es mir wie eine schlechte Übersetzung. Ich erinnere mich noch an die roten Bände mit den Goldbuchstaben der Garnier-Ausgabe.
Irgendwann wurde die Bibliothek meines Vaters aufgelöst, und als ich den Don Quijote in einer anderen Ausgabe las, hatte ich das Gefühl, es sei nicht der richtige Don Quijote.
Später bat ich einen Freund, mir den Garnier mit denselben Stahlstichen, denselben Fußnoten und sogar denselben Druckfehlern zu besorgen. Alle diese Einzelheiten sind für mich Teile des Buchs; für mich ist das der echte Don Quijote…."

In Reminiszenz an einen
der ganz GROSSEN, Unvergesslichen,
Ahnherr und Wegbereiter …

Na, wer von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,
errät,
bereits jetzt...
von wem heute hier die Rede ist?
;-)

….[Fortsetzung folgt bis zu des "Rätsels" Lösung]…


Fortsetzung I [um 14:24 Uhr]

Nach den ersten Lektüre-Erfahrungen in den jungen Jahren des gesuchten "Ahnherrn", lesen Sie nun ein paar Zeilen über seine ersten Europa-Erfahrungen:

"1914 gingen wir nach Europa. Meines Vaters Augenlicht begann zu schwinden, und ich weiß noch, daß er oft sagte:
"Wie um alle Welt soll ich offizielle Schriftstücke unterzeichnen, wenn ich sie nicht lesen kann?"
Zu frühem Ruhestand gezwungen, plante er innerhalb von genau zehn Tagen unsere Reise….
Der Sinn unserer Reise war der Besuch einer Schule in Genf für meine Schwester und mich; wir sollten bei meiner Großmutter mütterlicherseits wohnen, die mit uns fuhr und schließlich auch dort gestorben ist, während meine Eltern den Kontinent bereisten. Zugleich wollte sich mein Vater von einem berühmten Genfer Augenarzt behandeln lassen….
…. In jenem ersten Herbst – 1914 – kam ich in das von Johann Calvin gegründete Gymnasium von Genf. Es war eine Tagesschule. In meine Klasse gingen wohl vierzig Schüler; gut die Hälfte davon waren Ausländer. Hauptfach war Latein, und ich fand bald heraus, daß man andere Fächer ein bißchen vernachlässigen konnte, solange man in Latein gut war. Aller andere Unterricht – Algebra, Chemie, Physik, Mineralogie, Botanik, Zoologie - fand auf Französisch statt. Ich bestand in dem Jahr alle Prüfungen, außer in Französisch. Ohne mein Wissen reichten meine Klassenkameraden eine Bittschrift ein, die sie alle unterzeichnet hatten. Sie betonten, dass ich allem auf Französisch hatte folgen und diese Sprache auch erst hatte lernen müssen. Sie baten den Direktor, das zu berücksichtigen, was er freundlicherweise tat. Anfangs hatte ich nicht einmal verstanden, wenn ein Lehrer mich aufrief, weil mein Name französisch ausgesprochen wurde, in einer Silbe fast wie ein unsauberer Reim auf "morsch", während wir es zweisilbig sprechen und das g wie ein hartes deutsches ch klingt. Immer wenn ich antworten sollte, stießen mich meine Klassenkameraden an."

Na, was antworten Sie, liebe Mit-Leser[innen]?
Hat jemand schon einen Tipp,
um wen es sich heute hier handeln könnte?

Ansonsten setze ich die Fortsetzung gegen Abend fort [bis des Rätsels Lösung geknackt ;-)]



Fortsetzung II [20:15 Uhr]

Der Unvergessliche, um den es heute geht, lernt in der Schweiz außer Französisch und Latein auch Deutsch, liest Schopenhauer und verliebt sich: in die Gedichte Heinrich Heines, die er noch Jahrzehnte später rezidiert. Bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr lebt er in Europa, dann im März 1921 kehrt er mit der Familie in die alte "Neue" Heimat zurück. Zu dem Zeitpunkt weiß er bereits, dass er wie alle Männer der Familie an einer Augenkrankheit leidet, die letztlich zur Erblindung führen wird.
Er ist erstaunt, dass seine Heimat, die zu diesem Zeitpunkt noch zu den zehn reichsten Ländern der Erde zählt, vor allem seine Geburtsstadt nun "eine sehr große, fast endlose Stadt" geworden ist.

"Es war mehr als eine Heimkehr, es war eine Wiederentdeckung", schreibt er damals über die Rückkehr.
Die Stadt inspirierte die Gedichte seines ersten Buchs und er schreibt viel: Gedichte, Essays und Erzählungen. In beinahe all seinen Texten nimmt er Bezug auf die Weltliteratur. Die Frauen fühlen sich damals von seinem Intellekt angezogen, zu seinem Bedauern nur davon, was er damals in einem Zweizeiler so ausdrückt: "Ich, der ich so viele war, bin doch nie jener gewesen, dessen Umarmung Mathilde Urbach ohnmächtig erlag."
Ob es Mathilde je gegeben hat?
Daran zweifelt manch einer noch heute, denn der Gesuchte versteht es als Schriftsteller meisterlich, detaillierte Biografien zu erdenken und seine Leser zu verwirren.

Als er 1921 aus Europa kam, schwenkte er das Banner des Ultraismus, eine Straßenbahn sah er damals als "Mann mit geschultertem Gewehr, den Sonnenaufgang als Schrei oder die untergehende Sonne gekreuzigt im Westen."
Ein Freund, dem er diese "Absurditäten" später einmal rezidierte, bemerkte:
"Ach, ich sehe, du warst der Ansicht, das Hauptziel der Dichtung ist es, zu verblüffen."

Ob seine ersten Gedichte Ultraistengedichte sind oder nicht, darauf versuchte sein Freund und Übersetzer Néstor Ibarra eine Antwort zu geben:
"Mit dem ersten ultraistischen Gedicht hörte er auf, ein ultraistischer Dichter zu sein."

ER selbst bedauerte im mittleren Alter seine frühen ultraistischen Exzesse: "Nach fast einem halben Jahrhundert bin ich noch immer bemüht, diese peinliche Periode zu verdrängen."
Dennoch. Damals wollte er noch Gedichte "jenseits des Hier und Jetzt, frei von Lokalkolorit und zeitgenössischen Gegebenheiten" schreiben:
"Ich glaube, das Gedicht "Schlichtheit" veranschaulicht hinreichend, was ich persönlich anstrebte", schrieb er über sich selbst in einem autobiografischen Essay:
Die Gittertür des Gartens öffnet sich
mit der Fügsamkeit der Seite,
die von häufiger Neigung befragt wird,
und drinnen brauchen die Blicke
sich nicht auf Gegenstände zu heften,
die längst genau im Gedächtnis haften.
Ich kenne die Gebräuche und die Seelen
und diesen Dialekt von Anspielungen,
wie ihn jede Menschengruppe entwickelt.
Ich muss nicht reden
noch Vorrechte heucheln;
Gut kennen mich, die hier um mich sind,
gut kennen sie meine Ängste und Schwächen.
Das ist, das Höchste erreichen,
das uns vielleicht der Himmel gewähren mag:
keine Bewunderungen oder Siege,
sondern einfach eingelassen werden
als Teil einer unbestreitbaren Wirklichkeit,
wie die Steine und die Bäume
.


Soeben schrieb mir der Literaturfreund eine Email mit der Lösung, da heute Abend offenbar auf Twoday die Kommentarfunktion ihren Geist aufgegeben hat, was außerordentlich schade ist. In diesem Sinne: Wer also noch mitraten möchte und für den Fall, dass das Problem anhält, sende mir einfach eine E-mail.
O d e r - Sie warten eben bis morgen...
allerdings möchte ich - sofern die Technik hier mitspielt, eigentlich das Rätsels Lösung heute noch lüften, damit all diejenigen unter Ihnen, die gerne noch mehr hören wollen - über diesen bedeutenden Argentinier [jetzt verrate ich Ihnen eben doch ein weiteres Schlüsselelement für die Lösung], die Chance haben, das [Web]Radio, um 22 Uhr, einzuschalten, um noch mehr über jenen herausragenden Essayisten und Wegbereiter der POSTMODERNE zu hören ;-)

Daher folgt nun [21:08 Uhr] der
Fortsetzung vor-letzter Teil III

Mit zunehmendem Alter wird das Augenlicht des Gesuchten schwächer und schwächer - "wie eine langsame Sommerdämmerung". Er erträgt es tapfer und fühlt sich Milton verbunden, dem großen englischen Dichter, der ebenfalls blind war. Trotz der Krankheit wird er 1955 Direktor der Nationalbibliothek und Herr über eine Million Bücher. Er sieht dies als "Offenbarung der Meisterschaft Gottes, der mit großartiger Ironie, mir gleichzeitig Bücher und die Nacht gab."
Zu dieser Zeit, Ende 1959, erlangt er – auch durch die Übersetzung seiner Bücher ins Französische – Berühmtheit. Seit Beginn seiner schleichenden Erblindung entwirft er seine Texte im Kopf und diktiert sie anschließend seiner Mutter. Mit ihr verbringt er beinahe sein ganzes Leben. Sein geliebter Vater stirbt Ende der 1930iger Jahre. Der Schriftsteller versucht die Dinge so zu nehmen, wie sie sind: "Die Blindheit hat einen positiven, wohlwollenden Einfluss auf mich gehabt. Sie zwang mich, klarer zu denken."

Er sucht neue Herausforderungen: Er lernt altenglisch, alt-angelsächsisch, isländisch und alt-skandinavisch, um Quellenstudien zu betreiben. UND heiratet schließlich im Alter um Mitte Sechzig. Allerdings währt die Ehe nur etwa vier Jahre [wenn ich richtig recherchiert].
Nach dem Eheexperiment widmet er sich wieder seinen Leidenschaften: Der Literatur und seinen phantastischen Texten.

Politisch sympatisiert er in den 1970er Jahren lange mit den Falschen, mit jenen, die sich in seinem Land erst als Gentlemen geben und später den Massenmord organisieren. Dies schadet seiner schriftstellerischen Reputation. Manche sagen, daher habe er nie den Literaturnobelpreis erhalten.


Fortsetzung IV [und Schluss] [21:52 Uhr]

Das Unterbewusste produziert die besten Geschichten, daher sammelt dieser Argentinier, der der Wegbereiter der Postmoderne war, seine Träume; er liebt das Spiel mit den Realitäten. In seinen Texten setzt er die Wirklichkeit und die Zeitebenen außer Kraft und stellt jene philosophische Fragen, die eigentlich die Grundprobleme der Erkenntnisphilosophie sind: Wer bin ich? Warum gibt es mich? Wo kommen wir her?

In seiner weltberühmten Erzählung "Die Bibliothek von Babel" entwirft er einen Kosmos, der das gesamte Wissen der Welt in sich birgt. Auf der Grundlage mathematischer Zahlenspiele werden alle möglichen Buchstabenkombinationen erdacht, so dass diese Bibliothek jedes nur erdenkbar mögliche Buch enthält. Hinzukommen die Bücher, die gerade geschrieben werden und die, die in der Zukunft erst noch entstehen werden. Neben mathematischen Zahlenspielen wimmelt es in seinen Texten von Spiegeln, Doppelgängern, Tigern und Labyrinthen. Er konfrontiert seine Figuren mit existenziellen Ausnahmesituationen.

Der argentinische Schriftsteller ist ein philosophischer und ein phantastischer Erzähler. Er bevorzugt die kurzen, knappen Formen, die Kurzgeschichten und gilt als Meister der phantastischen Geschichte. Er liebt die lyrische Form, die Erzählung und den Essay. Einen Roman hat der argentinische Schriftsteller nie geschrieben.
Warum? Das erklärte er einmal so:
"Ich bin einfach zu faul, einen langatmigen Roman zu schreiben."

Als er im hochbetagten Alter, mit Mitte Achtzig, spürt, dass ihn die Lebenskräfte verlassen, kehrt er zurück nach Europa, an den Ort seines intellektuellen Aufbruchs: Genf. Hier will er sterben.
Am 14. Juni 1986 ist es so weit: "Ich denke mit Hoffnung und ohne Furcht an den Tod. Was ich mir am meisten wünsche, vergessen zu werden, vom Tod ausgelöscht zu werden, ist auch ein schöner Gedanke. Ich werde das zwar nicht genießen können, weil ich nicht dabei sein kann, aber das macht nichts", sagte er kurz zuvor.

Hier erzählt seine große Liebe, Maria Kodama, gleich, von 22:05 bis 23:00 Uhr auf SWR2 [auch via Webradio hörbar] ihre persönliche Geschichte mit ihm und über ihre Begegnung mit seiner Mutter, über ihre Reisen und seinen Tod in Genf. Mit Ausschnitten aus Vorträgen und Lesungen und der Musik von Astor Piazzolla, die der Komponist für den Dichter geschrieben hat.

Der große argentinische Schriftsteller, dessen 25. Todestag heute ist, ist Jorge Luis Borges

Herzlichen Dank all jenen,
die hier mit-geschrieben und hier oder via Email mit-geraten haben!

So und nun schnell das Radio an,
Viel Spaß beim Zu- und rein-hören auf SWR2
:-)

P.S.
Die o.g. Sendung kann auch noch "on demand" in den nächsten Tagen auf SWR2 >>>angehört werden.
Dort findet sich eine weitere [fast einstündige] Hörfunksendung über Jorge Luis Borges und sein "Licht in dunklen Labyrinthen".
Beides ist wirklich sehr hörenswert, für alle, die sich für die argentinische Literatur und/oder die Postmoderne interessieren :-)

n.b.
Sofern nicht gesondert im o.g. Eintrag gekennzeichnet, entstammen alle Zitate Jorge Luis Borges Buch "Ein ewiger Traum" und dort v.a. seinem "Autobiografischen Essay (1970): Familie und Kindheit, Europa, Buenos Aires, Reife, Emsige Jahre", S. 206ff, Hanser Verlag, 1995
4510 mal gelesen
steppenhund - 14. Jun, 13:04

Ich hätte ja gemeint, die Rede ist von Ihrem Vater.
Aber ich seh' schon: mit dieser Leseerfahrung kann ich nicht mithalten.
Meine Lektüre war:
Nesthäkchen (viele Bände)
Trotzkopf
Märchen und Sagen
Rose, Linde, Silberner Stern
Winnetou (bekam ich geborgt)
Goethe-Märchen (bekam ich von meinem Vater vorgelesen, als ich krank war)
Die Hauff-Märchen, die mir so gut gefallen haben. Die habe ich bis zum Auswendigkönnen verschlungen. (Mutabor, NiesmitLust, Ich bin der Räuber Orbasan)
Etwas später kamen dann die Sammelbände über Endecker, über Entwickler, über die Physik (mit 14)
Und das erste Buch, was ich für den Unterricht lesen "musste", war "Lord of the Flies" mit 16 Jahren in Amerika als Austauschschüler.
Und eigentlich habe ich in dem Alter schon sehr viel gelesen, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was einen größeren Eindruck hinterlassen hätte. Der Hesse fing erst mit 17 an. Aber dann hatte ich eh schon begonnen, mich durch den Bücherschrank meines Vaters durchzuarbeiten.
Heute habe ich auch einige tausend Bücher, doch von den neuesten Erscheinungen lese ich nur mehr wenig.
Arno Geiger schätze ich sehr, vor allem sein letztes Buch "Der alte König in seinem Exil". (Würde ich jedem ungeschaut empfehlen)
Muschg und Widmer mag ich, von Houllebeqc habe ich die meisten gelesen, wobei mir Elementarteilchen noch immer am besten gefällt.
Aber sonst sind es jetzt Sloterdijk oder Bertrand Russell, ein bisschen Seneca und dann unvermutet einmal ein Frisch.
Aber was ich früher noch zusätzlich verschlungen habe, war Science Fiction.
Frank Herbert, Dune in allen Bänden
Herbert Franke, vieles, am besten finde ich "Die weiße Pest"
Asimov, praktisch alles
Philip K.Dick, praktisch alles
und natürlich die Klassiker wie Samjatin, Strugatzki, Günter und Johanna Braun, Lem, Huxley, Orwell, ...
Ich habe einmal eine Grafik gemacht. Die ist aber auf einem anderen Computer.
Lesen war wie Schokolade essen. Zwei Stunden im Tag, eine Stunde Fachliches, eine Stunde Belletristik, eine Stunde englisch, eine Stunde deutsch.
Und das seit meinem 18. Lebensjahr. Da kommt schon etwas zusammen:)

steppenhund - 14. Jun, 13:06

Wie konnte ich Sartre vergessen. Über den habe ich sogar maturiert. Und Graham Greene. Und Julien Green
Und die Lessing habe ich gelesen, als der Nobelpreis noch in weiter Ferne war.
"Marriages between the Zones III and IV" hat mich als Titel in seinen Bann gezogen.
steppenhund - 14. Jun, 13:13

Und dann gab es ja noch die russische Periode, als ich in der Sowjetunion Gebietsleiter war.
Da lernte ich erst Pasternak wirklich kennen. Und Lyrik im Allgemeinen. Svetajewa, Achmatowa, Alexander Block, ...
Die bekannteren Schriftsteller lasse ich aus. Aber Trifunov, Bunin, Aitmatov habe ich mit großem Interesse gelesen.. Bei manchen Geschichten von Bunin musste ich mich durch die russische Fassung durchquälen, weil es noch keine Übersetzungen gab.
david ramirer - 14. Jun, 13:19

@steppenhund

verständnisfrage: hast du jetzt vier oder zwei stunden/tag gelesen? zutrauen würde ich dir ja beides ;)
steppenhund - 14. Jun, 13:19

Und zwei Werke gibt es, die eine Sonderstellung einnehmen:
a) der Faust
b) Master und Margarita

Im Faust finde ich schon alles beschrieben, was heute alles in der Wirtschaft schief läuft.

Master und Margarita ist irgendwie in mein Leben verwoben. Ich habe es versucht, auf russisch zu lesen. Aber Bulgakov verwendet viel zu viele Phrasen, die jemand ohne tiefe Kenntnis der Sprache nicht goutieren kann.
Aber selbst in der deutschen Übersetzung schwingt eine Poesie mit, die unbeschreiblich ist.
Und dazu gibt es dann noch die Schwänke, die bereits auf der zweiten Seite anfangen:

(heißer Sommertag, alle echten Moskoviter sind auf der Datscha am Land, Patriarchenteich im Park, Kiosk)
Dichter und Literaturkritiker steuern einen Kiosk an:
"Zweimal Limonade"
"Limonade ist aus"
"Na dann zwei Bier"
"Bier gibt es nicht"
"Was gibt es denn?"
"Kwas, aber der ist warm!"
steppenhund - 14. Jun, 13:22

@David

nein, es waren nur zwei Stunden. Aber die ziemlich konsequent durchgezogen.
Als Student habe ich natürlich noch mehr gelesen, - für die Prüfungen - aber das zähle ich hier nicht dazu.
Der Doderer gibt ja auch schon ganz schön viele Stunden her. Die Strudlhofstiege habe ich wohl an die 15 mal gelesen, die Dämonen hingegen nur 2 mal. (ergibt auch schon ungefähr 340 Stunden:)
Teresa HzW - 14. Jun, 13:42

Auf den Lese-Spuren...

Die Rede ist nicht von der Bibliothek meines Vaters, lieber Steppenhund und David Ramirer [wie schön, dass Sie mal herein schauen bei mir *freu*] und @all, die das vermute[te]n, sondern von der Bibliothek eines a n d e r en, der in Ihrer bisherigen Lektüreliste [*wow*] noch nicht enthalten ;-) - aber nicht, dass Sie nun anfangen, alle Ihre Tausende von Bänden hier aufzuzählen, lieber Steppenhund :-)))) [sonst ist mein Twoday-Webspace zu Ende ;-) und des Rätsels Lösung müsste waaaarteeeen].

Hier in meinem Blog, also in meiner virtuellen Bibliothek sozusagen, habe ich vor einem Jahr angefangen, einige [mir wichtig und / oder interessant erscheinende] Bücher [aus meiner realen Bibliothek] einzustellen; seitdem haben sich viele Bücher auf, vor und neben den Regalen zu stapeln begonnen, ich kam nicht mehr dazu, sie einzusortieren, jedoch der Karl May ist auch darunter, ferner die griechischen, römischen und germanischen Götter- und Heldensagen, der Arno Geiger und noch viele andere österreichische Autoren.

Mehr zu meiner virtuellen Bibliothek und wie mit ihr und in ihr umzugehen ist [außer pfleglich ;-)] finden Sie hier, also hierunter >>>https://wiederworte.twoday.net/topics/Bibliothek/

Und nun sollte ich vielleicht noch ein paar Hinweise geben, bevor der Herr Bücherblogger kommt, weil ich vermute, dass er des Rätsels Lösung ruck-zuck knacken könnte, weil er mein Blog ja ziemlich gut kennt. Huch, nun habe ich Ihnen allen noch einen weiteren Hinweis zur Lösung gegeben.
Derweil wollte ich oben im Text gleich noch weitere Fährten legen, damit Sie, lieber Bücherblogger, David Ramirer und alle anderen noch ein paar Spuren weiter mit verfolgen können, sofern Sie mögen ;-)
Teresa HzW - 14. Jun, 13:52

@Steppenhund

Was ist denn "Kwas"? Wodka?

Ihre russischen Buchbestände sind sicher sehr umfangreich!? Darunter gewiss so manches "Schätzchen", das man hier "im Westen" gar nicht bekommt [so geht es mir meist mit französischer oder amerikanischer, oft auch mit österreichischer Literatur [Ja,ja - man[n] höre und staune! Es gibt Bücher, die findet man nur in Wien, hier in DE aber nicht!] und daher nehme ich auf Auslandsreise immer besonderes große Koffer mit, damit auch ein paar regionalspezifische Bücher ihren Platz finden!
:-)

btw:
Haben Sie wirklich die genannten Autoren im russischen Original gelesen?

steppenhund - 14. Jun, 14:05

Nein, die meisten gab es sogar in einer deutschen Übersetzung (DDR). Nur z.B. Visitschki Karti von Bunin bekam ich weder auf englisch noch auf deutsch.
Und die Lyrik muss man natürlich auch auf russisch lesen. Am besten in zweisprachigen Ausgaben.
Kvas ist irgendetwas Grausliches, was ich selber nie getrunken habe. (Quasi ein Brotbier)
http://en.wikipedia.org/wiki/Kvass
Teresa HzW - 14. Jun, 14:42

Nun sagen Sie bloß, damals waren in Russland deutsche Übersetzungen erhältlich? [oder nur am Flughafen?]
Es sei denn, Sie waren in Moskau, da könnt` ich mir das grad noch vorstellen... dass dort eine Buchhandlung mit deutscher Literatur zu finden war... war das zu Gorbi`s Zeiten, als Sie dort weilten?

Apropos Kwas... dann doch lieber das hier >>>
http://cdn.chefkoch.de/ck.de/fotoalben/4b751bd69ee9695aa10757bad6dcff26/1722/full_zwsukt2.jpg
"a boarische Brotsuppn"
:-)
steppenhund - 14. Jun, 14:02

Also jetzt rate ich einmal

Homer

Letzten Endes würde es mir schwer fallen, irgendeinen Poeten speziell vor den anderen auszuzeichnen, obwohl mir das Goethe schon gelegen käme. Aber genauso gut könnte man dann Shakespeare anführen oder Dante. Es muss also ein früherer gewesen sein.

Ja, und da passt der Homer schon ganz gut hin. Da steckt ja auch das ganze Leben, die damals gelebte religiöse Richtung, das Leben als Tanz und Fest und noch so einiges anderes drin.

Teresa HzW - 14. Jun, 14:39

@Steppenhund

Nein, lieber Steppenhund, von HOMER ist heute hier nicht die Rede. Sooo weit blicke ich an diesem 14. Juni nicht zurück.
Der, von dem ich rede, ist "gegenwärtiger" [wenn ich das etwas geheimnisvoll andeuten darf].

Und... da Sie Science Fiction mögen, die Art seiner Schreibe ist vielleicht so etwas wie ein "Vorläufer" davon... uuupsss, aber nun muss ich mir kräftig auf die Zunge beißen, damit ich [noch] nicht zu viel preisgebe ;-)
Literaturfreund (Gast) - 14. Jun, 18:34

Ich habe eine Idee, wer der Gesuchte sein könnte, halte mich zurück, weil ich das Spiel nicht verderben möchte;) zumal ich zu gern wüßte, wieviele Fortsetzungen Sie im Köcher haben;
ein freundlich gesinnter Gruß von einem, der sich freut, wieder etwas Geistreiches zu lesen.

Teresa HzW - 16. Jun, 19:44

@Literaturfreund

Ich hätte ja noch einige Fortsetzungen auf Lager gehabt, wie Sie sich denken können, lieber Literaturfreund, aber dann wäre es mir mit der Überleitung auf die SWR2-Sendung mit Maria Kodama nicht "ausgegangen" ;-)
Rest siehe E-mail.
Herzlich
Teresa
Schülerin (Gast) - 14. Jun, 23:43

Danke für die Hörtips!
Klasse Beitrag.

Teresa HzW - 16. Jun, 19:45

@Schülerin

Freut mich sehr, dass auch die Jugend Gefallen an meinen literarischen Einträgen hier findet :-)
Der Buecherblogger (Gast) - 16. Jun, 07:28

Leider war ich einige Tage verreist und konnte an Ihrem Rätsel deshalb nicht teilnehmen.
Gerade habe ich die Erzählung "Deutsches Requiem" von Borges gelesen, angeregt durch Ihren "Vierzehnten Juni" und mir ist ein merkwürdiger Vergleich in den Sinn gekommen. Sollte Roberto Bolaño die Erzählhaltung des chilenischen Ich-Erzählers Sebastián Urrutia Lacroix auf dem Sterbebett in seinem "Chilenischen Nachtstück" ein wenig aus dieser Erzählung Borges kopiert haben? Sie ähneln sich vom Inhalt einmal abgesehen sehr.
Erraten hätte ich es spätestens, als Sie von einem Argentinier sprachen. Die Radiosendung werde ich mir noch anhören. Haben sie nicht Lust, bei meinem 2. Literaturrätsel mitzuraten?

Herzlichen, etwas verspäteten Gruss

Der Buecherblogger

Teresa HzW - 16. Jun, 19:53

@Bücherblogger

Lieber Bücherblogger,
Ihr Verdacht, der eine Südamerikaner, Bolano, habe von einem anderen, Borges, abgeschrieben, schockiert mich nicht wirklich ;-) - Kann es sein, dass die Fährte, der Sie da auf der Spur sind, vielleicht eher "intertextuell" zu sehen ist?
Falls ja, hat Borges in seinem "Bücher-Himmel" sicher Verständnis und lacht sich in die Bücher-Fäuste und denkt vielleicht an die Jahre, als er selber versucht hat, einem anderen, einem seiner Idole, Franz Kafka, nachzueifern: "Ich habe auch einige Erzählungen geschrieben, in denen ich ehrgeizig und sinnlos versucht habe, Kafka zu sein. Eine gibt es, mit dem Titel "Die Bibliothek von Babel", und noch einige andere, Übungen, mit denen ich Kafka zu sein versuchte. Sie trafen auf Interesse, aber mir wurde klar, daß ich mein Ziel nicht erreicht hatte und einen anderen Weg suchen mußte.
Kafka war gelassen und ein wenig geheim, ich dagegen versucht, skandalös zu sein. Ich habe barock begonnen, wie alle jungen Autoren, und heute versuche ich, das nicht zu sein. Ich habe auch versucht, anonym zu sein, aber was ich auch schreibe, man erkennt es sofort." [so steht es geschrieben im Kurz-Essay von 1983: "Ein ewiger Traum" [S. 200] im bereits oben bezeichneten gleichnamigen Buch von Borges, das derzeit meine Abend-Lektüre ist ;-)
Man kann so herrlich [wahllos] hineingreifen [und trifft doch stets eine gute Wahl ;-)] und je nach dem Grad von der Erschöpfung des [Arbeits]Tages einen lediglich kurzen oder längeren Essay auswählen und lesen.
Danach ist man[frau] wieder eine Erkenntnis reicher oder geläutert ;-)

Bei Ihrem neuen Literaturrätsel lese ich bereits beständig mit, jedoch geht es mir da dieses Mal so, wie es der Steppenhund in seinem Kommentar heute Morgen hier bei mir bezeichnete, ich möchte bei Ihnen da drüben nicht als "Illiterat" aus dem Rahmen fallen und bilde mich daher drüben bei Ihnen, lieber Bücherblogger, dieses Mal lieber "nur" mit-lesend weiter, da ich ansonsten nur raten könnte. Und beim Raten lag ich noch nie richtig - außer wenn es ein sportlicher Kick-Tipp ist :-)
Herzlich
Teresa
steppenhund - 16. Jun, 08:58

ungebildet

Da können Sie sehen, was ich für ein Illiterat bin. Ich habe noch überhaupt nichts von ihm gelesen.
Und bei Ihrer Erwähnung von Maria Kodama habe ich eine gänzlich andere Assoziation. Eine sehr nette, weil ich die Zeit damals genossen habe.
Kodama hießen nämlich jene Hochgeschwindigkeitszüge in Japan, die im Gegensatz zum Hikari in jeder Stadion gehalten haben. Dadurch habe sie für die Strecke Toyko - Osaka um 20 Minuten länger gebraucht, sind aber ansonsten ebenfalls genauso schnell gefahren.
http://en.wikipedia.org/wiki/Kodama_(train)#Shinkansen_Kodama
Und da gibt es dann schon auch eine literarische Verbindung. Ich saß in so einem Zug und hatte mir gerade in Wien vorher das Foucaultsche Pendel und den Kommentarband dazu gekauft. Und da saß ich bei 250km/h und las über ein Pendel, dass sich unmerkbar langsam in der Pendelrichtung verändert. Und wenn ich hinaussah, konnte ich Japaner sehen, die auf dem Dach von Häusern Golfabschläge übten.
Das hat damals einen sehr großen Eindruck hinterlassen. Allerdings gab es keine Blogs, sonst hätte ich das damals schon geschrieben:)

Teresa HzW - 16. Jun, 20:20

@Steppenhund

Lieber Steppenhund,
Ihre Überschrift interpretiere ich wieder einmal als "ironische An[Be]merkung" – "ohne Flachs" [wie man hier im Ländle sagt] ;-)
Wie schön, dass unsereine dazu beiträgt, jemandem im "besten" Alter [also Ihnen] einen Autor nahe zu bringen, den er [noch] nicht kennt; v.a. wenn man[n] - so wie Sie - bereits viel in der Welt herum gekommen ist ;-)
Jedoch, vielleicht liegt es daran, dass Sie, wie ich Ihren Kommentaren entnehme, eher auf der östlichen Weltkugel wie in der südwestlichen unterwegs waren [wo Ihnen Borges [Senn[j]orrr Borrrr[ch]ässs] verständlicherweise nicht begegnen konnte].
Ich bin mir sicher, seine "Bibliothek von Babel" würde Sie faszinieren! [also seine oben im Texteintrag bezeichnete berühmte Erzählung, nicht zu verwechseln mit dem gleichlautenden Literaturkanon "Phantastischer Literatur", also der Bücherbibliothek, die Jorge Luis Borges` Sammlung von "Phantastischen" Erzählungen aus aller Welt und mehreren Jahrhunderten umfasst. Sie ist bei der Büchergilde in Deutschland erschienen bzw. wird von ihr "vertrieben"].

Was die Frau des argentinischen Schriftstellers betrifft, sie hat durchaus einen fernöstlichen Einschlag, wenn man ihr Foto auf der SWR-Website näher betrachtet ;-)

Wenn Sie bei 250km/h über die japanische Insel geflitzt sind, können Sie vermutlich nachvollziehen, was für ein Feeling es sein könnte, mit 350km/h über die Lande zu fliegen wie der neue Hochgeschwindigkeitszug der Chinesen http://www.rediff.com/business/slide-show/slide-show-1-how-chinas-bullet-trains-are-powering-its-economy/20110616.htm
wogegen wir - im Ländle - demnächst wieder die gute alte Dampflok raus holen [aber das ist wiederum eine andere Geschichte, die ich dringlichst in einem eigenen Blogeintrag aufbereiten sollte…] :-)
Herzlich
Teresa
Teresa HzW - 16. Jun, 21:09

Mit der Stimme seines Herrn

Nachdem so viel geschrieben, ist es an der Zeit, dass abschließend der Meister selbst spricht:
Jorge Luis Borges rezitiert ein Gedicht,
gleichsam im Rhythmus eines Tangos...


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Wi[e]der[W]orte [2]

wiederworte2.twoday.net Wenn Sie auf dieses Bild klicken, erfahren Sie, wie es weitergeht... :-)

[post]modern

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